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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
Autoren: Siri Kolu
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mit lautlosem Jubel in der Luft, als hätte er gerade einen Weltrekord beim Marathon aufgestellt.
    » Das ist ja wahnsinnig schwierig!«, keuchte der Wilde Karlo. » Furchtbar viele Leute, sehr kurze Zeitfenster. Man braucht Kondition.«
    » Man muss wissen, was man haben will«, sagte Gold-Piet selbstbewusst und legte die Kaffeepackung in Karlos Wagen. » Und flink sein.«
    Im Wagen lagen nur wenige Lebensmittel.
    » Vilja, ich bin nicht sicher, ob das hier wirklich weniger Zeit erfordert als Autoüberfälle«, sagte der Wilde Karlo.
    » Habt ihr etwa gedacht, dass man anderen Leuten das Essen klauen muss?«, sagte ich bestürzt.
    Also fingen wir mit den beiden noch einmal ganz von vorne an.
    Auch die anderen hatten die Sache gründlich missverstanden. Hilda hatte ihren Einkaufswagen gegen einen interessanteren eingetauscht, der die Einkäufe einer fremden Familie enthielt. Neben Grundnahrungsmitteln fanden sich darin auch Gläser mit Babynahrung, die sie gerade hinauswarf, als ich dazukam. Hele dagegen war ins Hinterzimmer geschlichen und hatte die Schlüssel und die Arbeitspläne des Personals in die Finger bekommen. Kalle war fasziniert von den Überwachungskameras und hatte das Einkaufen völlig vergessen. Als ich ihn fand, starrte er aus nächster Nähe in eine Kamera und verfolgte gebannt, wie sie sich langsam drehte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie viele Nahaufnahmen von seinem Gesicht auf dem Film zu sehen sein würden.
    » Das wird nichts!«, sagte ich zu Kaija.
    » Ach was«, tröstete sie, » irgendwann ist es für jeden das erste Mal.«
    Nach zwei schweißtreibenden Stunden und immer neuen Verhandlungen und Berichtigungen hatten die Räuberbergs die Kassen erreicht. Es war ein ruhiger Zeitpunkt am Nachmittag, und es gab keine Schlangen.
    » Bist du sicher, dass du das alles brauchst?«, fragte ich Hilda. In ihrem Wagen lagen jetzt hohe Stapel Knäckebrot und mehrere Paletten Kastell-Senf.
    » Oh ja!«, rief sie und legte die Hände schützend über ihre Einkäufe.
    Kalles Wagen war voller verschiedener Bonbontüten und Kekspackungen. Der Wilde Karlo hatte schließlich Bratenfleisch und Bacon gefunden.
    Ich schaute besorgt zu Kaija hinüber, die ermutigend nickte. » Selbst wenn sie den ganzen Laden leerkaufen wollen, geht das in Ordnung«, sagte sie. » Das Geld dafür haben sie.«
    Ich wollte alle heranwinken, damit wir die Wagen hintereinander durch eine Kasse schleusen konnten. Zum Schluss würde Kaija mit ihrer Geldkarte alles bezahlen.
    Aber genau in diesem Moment stieß der Wilde Karlo einen Räuberschrei aus: » In Formation aufstellen!«
    Alle Räuberbergs schwärmten aus, bildeten eine Reihe und setzten grimmige Mienen auf.
    » Im Laufschritt marsch!«
    Genau gleichzeitig rannten alle fünf los, auf die Kassen zu und hindurch. An allen fünf Kassen heulten die Alarmanlagen los. Die Schnallen an Heles Kampfstiefeln klirrten, als sie ihren Wagen im Laufschritt durch den Hauptausgang auf den Parkplatz schob.
    » Ach du meine Güte«, sagte Kaija. » Und dabei ist Rennen wirklich nicht meine Stärke.«
    Hele wartete an der Tür auf uns, die sich automatisch nach außen öffnete. Kalle hatte eine gewaltige Kette von ineinandergeschobenen Einkaufswagen losgemacht und rollte sie im Eiltempo auf die Tür zu. Hele und Kalle schoben die Wagenschlange so vor die Tür, dass sie nicht mehr aufging. Das würde die Verfolger ein bisschen aufhalten. Aber nur ein bisschen.
    » Los, rennt!«, schrie Hele und raste an uns vorbei.
    Ich nahm Kaija bei der Hand und zog sie hinter mir her. Dann winkte ich Kalle, er solle uns überholen.
    Als Kaija und ich den Bus erreicht hatten, lief der Motor schon, und alle Türen standen offen. Hele und Kalle schaufelten Waren zur Seitentür hinein, während der Wilde Karlo und Gold-Piet den Inhalt zweier voller Einkaufswagen einfach in den Bus kippten. Wurst, Schokolade und Senf flogen durch die Luft.
    Als ich Kaija bis zur Bustür bekommen hatte, halfen die anderen uns beim Einsteigen. Ich sah drei Wachmänner und eine Verkäuferin, die endlich über die Einkaufswagenbarrikade geklettert waren und schreiend auf den Bus zu rannten. Auf dem Parkplatz war ein riesiges Durcheinander. Aus umgestürzten Einkaufswagen rollten Käseschachteln, Filetstücke und Schokoladentafeln heraus. Unser Abgang war alles andere als sauber.
    Ich griff mir ein kleines Bündel Scheine aus dem grauen Pappkarton und ließ sie aus der offenen Seitentür in den Wind segeln. Dann knallte Hele die Tür
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