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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
Autoren: Siri Kolu
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zu.
    » Hey, die funktionieren!«, sagte der Wilde Karlo verblüfft. » Jetzt wissen wir, wie Mäusefürze funktionieren. Bei Bedarf bringen sie die Leute zum Erstarren. Wenn man sie so flattern lässt.«
    Ich blickte aus dem Fenster. Die Wachmänner waren völlig darauf konzentriert, die Scheine einzufangen, die im Luftzug des Busses auf dem Asphalt umherwirbelten.
    » Danke für den Einkauf!«, schrie ich.
    Der Verkäuferin, die verdutzt stehen geblieben war und hinter uns her starrte, winkten wir freundlich zu, während wir davonrasten.

Kapitel 23
    in dem Vilja auf einem wohlbekannten Parkplatz ankommt
    D rei Tage nach dem Supermarktbesuch weckte ich die Räuberfamilie mit dem Duft von gebratenem Speck, Eiern und im Ofen gewärmten Fleischpiroggen. (Ehrlich gesagt wurden die Piroggen etwas dunkler als beabsichtigt, weil ich mich darauf konzentriert hatte, die Eier in der Pfanne zu wenden, was überraschend schwierig war.) Kaija war mit mir zusammen früh aufgestanden. In zwei Tagen hatte sie Deadline für ihren neuesten Herta-Sonne-Roman. Sie saß in ihrem rosafarbenen Schreib-Morgenmantel am Tisch, schaute mir beim Kochen zu und flüsterte leidenschaftliche Dialoge vor sich hin, die sie dann in den Computer hämmerte. In den zwei Wochen hier in der Wohnung hatten wir beide festgestellt, dass die Morgenstunden die beste Zeit waren, um in Ruhe irgendetwas zu tun. Wenn alle aufgewacht waren, brachen Lärm und Chaos los.
    » Nanu«, sagte der Wilde Karlo, der im Pyjama aus dem Schlafzimmer kam und sich begeistert den Bauch rieb. Der Duft der angebrannten Piroggen hatte auf ihn gewirkt wie ein schrillender Wecker. » Willst du mit Hilda um den Job der Proviantmeisterin konkurrieren? Übrigens, mir wird’s jetzt bestimmt gut schmecken, das war eine denkwürdige Nacht. Ich habe wunderbar in dem großen Kleiderschrank geschlafen. Das Schnarchen, über das sich die Dame ständig beklagt, war nicht zu hören. Kein winziges Schnärcherchen, denn dazwischen war die Schranktür! Ein lebender Beweis für das, was ich immer sage«, strahlte der Wilde Karlo. » Gib einem Räuberhauptmann ein Problem, und er wird es lösen!«
    Hilda kam hinter ihrem Mann in die Küche und bedeutete Kaija und mir mit einem drohenden Blick, dass sie nicht über das Schrankexperiment der vergangenen Nacht sprechen wollte.
    » Bitte sehr, übernimm du den Koch-Job«, sagte Hilda zu mir und gähnte genüsslich. » Dann kann ich mich voll auf das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit konzentrieren.«
    Gold-Piet hatte unser Gespräch offenbar gehört und kam angeschlurft, wobei er sich verschlafen die Achselhöhlen kratzte.
    » Gut geschlafen?«, fragte ich.
    » Na ja«, sagte er und machte ein schmatzendes Geräusch. » Das Schlafen fühlt sich ziemlich anders an, wenn einem nicht der Wind unter dem Hintern durchweht.«
    Hilda wandte den Kopf zu den Schlafzimmern: » Kinder, aufstehen, Vilja hat Frühstück gemacht. Daran könnt ihr euch auch ein Beispiel nehmen. So könnt ihr uns Erwachsene freudig überraschen.«
    » Quatsch«, sagte Kalle und streckte und räkelte sich im Türrahmen. » Im Räuberbus lässt du uns dann wieder nichts mehr machen.«
    In diesem Moment kam Hele zur Wohnungstür herein. Sie hatte schon beim ersten Hahnenschrei einen morgendlichen Kundschaftergang gemacht.
    Ich rief auch Kaija zu Tisch, die mitten in einem Streit ihres Liebespaares steckte. Ich hatte sie verstohlen beobachtet. Manchmal legte sie sich die Hand auf die Stirn und sah aus, als wollte sie in Ohnmacht fallen, was offensichtlich die Rolle der jungen Frau in diesem Buch war, und manchmal stellte sie sich breitbeinig hin und gestikulierte raumgreifend mit einer Hand, während sie die andere in die Seite stemmte. Dann sprach wohl die Hauptperson, der unglückliche Joni von Hiidendorf. Ich hatte noch nie gesehen, wie eine Schriftstellerin arbeitet, und fand es sehr merkwürdig und faszinierend.
    » Warum kriegen wir denn so ein Festessen?«, fragte Gold-Piet, als ich voll beladene Teller vor ihnen hinstellte. » Wüsste ja gerne, wozu ich jetzt gratulieren darf.«
    Ich knallte zwei Tuben Senf auf den Tisch und überlegte, wie ich anfangen sollte. Es durfte nicht fragend oder bettelnd rüberkommen. Ich musste einfach ansagen, wie die Lage war.
    » Jetzt seid doch nicht so blöd«, sagte Hele. » Ist doch klar. Vilja will zurück nach Hause.«
    Sie war wirklich das schlaueste Mädchen, das ich kannte.
    » Dabei fällt mir ein«, fügte Kalle hinzu, » am Mittwoch
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