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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
Autoren: Siri Kolu
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aufgerollt. Dieses BeWe hat echt einen praktischen Nutzen!«
    » Tür zu!«, schnauzte Hele. » Tür zu, bevor ihr hier so rumschreit, ihr verflixten Amateure!«

Kapitel 22
    in dem nach Art der Räuberbergs eingekauft wird
    I ch hatte es wirklich gut gemeint. Den halben Tag lang lag jemand mit dem Räuberbus irgendwo auf der Lauer, denn in der Räuberwohnung war noch viel einzurichten. Ich wollte ihnen eine praktischere Art und Weise zeigen, wie sie sich zumindest Lebensmittel beschaffen konnten, aber ich hätte die Räuberfamilie besser kennen müssen, um zu wissen, was geschehen würde.
    Natürlich mussten sie einkaufen, redete ich mir ein. Solange Kaija in ihrem Häuschen wohnte, hatte sie ja einen Kühlschrank voller Lebensmittel für die Familie bereitgestellt und Kastell-Senf und superhartes Knäckebrot für ein halbes Jahr dagehabt. Sie hatte all die Grundnahrungsmittel eingekauft, von denen die Räuber lebten, während sie auf ein mit passenden Delikatessen beladenes Auto warteten. Aber die Schulferien gingen zu Ende, immer weniger Leute waren in den Sommerhausgegenden unterwegs, und die Wagen waren nicht mehr so mit Lebensmitteln beladen wie zu Anfang der Ferien. Jetzt strömte der Verkehr in die andere Richtung. Alle hatten Kisten mit roten Johannisbeeren oder Plastiktüten voller Äpfel bei sich. Die Ernte des Sommers war auf dem Weg in die Gefrierschränke der Stadtwohnungen, aber als Essen für einen Räuberhauptmann taugte sie nicht. Der Wilde Karlo brauchte Wurst, Eier, Fleischklößchen und Piroggen auf seinem Knäckebrot. Er weigerte sich, länger als ein oder zwei Tage von total geschickt geraubten Tütensuppen zu leben.
    Mein Instinkt funktionierte zum Glück insoweit, als mir klar war, dass das Ganze furchtbar in die Hose gehen konnte. Deshalb nahm ich die Räuberbergs nicht in den Einkaufsladen um die Ecke mit, sondern wir fuhren fünfzig Kilometer zu einem größeren Supermarkt auf der grünen Wiese.
    » Schön, dass wieder einmal alle mitfahren«, sagte Hilda, als sie den P-Schildern zum Parkplatz folgte. » So hat der Bus das richtige Gewicht.«
    » Und man rutscht auch nicht so auf den Sitzbänken rum, wenn kein freier Platz ist«, sagte Kalle. » Viljas grünes Gesicht hatte ich wirklich schon vermisst!«
    » Ich bin nie reisekrank!«, rief ich und wollte einen Ringkampf mit ihm anfangen, doch da wurde mir klar, dass ich diese Tour leiten musste.
    » Das hier ist kein Raubzug«, erklärte ich ihnen zum vierten oder fünften Mal. Ich stand auf dem heißen Parkplatz vor ihnen wie ein Kommandant vor seiner Truppe. » Das hier ist kein Markenzeichen und hat nicht den geringsten Hauch von Gesetzlosigkeit. Wir ziehen Erkundigungen ein.«
    » Genau, Erkundigungen«, sagte der Wilde Karlo sachkundig. » Das ist ab und zu sehr sinnvoll. Habe ich das nicht gesagt, Piet, vor fünf Sommern? Da haben wir mit Karilahti unsere Methoden verglichen, vor dem Sommertreffen. Wir haben sozusagen gegenseitig voneinander Erkundigungen eingezogen, denn man lernt ja durch das Tun. Aber Karilahti wurde am Ende des Sommers geschnappt, der hat nicht durch das Tun gelernt.«
    » Steck das Messer weg, Hele!«, befahl ich. » Jetzt sagt es jeder laut und deutlich: Das hier ist kein Raubzug.«
    Sie schworen es mir im Chor, zuletzt kam Gold-Piets langgezogenes: » keein Raaubzuug«.
    » Lasst uns endlich losgehen«, sagte Hilda.
    Die Familien, die in Schrittgeschwindigkeit neben uns einparkten, elegant aus ihren Autos stiegen und gesittet auf den Haupteingang zugingen, verwirrten Hilda. Nach ihrer vom Wettkampfinstinkt geprägten Sichtweise waren wir mit einem guten Vorsprung gestartet, hatten ihn aber durch unnötiges Zögern vertan.
    » Erst müssen wir uns verkleiden«, sagte ich und teilte die Sachen dafür aus.
    Im Badesachenkorb hatte ich überschüssige Beuteteile von den letzten Raubzügen eingesammelt: Sonnenbrillen, Halstücher, Schirmmützen mit Werbeaufdruck. Für Hele gab es eine pinkfarbene Schirmmütze, die sie jetzt angewidert in den Händen hielt.
    » Und die hier!«, sagte ich und gab ihr eine schrille Sonnenbrille, die schmal zulief wie die Augen einer Katze.
    » Das ziehe ich wirklich nicht an!« Der Wilde Karlo hielt mit spitzen Fingern ein Hawaiihemd mit Palmenmuster hoch, das wir als provisorische Gardine für das Rückfenster benutzt hatten.
    » Boss, ich kann es nehmen«, sagte Gold-Piet aufopferungsvoll.
    » Da drin sind Überwachungskameras, und falls, FALLS , irgendetwas schieflaufen sollte,
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