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Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)

Titel: Vilja und die Räuber: Roman (German Edition)
Autoren: Siri Kolu
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einstimmig angenommen«, verkündete Kaija und klopfte zur Bekräftigung mit der Hand auf die Heizung.
    Ich würde nach Hause zurückkehren, wurde mir klar. Das bedeutete, dass mein Sommer im Räuberbus bald zu Ende wäre.

Kapitel 21
    in dem wir erfahren, dass Hele einer neuen Beschäftigung nachgeht
    D as ist so schwierig!«, seufzte ich, als ich die neuen Regeln an alle Türen der Räuberwohnung und an den Spiegel im Flur klebte. Hele folgte mir und sah sich meine Qualen an, wenn meine Haare sich im Klebeband verfingen oder wenn zum dritten Mal ein Zettel aus meinen verklebten Händen auf den Boden segelte. Wir waren zu zweit in der Wohnung geblieben, während die anderen auf Raubzug gegangen waren. Sie wollten ein paar Teppiche und eine Tagesdecke fürs Bett beschaffen.
    Welchen Wert Geld hatte und wie gewaltig ihr Vermögen war, hatten die Räuberbergs immer noch nicht begriffen, und ich war nicht diejenige, die ihnen das klarmachen konnte. Wenn sie ihre Decke unbedingt stehlen wollten und dafür zehn Autos anhielten, dann war das eben ihre Art.
    Das Klebeband knüllte sich in meinen Händen zu widerlichen Klumpen zusammen und fing an, mir auf die Nerven zu gehen.
    » Du denkst, das hier musst du auch noch machen, bevor du weggehen kannst«, sagte Hele.
    » Ich will nicht weggehen«, sagte ich.
    » Genau«, sagte Hele. » Deshalb ist es besser, du glaubst, dass wir ohne dich nicht klarkommen.«
    Hele hatte den Nagel so dermaßen auf den Kopf getroffen, dass ich laut loslachte.
    Sie fing wieder an, mit ihrem Schmetterlingsmesser eine Verteidigungs-Choreographie einzuüben, völlig entgegen Punkt neun der neuen Regeln.
    » Kommt ihr denn klar?«, gluckste ich, den Tränen nahe.
    » Also ganz ehrlich«, sagte Hele und versuchte einige hohe, orientalisch anmutende Sprünge in ihren Bewegungsablauf einzubauen. Ich war neidisch darauf, wie lautlos sie landete – als wären ihre Füße gefedert. » Innerhalb von zwei Monaten wird Gold-Piet bestimmt alles vermasseln. Der ist jetzt, wo er ein Stadträuber werden durfte, total übereifrig. Auch bei den anderen wird es nicht gut laufen.«
    Ich hatte das Gefühl, selbst zwei Wochen wären eine ziemlich optimistische Zeitvorgabe.
    NEUE, WICHTIGE REGELN
    Aufgeschrieben von Vilja
    Die Räuberbergs haben nun zwei Hauptquartiere: den Räuberbus und die Wohnung. Um die Wohnung vor der Polizei zu schützen, müssen die folgenden neuen Regeln eingehalten werden:
    1) Im Umkreis von hundert Kilometern dürfen keine Überfälle durchgeführt werden.
    2) Die Hundert-Kilometer-Regel betrifft auch » Stibitzen«, » Ausleihen« und » Finden«.
    3) Die Nachbarn dürfen nicht verfolgt werden, » nur um zu schauen, was sie für eine Wohnung haben«.
    4) Der Hausmeister darf nicht wegen Ersatzschlüsseln zu anderen Wohnungen belästigt werden.
    5) Kalles Mitschüler sowie persönliche Freunde von Kaija und allen anderen gehören ebenfalls zur überfallfreien Zone, selbst wenn sie mehr als hundert Kilometer entfernt wohnen.
    6) Es darf mit niemandem, der nicht zur eigenen Räuberbande gehört, über die Räuberei gesprochen werden.
    7) Es darf nicht mit der Räuberei angegeben werden, und es dürfen keine Beispiele oder Witze darüber gemacht werden.
    8) Es darf nicht mit dem Räuberei gedroht werden: » … und wenn ein Räuberbus ganz aus Versehen diese schicke Jacke mitnähme …«
    9) Das offene Tragen von Augenklappen, Totenkopfflaggen, Messern oder anderen Waffen innerhalb der Sicherheitszone ist verboten.
    10) Songs mit räuberischem Inhalt wie » Denn im Wald da sind die Räuber«, » 15 Mann auf des toten Manns Kiste« und alle selbstgemachten Räuberlieder sind beim Duschen verboten, da sich Gesang durch die Wasserleitungen in die anderen Wohnungen fortpflanzt.
    Endlich hatte ich auch den letzten Zettel festgeklebt.
    » Hör auf, dich so zu stressen«, sagte Hele und warf ihr Messer über die Schulter in den Türrahmen, wo es mit zitterndem Griff stecken blieb. » Vielleicht sollten wir gar nicht so ein Zuhause haben wie die meisten Leute. Die Rastlosigkeit sind wir schließlich gewöhnt. Auch Kalle muss einfach akzeptieren, dass es keine Beständigkeit gibt. So ist das Räuberleben. Wann hast du übrigens das letzte Mal Zielwerfen geübt?«, fragte sie besorgt. » Das verlernt man ganz schnell, wenn man nicht trainiert.«
    Sie drückte mir das Messer in die Hand, das ich von Kaija bekommen hatte. Wie konnte sie nur wissen, wo ich es aufbewahrte? Dann hob sie die Hand in
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