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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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noch etwas ein: »Weiß jemand, wo Victor ist?«
    Victor Gatzembizi war der Inhaber von ReNu; neben diesem Betrieb in Charlottesville hatte er noch einen großen in Richmond, einen in Virginia Beach, einen in Norfolk und einen in Alexandria.
    »Nein. Als wir herkamen, war nur dieser Bürotyp da, Kyle.«
    »Okay. Dann geht jetzt raus.«
    Die ohrenbetäubende Sirene verstummte, ein Zeichen, dass ein Polizeikommando soeben eingetroffen war. Und bald würden die Übertragungswagen der Fernsehsender folgen.
    Die drei gingen schweigend durch den nüchternen Empfangsraum, wo fünf Mechaniker mit bedrückter und benommener Miene saßen.
    Als sie wieder im Wagen saßen, fuhr Harry in nördlicher Richtung bis zur nächsten Ampel, dann wendete sie vorschriftsmäßig.
    Susan beugte sich auf dem Rücksitz nach vorn. »Jetzt wissen wir wenigstens, dass wir alle einen starken Magen haben.«
    »Den kriegt man durch Farmarbeit.« Harry ging auf neunzig Stundenkilometer hoch und hielt dieses Tempo.
    »Hmm-hmm«, meinte Susan. Sie war zwar keine Farmerin, hatte sich aber viel auf Harrys Farm aufgehalten, auch damals schon, als sie noch Harrys Eltern gehörte.
    Herb verschränkte die Arme und sprach mit seiner tiefen Stimme: »Es ist jedes Mal ein Schock, und so traurig. Selbst wenn man ein totes Reh findet. So traurig.«
    Harry sann hierüber nach. »Aber von den Mechanikern hat keiner geweint.«
    »Alles Männer.« Susan sagte das, als sei dies ein Verhaltensgrundsatz.
    Herb griff nach der Armstütze. »Es stimmt, was Harry sagt. Wenn etwas derart Schockierendes geschieht, würden viele Männer zusammenbrechen oder wie auch immer Gefühle zeigen. Niemand würde es ihnen verdenken. Es ist nicht so, wie wenn Arbeiter auf eine Frau schauen, die weint, weil ihre Gefühle verletzt wurden oder sie von der Arbeit frustriert ist. Das hier ist etwas anderes, und Harry, Sie haben recht – keine Tränen.«
    »Vielleicht konnte niemand Walt leiden.« Susan fand Harrys Analyse plausibel.
    »Einer bestimmt nicht.« Harry würde den zertrümmerten Kopf ihr Leben lang nicht vergessen.
    5
    H arry wanderte über die Felder, die von den schrägen Strahlen der Spätnachmittagssonne gestreichelt wurden.
    »Wie ein Kuss.« Sie beschattete die Augen mit der Hand. Heute erfüllte nicht einmal ihr Sommer-Cowboyhut aus Stroh seinen Zweck.
    Mrs. Murphy, Pewter und Tucker lauschten dem Geplapper ihres meistgeliebten Menschen.
    Wie fast alle Tierliebhaber plauderte Harry gern mit ihren Schätzchen. Für sie waren es ihre Haustiere. Die drei hatten eine andere Einstellung dazu.
    Mrs. Murphy meinte für Harry und deren Ehemann mitdenken zu müssen. Sie waren so schwerfällig.
    Pewter hielt sich für eine kleine graue Gottheit. Sie fühlte sich nicht berufen, für Menschen mitzudenken.
    Tucker sah ihre Aufgabe darin, zu hüten und zu bewachen sowie Pferde in den Stall zu scheuchen oder hinaus. Anfangs wollte sie auch Menschen scheuchen, aber deren Widerstand gegen hündische Anweisungen hatte dazu geführt, dass sie den Versuch abbrach.
    »Das Futtergras sieht gut aus«, sagte Harry, »vor allem die Luzerne. Ich denke, ich kann nächste Woche mähen. Ein erfreulicher Gedanke. Wisst ihr eigentlich, dass ich letztes Jahr mit dem Heuverkauf zwanzigtausend Dollar verdient habe? Sicher, verglichen mit den großen Heuhändlern ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, aber für mich ist es sehr, sehr gut.« Sie strahlte, als die schmalen grünen Halme ihr Bein streiften.
    »Riecht gut« , bemerkte Mrs. Murphy.
    »Besonders, wenn es frisch gemäht ist.« Tucker lebte von ihrem Geruchssinn.
    In geringerem Maße tat Pewter dies auch. Sie blieb stehen, als sie eine schwach duftende Kaninchenfährte witterte. Laut miauend posaunte sie hinaus: »Mutter und Kaninchenbabys durchgekommen vor, hm, vielleicht fünfzehn Minuten.«
    »Ach, das hast du so ohne weiteres erschnuppert?«, neckte Tucker sie.
    »Ich hasse dich, ehrlich.« Die graue Kugel flitzte durchs Gras, stürmte an Hund und Katze vorbei und schoss zu Harry, wobei sie leicht gegen ihr Bein stieß.
    »Pewter.«
    »Schneller als eine Pistolenkugel« , trällerte Pewter, die mit Harry die Superman -Filme geguckt hatte.
    »Dicker als eine Kanonenkugel« , rief Tucker.
    Diese Kränkung provozierte die graue Katze, die darauf abrupt stoppte und sich aufplusterte wie eine brütige Henne, so dass ihr Schwanz einer Flaschenbürste glich; dann sprang sie zur Seite und fauchte laut. »Tod den Corgis.«
    Tucker, die Pewters
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