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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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Temperament kannte, fiel hinter Mrs. Murphy zurück.
    »Danke« , sagte die Tigerkatze trocken.
    »Auf dich ist sie nicht wütend.« Tucker ließ reumütig ein Ohr hängen.
    »Aus dem Weg, Pewter.« Harry griff nach der gewaltigen Katze. »Ich will nicht noch mehr Trampelpfade im Gras.«
    Pewter linste um Harrys Beine herum. »Feigling .«
    »Ich bin kein Feigling«, rief Tucker. »Du bist mal wieder mies gelaunt.«
    »Pewter.« Harry sah zu der immer noch aufgeplusterten Katze hinunter.
    »Ist ja gut.« Sie glättete ihr Fell, dann trat sie, mit noch gezierterer Gangart als sonst, vor Harry hin.
    Tucker flüsterte Mrs. Murphy zu: »Sie ist so eingebildet.«
    Die geschmeidige, schöne Tigerkatze wandte den Kopf, ließ die Schnurrhaare vor- und zurückschnellen und schloss sich dann Harry an, ziemlich froh, auf der Schneise zu laufen, die das größere, zweibeinige Tier schuf.
    Auf der anderen Seite der Futtergraswiese wogten weite Weideflächen. Linkerhand rauschte der stark strömende Bach, der mit seinen steilen Ufern Harrys Farm von dem alten Jones-Anwesen trennte. Auch nachdem Cooper es gepachtet hatte, würde es immer das alte Jones-Anwesen bleiben.
    Ungefähr achthundert Meter vor Harry lag der Fuß der Blue Ridge Mountains. Sie besaß einen schönen Bestand an Nutzholz, der seinerseits von einem riesigen Bestand – über tausend Morgen – umgeben war, der Susan Tucker gehörte. Ihr heißgeliebter Onkel hatte ihr den Wald vermacht.
    Harry trabte flott über die Weide zum Waldrand. Sie hielt sowohl den eigenen als auch Susans Bestand in Ordnung, schaute nach Hinweisen auf schädliche Käfer, gerollte Blätter oder zu zahlreiche Spechtlöcher – alles Anzeichen für Krankheiten. Die Tuckers verstanden nicht so viel von Farm- oder Waldarbeiten. Ned, Susans Mann, absolvierte seine erste Amtszeit als Mitglied des Senats. Harry dagegen liebte diese Arbeit. Sie fasste sie nicht als Pflicht auf.
    Sie suchte einen großen umgestürzten Baumstamm sorgsam nach Bienennestern oder herumkrabbelnden lästigen roten Ameisen ab. Erst als sie auf dem Hickorystamm weder Erhebungen noch irgendwelche Bewegungen erspähte, setzte sie sich darauf und berichtete ihren Freundinnen dann alles, was sie am Nachmittag erlebt hatte.
    »Schrecklich« , erklärte Tucker mitfühlend.
    Harry legte ihre Hand auf den breiten, glänzenden Hundekopf. »Ich frage mich, warum schlägt einer – am helllichten Tag, ich bitte euch – jemandem den Schädel ein? Ist einer von den Männern vielleicht früher aus der Mittagspause gekommen? Ist Kyle vielleicht in die Werkstatt gegangen?« Sie hielt inne. »Eigentlich scheint mir Kyle nicht der Typ zu sein, der mehr tut als unbedingt nötig.« Sie überlegte, das Kinn in die Hand gestützt. »Der Mörder muss das gewusst haben.«
    »Mom, wieso lässt du dich immer in so ’nen Schlamassel reinziehen?« Tucker richtete ihre sanften braunen Augen aufwärts.
    »Schlechtes Timing. Ist ja nicht so, dass sie sich nach so was auf die Suche macht, obwohl sie das durchaus kann und auch schon getan hat.« Mrs. Murphy hob eine seidige Augenbraue.
    »Erst der Autounfall mit Miranda, und jetzt das.« Pewter putzte sich eine Pfote.
    »Mir scheint, der Mörder hatte ein schmales Gelegenheitsfenster, das war ihm klar, und da hat er gehandelt. Kann sein, dass mir etwas entgangen ist, aber dies sind bislang meine Folgerungen. Oh, noch was: Niemand wirkte allzu betrübt über Walts Tod. Ich meine, wenn so was passiert, hört man gewöhnlich die Kollegen oder Freunde ihr Bedauern oder ihren Kummer ausdrücken, man hört sie sagen, wie viele Kinder er vaterlos zurückließ. Solche Sachen halt. Aber als ich durch den Empfangsraum ging, hab ich keinen Pieps gehört, keine Träne gesehen.« Sie hob den Kopf, weil ein großer Vogel über die Baumwipfel hinwegflog und einen rauen Ruf ausstieß. »Mein Gott, ein Steinadler. Die kriegt man hier kaum noch zu sehen.« Sie stand auf, um dem gewaltigen Vogel nachzuschauen.
    »Der soll bloß nicht hier runterkommen.« Pewter blähte die Brust.
    »Pewts, dieser Vogel könnte jede von uns zum Mittagessen verspeisen« , sagte Mrs. Murphy, die ebenfalls dem davonfliegenden Adler nachsah.
    Die graue Katze erwiderte nichts, richtete vielmehr ihr Augenmerk auf eine kleine umherhuschende Eidechse, die der ausgefahrenen Kralle, die sie aufspießen wollte, mühelos entwich. Pewter zog die Kralle zurück und fuhr mit ihrem Pflegeprogramm fort, als hätte sie sich nicht die Spur für die
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