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Vier Mäuse und ein Todesfall

Vier Mäuse und ein Todesfall

Titel: Vier Mäuse und ein Todesfall
Autoren: Rita Mae Brown
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schmutzig wie Mildred.
    Keine von beiden scherte sich viel um die Gummi- oder Schmiereflecken. Zwei Autofreaks von verschiedenen Generationen hatten einander gefunden.
    »Soll ich es wieder auf den Stapel legen?«
    »Ja bitte.« Mildred nahm ein gleich großes Rad vom rechten Stapel. »Und jetzt halten Sie das hier.«
    Der auffällige Gewichtsunterschied überraschte Harry. »Nicht zu glauben.«
    »Ist aber so.« Mildreds korallenroter Mund klappte zu. »Wenn Sie sich jetzt die zwei Stapel anschauen, können Sie einen Unterschied erkennen?«
    »Nein, Ma’am, kann ich nicht.«
    »Kommen Sie.« Mildred deutete auf den Golfwagen, und kurz darauf waren sie wieder im Büro. »Sie haben artige Tiere«, sagte sie, als sie alle beisammen waren.
    »Danke schön.«
    »Ich bin artig. Die anderen sind schrecklich« , schnurrte Pewter und rieb sich an Mildreds Bein.
    »Meine Liebe, wie gesagt, nicht allzu viele interessieren sich für meine Arbeit hier, dafür, wie Autos heute gemacht werden. Sollten sie aber. Das Leben der Menschen hängt davon ab. Sie richten ihren Blick auf neue Modelle, auf die Hersteller, aber nicht auf die Teile. Crashtests sind nur für Teile der Originalhersteller vorgeschrieben. Ich bin nicht für Regelungen – ich finde, wir sind überreguliert –, aber in diesem Fall haben wir gar nichts. Ich kann einen Wagen mit einem Plastikteil reparieren, das aussieht wie aus Metall. Hält es einen Zusammenstoß aus? Nein.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dabei liebe ich Autos. Bevor Sie mir diese Felgen zum Halten gegeben haben, hätte ich nicht gewusst, wovon Sie sprechen.«
    Mildred verzog das Gesicht. »Das ist wie bei Bestattungsunternehmen. Die Menschen wollen nicht ans Sterben denken, und sie wollen nicht an Autounfälle denken. Es ist nicht Teil ihres täglichen Lebens, bis es ihnen passiert.«
    Harry nickte.
    Mildred sah Harry prüfend an, dann fuhr sie fort: »So ist das also, und es geht mir dauernd durch den Kopf. Alle Autohersteller möchten, dass Sie und ich beschädigte Motorteile durch ihre Originalteile ersetzen, Elektromaterial und so weiter. Sie geben Garantie auf diese Teile. Nachgebaute Teile sind erheblich billiger, somit können die Leute ihre Autos billiger repariert bekommen. Manche würden sagen, das ist gut so, denn wenn man ausschließlich, sagen wir mal, Teile von General Motors verwendet, drängt General Motors die Nachahmer vom Markt, so dass es keine Konkurrenz gibt. Der Verbraucher hat das Nachsehen. Ich verstehe das.« Mildred hielt inne, um ihre Worte wirken zu lassen. »Aber was ist wichtiger, Antimonopolismus oder Ihre Sicherheit? Ich kann Ihnen sagen, die Chinesen scheren sich einen Dreck um Ihre Sicherheit, und ich denke, die Versicherungsunternehmen scheren sich genauso wenig drum.«
    »Warum?«
    Sie ereiferte sich: »Sie scheren sich nicht um Sicherheit, und sie wollen keine hohen Reparaturkosten übernehmen.«
    »Ja«, pflichtete Harry ihr bei. »Eine Schweinerei ist das.«
    »Die Versicherungen salbadern von Wahlfreiheit der Verbraucher, die Autohersteller wollen ihren Ruf schützen, und vielleicht wollen sie die Nachahmer vom Markt drängen, aber ich sag Ihnen, ich sehe miserabel gemachte Autos; Lieferwagen kommen ausgeschlachtet hierher und haben immer noch Blut dran. Das macht mich jedes Mal fertig.«
    »Würde mir genauso gehen.« Harry wechselte das Thema. »Arbeiten Sie allein hier? Das Gelände ist groß.«
    »Nein. Zwei junge Männer arbeiten hier; ich habe sie losgeschickt, damit sie für mich und sich selbst ein verspätetes Mittagessen holen. Ich habe zwei Kinder, beide schon über vierzig. Drew und ich haben sie aufs College geschickt. Sie wollen nicht in die Firma einsteigen. Mögen sich die Hände nicht schmutzig machen.«
    »Es ist eine gute Firma.« Harry betonte »gute«.
    »Die jungen Leute sind heute anders. Vierzig ist jung für mich. Keiner will mit den Händen arbeiten.« Sie sah Harry wieder an, bemerkte den Staub auf ihren Jeans, ein paar Heuhalme in ihren Haaren. »Farmarbeit mögen auch nicht viele.«
    »Millie, ich würde das nicht machen, wenn ich die Farm nicht geerbt hätte. Ich könnte mir nicht leisten, Land zu kaufen, Geräte, Saatgut, Düngemittel, um die Farm in Gang zu halten.«
    »Mist«, meinte Mildred lakonisch. »Aber ich sag Ihnen, es war ein Glück für Ihre Eltern, eine Tochter zu haben, die den Familienbetrieb am Laufen halten will. Ich weiß nicht, was ich tun werde. Ich sollte mich zur Ruhe setzen, aber das hier ist mein
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