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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord
Autoren: Agatha Christie
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»dass Sie sich nicht allzu unbehaglich fühlen. Wenn Sie etwas geändert haben möchten, sagen Sie es, bitte.«
    Poirot war schon zu der Ansicht gelangt, dass das Einzige, was er in Long Meadows ertragen konnte, seine Gastgeberin war.
    »Sie sind zu liebenswürdig, Madame«, erwiderte er höflich. »Ich wünschte nur, es läge in meiner Macht, Ihnen ordentliche Dienstboten zu verschaffen.«
    »Dienstboten!«, quiekte Mrs Summerhayes. »Völlig hoffnungslos! Ich kann nicht einmal eine Putzfrau kriegen. Unsere wirklich gute ist ermordet worden. Ich habe immer solches Pech.«
    »Das war gewiss Mrs McGinty«, warf Poirot schnell ein.
    »Ja, das war Mrs McGinty. Gott, fehlt diese Frau mir. Natürlich war damals alles sehr aufregend. Der erste Mord, den wir sozusagen im Hause hatten, aber wie ich Johnnie gleich sagte, für uns war es einfach Pech. Ohne die McGinty werde ich einfach nicht fertig.«
    »Mochten Sie sie gern?«
    »Mein Lieber, sie war wenigstens zuverlässig. Sie ist wirklich gekommen. Montagnachmittag und Donnerstagfrüh – wie eine Uhr. Jetzt habe ich diese Burp, die unten am Bahnhof wohnt. Fünf Kinder und ein Mann. Natürlich ist sie nie hier. Entweder ist der Mann nicht wohl oder die alte Mutter, oder die Kinder haben irgendeine widerliche Krankheit. Bei der alten McGinty war wenigstens nur sie allein mal krank, und ich muss sagen, das war höchst selten.«
    »Und Sie haben sie immer zuverlässig und ehrlich gefunden? Konnten Sie ihr vertrauen?«
    »Ach, die hat nie was geklaut – nicht einmal Lebensmittel. Natürlich hat sie ein bisschen herumgeschnüffelt. Hat Briefe gelesen und so was. Aber das muss man ja wohl erwarten. Ich meine, die müssen doch ein ziemlich ödes Leben haben, nicht wahr?«
    »Hatte Mrs McGinty ein ödes Leben?«
    »Furchtbar, glaube ich«, sagte Mrs Summerhayes unbestimmt. »Immer knien und scheuern. Und dann die Stapel von ungewaschenem Geschirr, die einen erwarten, wenn man morgens zu den Leuten kommt. Wenn ich das jeden Tag tun müsste, ich wäre entschieden erleichtert, wenn man mich ermordete. Wirklich.«
    Das Gesicht von Major Summerhayes erschien am Fenster. Mrs Summerhayes sprang auf, warf die Schüssel mit den Bohnen um und stürzte ans Fenster, das sie so weit wie möglich aufriss.
    »Dieser verdammte Hund hat wieder das Hühnerfutter gefressen, Maureen.«
    »Ach, verflixt, jetzt wird ihm übel werden.«
    »Was ist mit dem Spinat?«
    »Den hol ich schon.«
    Sie sprang durchs Fenster, und Mann und Frau gingen gemeinsam weg.
    »Nom d’un nom d’un nom!«, sagte Hercule Poirot. Er ging durchs Zimmer und schloss das Fenster, so gut es ging. Der Wind trug ihm Major Summerhayes’ Stimme zu.
    »Was ist mit diesem Neuen, Maureen? Kommt mir ein bisschen komisch vor. Wie heißt er doch?«
    »Ich konnte mich eben, als ich mit ihm sprach, auch nicht daran erinnern. Musste ihn Mr Hrhmmm nennen. Poirot, so heißt er. Ein Franzose.«
    »Weißt du, Maureen, ich glaube, ich habe den Namen schon mal irgendwo gehört.«
    »Vielleicht macht er Heimkaltwellen. Sieht aus wie ein Friseur.«
    Poirot zuckte zusammen.
    »N-ein. Ich glaube nicht. Ich bin sicher, dass ich den Namen kenne. Lass dir lieber die ersten sieben Guineen so bald wie möglich geben.«
    Die Stimmen entschwanden.
    Hercule Poirot las die Bohnen vom Fußboden auf, auf dem sie weit verstreut lagen. Als er eben damit fertig war, kam Mrs Summerhayes wieder durch die Tür.
    Er übergab sie ihr höflich:
    »Voici, Madame.«
    »Ach, danke vielmals. Sagen Sie, diese Bohnen sehen doch ein bisschen schwarz aus. Wir lagern sie in Steinkrügen, müssen Sie wissen, eingesalzen. Aber diese scheinen irgendwie schlecht geworden zu sein. Ich glaube, die werden nicht sehr gut schmecken.«
    »Das fürchte ich auch… Erlauben Sie, dass ich die Tür schließe? Hier zieht es ganz entschieden.«
    »Ach ja, bitte. Ich lasse leider immer alle Türen offen.«
    »Das habe ich schon bemerkt.«
    »Aber diese Tür bleibt ohnedies nie zu. Dieses Haus zerfällt wirklich schon in seine Einzelteile. Johnnies Eltern haben hier gewohnt, und es ging ihnen nicht gut, den armen Lieben, und sie haben nie etwas daran gemacht. Und als wir aus Indien kamen, um hier zu wohnen, konnten wir es uns auch nicht leisten, etwas richten zu lassen. Aber die Kinder haben in den Ferien ihren Spaß daran. Viel Raum, um herumzutoben, und der Garten und alles. Dass wir zahlende Gäste aufnehmen, hilft uns gewissermaßen über die Runden, aber ich muss sagen, dass wir ein paar
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