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Vier Frauen und ein Mord

Vier Frauen und ein Mord

Titel: Vier Frauen und ein Mord
Autoren: Agatha Christie
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für ihren Mann zu kochen. Sie gefiel ihm. Sie war voller Vorurteile und dickköpfig, aber schließlich, warum auch nicht? Ganz bestimmt war sie keine Frau, von der man sich vorstellen könnte, dass sie ihre Tante mit einer Fleischhacke niederschlug oder damit einverstanden war, dass ihr Mann es täte. Spence hatte sie nicht für eine solche Frau gehalten, und ein bisschen widerwillig gab Hercule Poirot ihm recht.
    Spence hatte die finanzielle Situation der Burchs untersucht und dort kein Motiv für den Mord gefunden, und Spence war ein sehr gründlicher Mann.
    Er seufzte und fuhr hartnäckig fort, Mrs Burchs Misstrauen gegen Ausländer zu überwinden. Er lenkte das Gespräch vom Mord ab und auf dessen Opfer. Er stellte Fragen nach dem ›armen Tantchen‹, ihrer Gesundheit, ihren Gewohnheiten, ihrem Lieblingsessen und ihren Getränken, ihren politischen Ansichten, ihrem verstorbenen Mann, ihrer Stellung zum Leben, zur Liebe, zur Sünde, zur Religion, zu Kindern, zu Tieren.
    Er hatte keine Ahnung, ob irgendeine dieser Nebensächlichkeiten ihm etwas nützen würde. Er durchwühlte einen Heuschober, um eine Stecknadel zu finden. Aber dabei erfuhr er auch Einiges über Bessie Burch.
    Bessie wusste wirklich nicht sehr viel über ihre Tante. Man war verwandt, aber nicht vertraut miteinander. Hie und da, etwa einmal im Monat, waren sie und Joe am Sonntag hinübergegangen, um mit Tantchen zu Mittag zu essen, und noch seltener war Tantchen zu ihnen gekommen. Sie hatten zu Weihnachten Geschenke ausgetauscht. Sie hatten gewusst, dass Tantchen sich etwas erspart hatte und dass sie es nach ihrem Tod erben würden.
    »Aber das heißt nicht, dass wir’s gebraucht hätten«, erklärte Mrs Burch errötend. »Wir haben selbst was erspart. Und wir haben sie ordentlich begraben. Ein wirklich schönes Begräbnis war’s. Blumen und alles, was dazu gehört.«
    Tantchen hatte gern gestrickt. Hunde mochte sie nicht, die machten alles schmutzig. Aber sie hatte mal eine Katze – eine rotbraune. Hielt ihr Haus sehr sauber und konnte nicht leiden, wenn was herumlag. Putzte ihr Messing blitzblank und schrubbte den Küchenfußboden jeden Tag. Sie verdiente ganz nett mit ihrer Arbeit. Einen Shilling und zehn Pence die Stunde – und zwei Shilling in Holmeleigh, das war das Haus von Mr Carpenter von der Fabrik. Die hatten’s dick, die Carpenters. Wollten, dass Tantchen öfter in der Woche käme, aber Tantchen wollte ihre anderen Damen nicht enttäuschen, weil sie zu denen schon gegangen war, bevor sie für die Carpenters gearbeitet hatte, und das wäre nicht recht gewesen.
    Poirot erwähnte Mrs Summerhayes von Long Meadows.
    O ja, Tantchen war zu ihr gegangen – zwei Tage in der Woche. Die waren aus Indien zurückgekommen, wo sie viele Diener gehabt hatten, und Mrs Summerhayes verstand gar nichts vom Haushalt. Sie wollten eine Gemüsegärtnerei aufziehen, aber davon verstanden sie auch nichts. Wenn die Kinder in den Ferien nach Hause kamen, dann war dort die Hölle los. Aber Mrs Summerhayes war eine nette Dame, und Tantchen hatte sie recht gern gehabt.
    So rundete sich das Bild. Mrs McGinty strickte und scheuerte Fußböden und polierte Messing, und sie hatte Katzen gern, und Hunde mochte sie nicht. Sie hatte Kinder gern, aber nicht zu gern. Sie lebte zurückgezogen und allein.
    Sonntags ging sie in die Kirche, aber sonst nahm sie am Gemeindeleben nicht teil. Manchmal, aber selten, ging sie ins Kino. Sie hielt nichts von Liebeleien, und sie hatte aufgehört, für einen Künstler und seine Frau zu arbeiten, als sie herausfand, dass die beiden nicht richtig verheiratet waren. Sie las keine Bücher, aber die Sonntagszeitung machte ihr Vergnügen, und sie blätterte gern in alten Zeitschriften, die ihre Damen ihr schenkten. Obgleich sie selten ins Kino ging, las sie eifrig alles über Filmstars. Sie interessierte sich nicht für Politik, aber sie wählte konservativ, wie auch ihr Mann es immer getan hatte. Sie gab nie viel für Kleider aus, aber sie bekam eine ganze Menge von ihren Damen, und sie war sparsam.
    Mrs McGinty war in der Tat sehr genau die Mrs McGinty, die Poirot sich vorgestellt hatte. Und Bessie Burch, ihre Nichte, war die Bessie Burch der Aufzeichnungen von Kommissar Spence. Ehe Poirot sich verabschiedete, kam Joe Burch zum Mittagessen nach Hause. Ein kleiner, intelligenter Mann, den man nicht so leicht beurteilen konnte wie seine Frau. Er verriet leichte Anzeichen von Nervosität. Er war weniger misstrauisch als seine Frau. Er
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