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Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt
Autoren: Ruth Loebner
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die Wahrheit über den Unfall mit Papa Paul zu erzählen. Er denkt auch garantiert, es war Zufall, dass er sich mit Max gestritten hat und Elisa deswegen bei Max durch das – zufällig offene – Fenster einsteigen musste, um das neue Zuhause für B-O zu checken und so auf seine Mutter gefallen ist, was Elisas Erinnerung an Papa Paul wiedergebracht hat.
    Es ist ein bisschen schade für ihn, dass er den Schmetterling verpasst. Aber Joram ist eben Joram. Vielleicht hat er irgendeine andere coole Brille, mit der er Krokodile sehen kann. Oder so.
    Sie zucken beide zusammen, als im Wohnzimmer das Telefon klingelt. Elisas Magen versteinert. Jetzt ist es also so weit. Sie sieht Joram an. Das Telefon klingelt wieder.
    »Geh ran«, flüstert Joram.
    Elisa schüttelt den Kopf. Ihr Hals fühlt sich an, als wäre er mit Kieselsteinen aufgefüllt.
    »Das ist vielleicht Max«, drängt Joram. Das Telefon klingelt wieder. Elisa kann sich nicht rühren.
    Joram schnauft und springt auf. Seine Ohren sind knallrot, als er abnimmt: »Hallo?«
    B-O klingelt seinen Handyton.
    »Hier, äh, bei Bonnekamp … und Kaiser.« Joram lauscht in den Hörer, dann wirft er Elisa einen alles sagenden Blick zu. »Hi, Max.«
    Elisa hört nur noch mit halbem Ohr, was durch die Terrassentür nach draußen dringt. »Ernsthaft?! – Das ist ja super! – Sollen wir ihn vorbeibringen oder holt ihr ihn ab? – Okay, dann bis nachher!«
    Der Käfig verschwimmt hinter einer Tränenwand, B-O hüpft verschwommen über den Boden und pickt die letzten superverschwommenen Apfelreste auf.
    »Jetzt lernst du gleich deinen neuen Vater kennen«, flüstert Elisa ihm zu. »Es ist der beste Vogelkümmerer auf der ganzen Welt, wie ich es dir versprochen habe.«
    Bei Oma und Opa Eins wird plötzlich mit Karacho die Tür aufgerissen. »Jetzt telefoniert ihr auch noch, ihr blöden Blödis?«, brüllt Mai. »Wir sind unter dem Bett schon ganz verstaubt!«

 
    D ass ich da nicht schon beim ersten Mal drauf gekommen bin!« Vorsichtig setzt Elisa den kleinen Krabbler in den Murmel-Becher, der in der Mitte vom Parcours steht. Sie hat über zwei Stunden den Garten absuchen müssen, um ein Glühwürmchen zu finden.
    Unendlich langsam kämpft es sich über die hubbelige Murmel-Oberfläche.
    »Der Marienkäfer war das komplett falsche Tier. Der ist mittendrin eingeschlafen, stell dir das mal vor! Bei einem so krass wichtigen Experiment! Aber du, du bist perfekt.«
    Das Glühwürmchen macht schon die erste Verschnaufpause. In Zeitlupe rutscht es an einer Murmel runter und fällt auf den Rücken.
    »Oh.« Elisa hält den strampelnden Beinchen einen Finger hin. »Du bist nicht so gut in Form, kann das sein? Hattest du dich in deinem Holzstapel etwa schon auf Winterschlaf eingestellt?« Elisa hat keine Ahnung, ob Glühwürmchen überhaupt Winterschlaf machen. Wenn man sich dieses Exemplar hier anguckt, sieht es schwer danach aus. »Es ist aber noch nicht mal ganz Herbst, Missjöh.«
    Mühsam arbeitet sich das Glühwürmchen bis zum Becherrand vor und entdeckt die Lineal-Rampe, die auf den Boden führt. Jetzt krabbelt es einen Tick schneller.
    »Na also«, flüstert Elisa. Endlich fluppt es. Sie konzentriert sich auf Joram, aber noch bevor sie die Augen zumachen kann, um seinen Duft zu erschnüffeln, bleibt das Glühwürmchen bei 8,7cm stehen.
    Und steht.
    »Lass mich nicht hängen«, bettelt Elisa. Sie kneift die Augen zu und stellt sich noch mal Jorams Duft vor. Diesmal klappt es! Braune Blume, süß und herb, Glück und Traurigkeit.
    »Na komm, du Glühwurm«, Elisa linst zum Lineal, »das muss dich doch antreiben!«
    Aber das Glühwürmchen rührt sich nicht vom Fleck.
    Sie pustet ihm sanft auf den Rücken. »Sommerwind«, säuselt sie. »Natur, Leben, Luft …«
    Das Glühwürmchen spielt toter Käfer.
    »Nicht schon wieder.«
    Vielleicht darf man keine zwei Experimente zu ein und demselben Thema machen? Auch nicht, wenn seit dem letzten Versuch über zwei Monate vergangen sind? Auch nicht, wenn man das Versuchstier wechselt? Vielleicht bringt es sogar Unglück, und Elisa erfährt jetzt niemals, ob sie in Joram verliebt ist oder nicht? Vielleicht ist es auch einfach nur die falsche Methode? Aber was soll sie denn sonst noch versuchen? Das erste Experiment hat nichts gebracht. Dass sie sich die Augen verbunden hat, um besser fühlen zu können, hat nichts gebracht. Dass sie sich einen anderen Namen zugelegt hat und sich als Holly hundertprozentig sicher war, sie wäre nicht in Joram
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