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Vielleicht Verliebt

Vielleicht Verliebt

Titel: Vielleicht Verliebt
Autoren: Ruth Loebner
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und ich wollte mich auch nicht aufdrängen. War ja auch mitten in der Nacht.« Seine Stimme macht eine Kurve, als würde da noch was kommen.
    »Aber?«
    »Aber Max hat die Tür einen Spalt offen gelassen, als er rein ist.«
    Diesmal ist es Elisa, die tief Luft holt. »Und da konntest du nicht widerstehen?«
    Tristan knistert wieder mit seinen Bartstoppeln. »Na, weißt du, ›widerstehen‹ … Es war nicht gerade das Paradies, das hinter dieser Tür lockte.«
    Elisa schießt sofort der stechende, ekelhafte Geruch in die Nase. »Ich weiß«, flüstert sie.
    Tristan streicht ihr durch die Locken. »Ich hab das als Hilferuf gesehen.« Ein leichter Wind kommt auf und trägt einen Hauch von Tristans Aftershave zu Elisa.
    »Und dann?«
    »Bin ich rein.« Die Kerze flackert und malt zuckende Schattengeister auf Tristans Wange. »Es war ein ziemlich … schwieriges Gespräch, aber der Mann ist eigentlich sehr vernünftig. Zum Glück. Morgen Vormittag fahr ich noch mal zusammen mit Eva zu ihm, da hat er frei. Mal sehen, ob wir da irgendwie helfen können.«
    »Weiß er das schon, oder überfallt ihr ihn einfach?«
    »Natürlich weiß er das.« Tristan knufft sie durch die Decke. »Nicht alle gehen nach deinen rabiaten Methoden vor, weißt du?«
    Elisa kichert. »Selber schuld.« Sie kuschelt sich wieder in ihre Decke. »Du, Tristan?«
    »Mmmh.«
    »Meinst du, Max kann sich überhaupt um ein Tier kümmern? Ich glaube, er muss sich schon um viel zu viel kümmern.«
    Tristan guckt Elisa lange an. Kein Lüftchen rührt sich, die Kerze leuchtet flackerfrei vor sich hin und teilt Tristans Gesicht in eine dunkle und eine helle Hälfte. »Ich glaube, Max kümmert sich nur um das Falsche, Elisa. B-O wäre genau richtig für diese Familie.«
    Sie würde gerne nachfragen, was Tristan genau damit meint, aber mit einem Mal überzieht sie die Müdigkeit wie eine Million winzige Blubberbläschen, und sie spürt, dass sie nichts mehr fragen muss, sondern einfach die Augen zumachen darf.
    Tristan verschwindet, das Windlicht verschwindet, der Sternenhimmel verschwindet … Dunkelheit, wohlige, samtige Dunkelheit hüllt Elisa ein. Eine Hand fährt durch ihre Locken. Eine Vater-Stimme sagt: »Gute Nacht.«

 
    E ckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein, vor mir, hinter mir, unter mir, über mir, rechts und links von mir, zwischen meinen Hosenbeinen gilt es nicht, ich komme!« Elisa nimmt die Hände vom Gesicht und sieht sich um. Unter dem Esstisch hört sie haltloses Kichern, begleitet von einem wütenden »Pssssst!«.
    »Mmmmh. Wo können die beiden denn nur stecken?« Sie stakst zur Sofaecke. »Hier vielleicht?« Sie lugt hinter den Sessel. »Nein.«
    Das Kichern wird lauter. Das »Psssst!« wird wütender.
    Elisa tastet vorsichtig Mais Decke ab, die ausgebreitet auf dem Sofa liegt. »Sind sie vielleicht hier drunter?«, murmelt sie gut hörbar und zieht mit einem dramatischen Ruck die Decke weg. »Auch nicht.«
    Das Kichern erreicht den Höhepunkt der Aufregung.
    Elisa schleicht weiter. »Mmh, sind sie vielleicht irgendwo im Flur?« Schwungvoll reißt sie die Tür auf – und fällt fast in Ohnmacht vor Schreck. »Joram!« Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals. »Was machst du denn hier?«
    »Frahai!«, brüllen Mai und Juni hinter ihr im Chor und schlagen sich an der Treppe ab.
    Joram versucht, das Gleichgewicht zu halten, während Juni ihn begrüßt. »Spielst du mit?«, ruft sie. »Du bist!«
    Joram hält sich die Augen zu und fängt laut an zu zählen: »Eins.« Juni rast kreischend und kichernd davon und schnappt sich im Vorbeifliegen Mais Hand.
    Joram linst durch seine Finger und sagt leise zu Elisa: »Ich muss dir was erzählen.« Dann, laut: »Zweeeeeei!«
    Hektisches Poltern auf der Treppe.
    Leise: »Max redet heute mit seinem Vater, wegen B-O!« Laut: »Dreeeeei!«
    Türenknallen bei Oma und Opa Eins.
    Leise: »Es kann sich jeden Moment entscheiden, ob er ihn nehmen darf.« Laut: »Viiiiiiiier!«
    Stille.
    Elisa schluckt.
    »Fünf!«, ruft Joram. »Ich komme!« Er winkt Elisa verschwörerisch zu und schleicht sich auf Zehenspitzen nach draußen auf die Terrasse. Elisa atmet tief durch und folgt ihm. Auf dem Tisch steht eine Schale mit klein geschnittenem Apfel. Elisa nimmt sie und setzt sich damit im Schneidersitz vor B-Os Käfig. Vorsichtig hält sie ihm einen Apfelschnitz durch die Gitterstäbe. B-O kommt sofort im Krebsgang angetrippelt und sieht ihr kurz in die Augen, bevor er sanft das Stück zwischen ihren Fingerspitzen
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