Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzwickt chaotisch

Verzwickt chaotisch

Titel: Verzwickt chaotisch
Autoren: Bettina Belitz
Vom Netzwerk:
Spaß! Und genau dann passieren die schlimmsten Dinge. Wenn ihr Spaß haben wollt. Oder wenn ihr krank werdet und euch verliebt.«
    »Liebe ist keine Krankheit«, widersprach ich.
    »Ist sie wohl!«, ereiferte sich Leander und sprang auf. »Du glaubst gar nicht, was Menschen anstellen, wenn sie sich verlieben! Da spielen sich Dramen ab!«
    »Und warum lasst ihr die Menschen ausgerechnet dann allein, wenn sie sich zum ersten Mal richtig verlieben? Menschen verlieben sich, wenn sie erwachsen werden! Und in dem Moment verpisst ihr euch!«
    Leander ließ sich zurück auf den Stuhl fallen und schwieg ertappt.
    »Weil wir sowieso nichts dagegen unternehmen können«, flüsterte er schließlich und schniefte kurz. »Wir können gegen alles was machen. Na ja, fast alles. Aber dagegen nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ihr seid echt bescheuert. Liebe ist wichtig. Ohne Liebe kann niemand glücklich werden.«
    »Jaaaa – Liebe zwischen Eltern und Kindern und Verwandten und Freunden und der ganze Kram. Okay. Das scheint euch gesund und stark zu machen. Sehe ich ein«, gab Leander zu. »Liebe zwischen Männern und Frauen und manchmal auch zwischen Männern und Männern und Frauen und Frauen … also Liebe, die dazu führt, dass ihr Bubu macht …«
    »Bubu?«
    Leander warf abwertend die Hände in die Luft. »Na, das von heute Nacht. Aaaah,000h, uuuuh. Diese Art von Liebe ist meistens großer Mist. Es sei denn, die Menschen passen wirklich zusammen und bleiben zusammen. So wie deine Eltern. Aber ich will nicht wissen, was passiert, wenn die mal richtig Ärger miteinander kriegen.« Seine Miene verdunkelte sich. »Dann schmeißt deine Mama sich vor lauter Zorn auf deinen Papa drauf und das war’s. Finita.« Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ihr solltet das alles mal ein bisschen sachlicher sehen. Bis zum idealen Alter warten, ein oder zwei Kinder machen und dann schnell aufhören, euch zu lieben. Aber das könnt ihr ja nicht. Wir sehen das bei den Prominenten. Nur Stress und Ärger! Dauernd heiraten sie und lassen sich teuer wieder scheiden! Und jedes Mal gibt’s Geschrei und Tränen!« Jetzt hatte Leander sich in seinen Vortrag hineingesteigert. Unruhig tigerte er in der Küche auf und ab, während ich das Geschirr in die Spüle stellte. Wir mussten uns sputen, um die S-Bahn zu kriegen.
    »Aber das ist doch gerade der Punkt«, wandte ich ein. »Man kann nicht entscheiden, damit aufzuhören! Das geht nicht!«
    Doch Leander hörte mir nicht mehr zu, sondern faselte irgendetwas von Johnny Depps Exbeziehungen und dass der arme Johnny froh sein könne, eine Frau gefunden zu haben, die zu ihm stehe und sich nicht so verrückt benehme wie die anderen, die er vorher hatte.
    Ich stellte ebenfalls auf Durchzug. Ich hatte nämlich absolut recht. Man konnte nicht entscheiden aufzuhören, verliebt zu sein. Sonst hätte ich das bei Seppo längst getan. Seppo hatte mich verraten. Das durfte ich ihm nicht verzeihen. Laut Serdan hatte Seppo das sogar getan, weil er in mich verknallt gewesen war. Oder war er es immer noch? Wenn ja, dann konnte er es gut verstecken. Abgesehen von seinen geschwollenen Entschuldigungsarien hatte er sich mir gegenüber verhalten wie immer. Und in den Ferien hatte ich ihn fast nie gesehen.
    War ich denn immer noch richtig in Seppo verknallt? Oder nur halb? Selbst das wusste ich nicht. Seppo war für mich jedenfalls nicht wie Serdan oder Billy. Wenn ich an Seppo dachte, hatte ich ein anderes Gefühl. Als würde mir jemand mein Herz zusammendrücken. Nicht fest. Ein wenig. Es war nicht so schlimm, dass ich nachts nicht schlafen konnte oder mir die Augen ausheulte. Es war einfach nur da. Und es ging nicht weg.
    So ähnlich wie Leander, der mir jetzt in mein Zimmer folgte, abwartete, bis ich meinen Rucksack aufgesetzt hatte, hinter mir die Treppen hinuntertapste, mit mir zur S-Bahn lief, sich in die Gepäckablage hievte, mir dabei zuhörte, wie ich mich in wenigen knappen Sätzen mit Serdan und Billy unterhielt, zufrieden in sich hineinlächelte, weil Seppo nicht zu uns stieß, und in jeder einzelnen Schulstunde an meinen Beinen lehnte und Schutzengel spielte.
    Er war auch immer da. Ob ich es wollte oder nicht.

Surprise, surprise!
    Ich konnte nicht verhindern, dass Sofie mir um den Hals fiel, mir links und rechts einen kleinen Kuss auf die Wange drückte und augenblicklich zu schnattern anfing, als sie mich sah. Ich hatte im Grunde nichts dagegen, von Sofie umarmt und geknutscht zu werden. Immerhin war sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher