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Verzehrende Sehnsucht

Verzehrende Sehnsucht

Titel: Verzehrende Sehnsucht
Autoren: Margaret Moore
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Blaidd, setzt Euch. Achtet nicht auf Rebecca. Wo ist dieser verdammte Priester? Lasst uns beten."
    Blaidd fragte sich, ob diese Art Wortgefecht häufig vorkam. Wahrscheinlich schon. Sonst hätten sie sich vor ihm, einem Fremden, nicht so gehen lassen. Er setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz für Ehrengäste – zwischen Lord Throckton und Lady Laelia. Lady Rebecca saß zur Linken ihres Vaters und schien nach dem Gebet seltsamerweise sehr zufrieden zu sein, dass sie schweigen durfte.
    Vielleicht redete sie aber auch nur nicht, weil die Konversation hauptsächlich darin bestand, Lord Throckton zuzuhören, der ausführlich über die große Anzahl von Bewerbern sprach, die bisher um Lady Laelias Hand angehalten hatten. Blaidd nutzte die Pausen in den Ausführungen des Lords, um Lady Laelia ein paar Fragen zu stellen, die diese so kurz wie möglich beantwortete. Sein Charme schien sie nicht zu beeindrucken. Das war er nicht gewohnt. Am Königshof galt er als Liebling der Frauen, in den sich schon so manche verliebt hatte.
    Wenn ihm jemand erzählen würde, dieser Ort sei verhext und alles, was er täte, würde die gegenteilige Wirkung von dem, was er beabsichtigte, hervorrufen, hätte er das auf der Stelle geglaubt. Am liebsten hätte er diese unliebsame Burg mit ihren befremdlichen Bewohnern sofort verlassen. Aber auf der anderen Seite war es vielleicht auch ganz gut, dass er das nicht konnte. Er musste sich sowieso einige Zeit in Throckton Castle aufhalten, um bestimmte Dinge herauszufinden. Und wenn das Umwerben der Lady sich mühsam und zeitaufwendig gestaltete, lieferte das ihm einen guten Vorwand, lange genug zu bleiben, ohne Verdacht zu erregen.
    Er sah sich in der Halle nach Trev um und entdeckte ihn ins Gespräch mit einer Dienstmagd vertieft, die ein wenig jünger als der Knappe zu sein schien. Sie balancierte einen Weinkrug auf der Hüfte und wiegte sich langsam hin und her, wobei sie sich angelegentlich eine rotbraune Locke um den Finger wickelte.
    Ah, das verräterische Anzeichen weiblichen Interesses. Vielleicht hätte ich besser allein hierher kommen sollen, dachte Blaidd.
    "Dann habe ich den jungen Kerl fortgeschickt", verkündete Lord Throckton und riss Blaidd aus seinen Gedanken. Die Stimme des Mannes war vom Wein undeutlich geworden. Er schien dem edlen Getränk reichlich zugesprochen zu haben – als wenn er seine Kehle für die lange Aufzählung schmieren wollte. "Das war der Letzte vor Euch."
    Das bedeutete wohl, dass der Monolog zu Ende war. Gott sei Dank, dachte Blaidd, als er sich seinem Gastgeber mit einem künstlichen Lächeln zuwandte.
    Lord Throckton legte seine breiten Hände auf den Tisch und stand schwerfällig auf. Blaidd begann, sich ebenfalls zu erheben, aber Lord Throckton winkte ab. "Muss nur einmal kurz verschwinden. Dieser französische Wein läuft schnell durch." Er warf Blaidd einen reichlich angetrunkenen Blick zu. "Aber er schmeckt zu gut, um ihn nicht zu trinken."
    Mit dieser Bemerkung machte er sich auf den Weg durch die Halle. Zwischen Blaidd und Lady Rebecca befand sich nur mehr ein leerer Stuhl.
    Blaidd konnte der Versuchung nicht widerstehen. "Mylady", begann er, "spielt Ihr öfter Torwächterin?"
    Sie wich seinem Blick nicht aus. Die Frage machte sie offensichtlich kein bisschen verlegen. "Nein, Herr Ritter."
    "Aber heute hat es Euch gefreut, Euch auf meine Kosten zu amüsieren, oder?"
    "Nicht nur mich. Das ganze Lager hatte Spaß. Es tut mir Leid, wenn Ihr es nicht lustig fandet."
    Er nahm ihr nicht ab, dass es ihr auch nur ein Fünkchen Leid tat. "Niemandem gefällt es wohl, wenn man ihn lächerlich macht."
    "Nein, und vor allen Dingen jungen, gut aussehenden Rittern nicht, denen die Welt zu Füßen liegt. Aber Bescheidenheit ist gut für die Seele, nicht wahr, Sir?"
    "Ja, das stimmt. Es ist wirklich schade, dass Ihr diese Charaktereigenschaft nicht Euer Eigen nennt."
    Sie rückte leicht ab. "Wie könnt Ihr so etwas behaupten? Natürlich bin ich bescheiden. Wie könnte ich es nicht sein, wenn ich mich jeden Tag mit meiner Schwester vergleichen muss?"
    "Was könnte es anderes als Überheblichkeit sein, wenn Ihr glaubt, Ihr könntet Euch die Freiheit nehmen, einen Ritter wie einen Trottel dastehen zu lassen?"
    "Wenn ich überheblich bin, was seid dann Ihr – ein Mann, der offensichtlich annimmt, dass jede Frau weiche Knie bekommt, sobald sie ihm begegnet?"
    "Becca!" stöhnte Lady Laelia.
    Blaidd hatte völlig vergessen, dass ja auch die schöne Lady anwesend war.
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