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Verzehrende Sehnsucht

Verzehrende Sehnsucht

Titel: Verzehrende Sehnsucht
Autoren: Margaret Moore
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langsam und hielt die Harfe krampfhaft fest, so dass ihre Knöchel weiß hervortraten. "Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, Sir Blaidd, ich würde mich gern zurückziehen."
    Sie wandte sich um und … humpelte aus der Halle.

3. Kapitel
     
    In die kühle Dunkelheit der Kapelle zu schlüpfen ist wie bei Nacht in einen Fluss einzutauchen, dachte Becca, als sie aufatmend die schwere Tür hinter sich schloss. Vor ihrem Unfall hatte sie sich während der warmen Sommermonate manchmal aus der Burg geschlichen, um ein nächtliches Bad im Teich unterhalb der Mühle zu nehmen.
    Diese Art von risikoreichen Eskapaden hatte mit dem Sturz vom Baum geendet.
    Becca verbannte die Erinnerung an jene glücklicheren sorglosen Tage aus ihrem Kopf und ging langsam voran, wobei sie sich mit einer Hand an der kühlen Steinmauer abstützte. Der Saum ihres Gewands schlug gegen ihre Stiefel.
    Die Luft roch nach Feuchtigkeit und Weihrauch. In einer Nische brannte eine einzelne Votivkerze vor einer Statue der heiligen Jungfrau. Schwache Mondstrahlen fielen durch die schmalen Fenster, und ein mattes Licht erhellte den Altar.
    Becca kniete vor ihm nieder. Die Steine waren hart und kalt. Sie legte die Hände aneinander und presste sie fest zusammen.
    "Lieber Vater im Himmel", betete sie, "lass morgen schönes Wetter sein, damit ich ausreiten kann. Lass mich ein wenig Ruhe finden und die Burg für eine kleine Zeit verlassen, um alles zu vergessen.
    Wenn das nicht möglich sein sollte, dann lass mich zumindest den Anstand haben, meine Zunge im Zaum zu halten, damit ich keine hasserfüllten Dinge mehr sage, die ich im gleichen Augenblick bereue, in dem ich sie ausgesprochen habe." Ihre Stimme bekam einen bitteren Unterton. "Hilf mir, nicht mehr eifersüchtig auf Laelia zu sein, Vater. Sie kann nichts dafür, dass sie schön ist und ich es nicht bin. Hilf mir, meinen Zorn und meine Bitterkeit zu überwinden, weil ich nicht darauf hoffen kann, einen Bewerber um meine Hand zu finden wie …"
    Sie hielt inne und atmete tief ein. Ihre Knöchel traten weiß hervor. "Dass ein Mann mich will", verbesserte sie sich. "Ich will niemanden dazu bringen, mich zu hassen, aber mit anzusehen, dass wieder ein Ritter an unser Tor reitet, um Laelia zu freien, und zu wissen, dass das niemals ein Mann für mich sein wird, ist so schwer zu ertragen!" Tiefe Verbitterung schwang in ihrer Stimme mit.
    "Und wenn ein Mann wunderbar lächelt und eine Stimme hat, dass es sich so anfühlt, als wenn ich in Samt eingehüllt und in seinen Armen geborgen wäre – wenn die leiseste Berührung seiner Lippen auf meiner Hand mein Blut zum Sieden bringt …"
    Ihr stockte der Atem. Sie neigte nun beschämt den Kopf. "O Gott, nimm diese lüsternen Gedanken und Gefühle von mir! Bitte, Gott, lass mich mein Schicksal annehmen und ruhig bleiben."
    In der Stille, die diesem heftigen Ausbruch folgte, hörte Becca, wie sich die Tür der Kapelle mit einem leisen Knarren öffnete. Dann fiel sie dumpf wieder ins Schloss.
    Überrascht versuchte Becca, schnell wieder aufzustehen, was sich nicht so einfach mit ihrem leicht verdrehten und kürzeren Bein bewerkstelligen ließ, weil das Bein noch immer nicht vollkommen geheilt war und auch niemals ganz gesunden würde. Rasende Schmerzen durchfuhren Becca bei der plötzlichen Bewegung. Doch sie biss die Zähne zusammen, um keinen Laut auszustoßen, als sie vorsichtig aufstand. Dann drehte sie sich um und schaute sich in dem kleinen Innenraum der Kapelle um.
    Am Fenster zur Linken konnte sie die Silhouette eines Mannes erkennen. Es gab keinen Zweifel daran, wer dieser Mann war; kein anderer hier auf Throckton Castle trug sein Haar schulterlang.
    War das Gottes Vorstellung von einem Scherz, ihr genau den Mann herzuschicken, der beim Gebet so viel Lust, Reue und bittere Eifersucht in ihr erweckt hatte?
    Sie erwog zu fliehen, aber ihr Stolz erlaubte ihr einfach nicht, wie ein verkrüppelter Feigling eilig aus der Kapelle zu humpeln. "Was wollt Ihr, Sir Blaidd?" fragte sie laut in die Stille hinein.
    "Woher wusstet Ihr, dass ich es bin?" erkundigte er sich und ging auf sie zu.
    Sie straffte die Schultern. "Eure Haartracht ist recht auffällig – auf eine sehr wilde und ungewöhnliche Art und Weise. Und jeder, der je auf Throckton Castle war und die Kapelle besucht hat, weiß, dass diese Tür knarrt. Jemand, der heimlich herkommen wollte, würde versuchen, dieses Geräusch zu vermeiden."
    Er blieb kurz vor ihr stehen. "Ich habe nichts zu verbergen. Ich habe
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