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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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sie ihm glauben würde. Wahrscheinlich hielt sie ihn für verrückt. Selbst er wusste nicht so recht, ob er Herr seiner Sinne war. Doch während er sich um Moira gekümmert hatte, ging ihm allmählich auf, warum ihrer beider Leben plötzlich so eng miteinander verwoben war. Sie waren Gefährten, die das Schicksal füreinander bestimmt hatte. Davon war er mittlerweile so gut wie überzeugt.
    Moira brauchte eine Weile, um sicherzugehen, dass sie sich nicht verhört hatte. Selbst als sie anfing, es zu glauben, verstand sie es nicht. Der Mann musste verrückt sein. Oder wollte er sie etwa auf die Probe stellen, ob sie noch genügend Verstand hatte zu erkennen, wie lächerlich das war, was er soeben gesagt hatte?
    »Ich glaube, Ihr habt so viel Wasser geschluckt, dass es Euch den Verstand zerfressen hat, Sir MacAlpin«, sagte sie schließlich.
    »Eine höchst ungewöhnliche Reaktion auf einen Heiratsantrag«, murmelte er.
    »Heiratsantrag? Das ist doch blanker Unsinn! Ich glaube, Ihr habt das nur gesagt, weil Ihr sehen wolltet, ob mein Kopf inzwischen klar genug ist, um es als Unsinn zu erkennen.«
    »Unsinn? Wahnsinn? So etwas tut mir in der Seele weh!«
    »Hört auf, Euch über mich lustig zu machen, und helft mir lieber hoch.« Sie streckte die Hand aus. »Glaubt Ihr, das Schiff ist untergegangen?«, fragte sie, während er sie hochzog, danach aber ihre Hand nicht losließ.
    »Nein, das glaube ich nicht. Auf dem Strand liegen jedenfalls keine Wrackteile herum.« Er ignorierte ihren Versuch, ihm ihre Hand sanft zu entziehen. »Während ich darauf gewartet habe, dass Ihr wieder zu Euch kommt, bin ich in beiden Richtungen ziemlich weit gelaufen.«
    Mit ihrer freien Hand zog sich Moira die Reste ihres feuchten Umhangs über die Beine. Gottlob war seinem rätselhaften Blick sonst kaum etwas ausgesetzt. Ihre Lage war peinlich genug, sie hatte wahrhaftig keine Lust, sich auch noch um die Sittsamkeit zu sorgen. Stattdessen lenkte sie ihre Gedanken wieder auf die schwierige Frage, was sie nun tun sollte.
    »Wenn das Schiff den Sturm überstanden hat, werden meine Verwandten nach uns suchen«, meinte sie. »Ich glaube, ich sollte einfach hierbleiben.«
    »Ach wirklich?«, fragte er gedehnt.
    »Mir ist klar, dass Ihr nicht erpicht darauf seid, sie wiederzusehen. Deshalb kann ich es verstehen, wenn Ihr die Chance zur Flucht ergreift.«
    »Wie freundlich von Euch.«
    Sie starrte ihn finster an. Mittlerweile hatte sie es aufgegeben, ihre Hand auf sanfte Art und Weise aus seiner zu lösen, und entwand sich nun gewaltsam seinem festen Griff. »Sir MacAlpin, ich fange an zu glauben, dass Ihr meinen Plan nicht gutheißt.«
    »Ich wusste doch gleich, dass Ihr ein schlaues Mädchen seid.« An ihrem verdrießlichen Gesicht erkannte Tavig, dass sie allmählich wütend wurde; deshalb beeilte er sich, eine Erklärung hinzuzufügen. »Falls Eure Verwandten nicht glauben, dass Ihr tot seid, also die Hoffnung hegen, dass Ihr überlebt habt und irgendwo an Land gespült worden seid, gibt es eine ewig lange Küste, die sie absuchen müssten. Es würde Tage dauern, bis sie Euch finden. Und diese Zeit haben sie nicht, stimmt’s?«
    Moira schimpfte halblaut. Zu ihrem Leidwesen musste sie ihm recht geben. Ihre Verwandten hatten nicht die Zeit, nach ihr zu suchen, selbst wenn sie es für möglich hielten, dass sie noch am Leben war. Sie mussten Sir Bearnards Tochter Una befreien, und zwar noch in diesem Monat. Bei dem Versuch, mit Unas Entführer zu verhandeln, hatten sie bereits viel zu viel Zeit vergeudet, jetzt blieben ihnen nur noch drei Wochen. Natürlich stellte das auf Sir Tavig MacAlpin ausgesetzte Kopfgeld eine gewisse Versuchung für sie dar, aber diese Versuchung wog das Risiko, Una zu verlieren, nicht auf. Sir Bearnard hatte mit seiner Tochter Großes im Sinn. Er dachte daran, mit einer geschickt eingefädelten Ehe sein Ansehen und seinen Wohlstand zu mehren.
    Moira blieb wohl nichts anderes übrig, als sich um sich selbst zu kümmern. Von Tavig, der seelenruhig neben ihr saß und sie beobachtete, konnte sie kaum noch mehr Beistand erwarten. Er musste seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Wenn er bei ihr bliebe, bestand die Möglichkeit, dass er ihren Verwandten wieder in die Hände fiel. Nach einem Wiedersehen mit Sir Bearnard gelüstete es diesem Mann bestimmt nicht. Und wie sehr konnte sie jemandem trauen, dem zwei Morde angelastet wurden, selbst wenn er sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um ihres zu retten?
    »Nun, dann mache ich mich
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