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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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wohl auf die Suche nach einem Sheriff oder dergleichen«, sagte sie schließlich.
    »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr hier viel Hilfe finden werdet? Ihr seid völlig zerlumpt und habt keinerlei Möglichkeit zu beweisen, dass Ihr seid, wer Ihr zu sein behauptet. Das sage ich jetzt nicht, um Euch zu beleidigen, aber im Moment kommt Ihr daher wie eine arme kleine Bettlerin. Und obendrein könnte man Euch noch für eine Diebin halten, weil Eure zerrissenen Kleider aus einem ziemlich kostbaren Stoff gefertigt sind.«
    »Habt Ihr denn einen besseren Plan?«, erwiderte sie ungehalten, denn es ärgerte sie, dass er ihre Einfälle ständig mit triftigen Argumenten durchkreuzte.
    »Jawohl, meine zornige Braut.«
    »Ich bin nicht Eure Braut!«
    Tavig überhörte ihren mürrischen Einspruch. »Ihr könnt bei mir bleiben, und ich werde Euch an einen sicheren Ort bringen.«
    »Sicher? In Eurer Nähe? Ich habe gehört, was mein Cousin Nicol sagte, als Eure Verkleidung sich auflöste. Ihr seid auf dem direkten Weg zum Galgen. Ich glaube nicht, dass das ein sicherer Ort ist.«
    »Noch liegt die Schlinge nicht um meinen Hals, Liebes.« Er stand auf, klopfte sich den Sand von den Kleidern und streckte ihr die Hand hin. »Nun kommt. Wir sollten uns jetzt besser auf den Weg machen. Vor uns liegt eine lange, harte Reise.«
    Ein wenig argwöhnisch ließ sie sich von ihm hochhelfen. »Wohin reisen wir?«
    Er schlug die Richtung ins Landesinnere ein und lächelte schwach, als er hörte, wie sie ihm eilig folgte. Ihr Argwohn kränkte ihn nicht, er war ihr kaum zu verübeln. Vor dem Gesetz galt Tavig als Mörder, auch wenn er ihr das Leben gerettet hatte. Da sie ihn kaum kannte, konnte sie nicht beurteilen, ob die Anklage gegen ihn rechtens war. Ebenso wenig konnte er ihr verübeln, dass sie ihn für leicht verrückt hielt, wenn er so unvermittelt übers Heiraten redete, dachte er und musste ein wenig grinsen. Ja, er hätte sie sogar für etwas beschränkt halten müssen, hätte sie nicht ein gewisses Zögern und Misstrauen an den Tag gelegt.
    »Sir Tavig«, ächzte Moira, als sie ihm mühsam über einen steinigen Hang hinauf zu dem Heideland folgte, das den Strand säumte. »Wohin bringt Ihr uns?«
    »Zur Burg meines Cousins.« Er half ihr die letzten paar Schritte hoch, dann schlug er den Weg zu einer kleinen, reetgedeckten Kate ein, die nur wenige Meter von ihnen entfernt lag. »Er wird uns helfen, und er wird auch einen Priester für uns auftreiben, der uns trauen kann.«
    Moira beschloss, dass es wohl am besten wäre, sein albernes Geschwätz von einer Heirat zu überhören. »Kenne ich diesen Cousin? Ihr habt doch bestimmt mehrere. Sir Iver habt Ihr ja wohl nicht im Sinn, der ist doch hinter Euch her. Mit einem Namen wäre mir sehr gedient.«
    »Mungan Coll.« Als Tavig hörte, dass sie abrupt stehen blieb, wandte er sich fragend zu ihr um.
    »Der Mungan Coll, zu dem wir unterwegs waren, als ich ins Meer stürzte? Der Mungan Coll, der meine Cousine Una als Geisel hält?«
    »Richtig, genau der.«
    »Ihr wollt mir einreden, dass ich bei einem solchen Mann in Sicherheit wäre?«
    »Jawohl, doch ich merke, dass Ihr kaum geneigt seid, mir zu glauben. Seht es doch einmal so: Ihr werdet dann immerhin an einem Ort sein, an dem Euch Eure Verwandten bestimmt finden.« Er nahm sie bei der Hand, ignorierte ihr leichtes Zögern und zog sie zu der Fischerkate.
    »Aye – als Gefangene gleich neben Una. Zweifellos würde auch für mich ein gewisses Lösegeld gefordert werden.« Das beunruhigte sie freilich am meisten, denn sie war sich nicht sicher, ob ihre Verwandten auch nur einen Farthing für sie locker machen würden.
    »Nay. Mungan würde niemals meine Frau zur Geisel nehmen.«
    Er schob sie in die Hütte. Sie blieb in der niedrigen Tür stehen und schimpfte weiter halblaut, während er ein Feuer und ein paar Talglichter anzündete. Sein Plan behagte ihr ganz und gar nicht, aber sehr zu ihrem Verdruss fiel ihr absolut nichts Besseres ein.
    Als es in dem nahezu fensterlosen Raum etwas heller wurde, setzte sie sich auf eine derbe Bank vor einen ebenso schlichten Holztisch. Mürrisch sah sie zu, wie Tavig ein paar Lebensmittel auftrieb und sich anschickte, Hafergrütze zu kochen. Seine Selbstständigkeit ärgerte sie, denn dabei wurde ihr nur allzu klar, warum sie auf Gedeih und Verderb an ihn gebunden war. In ihren achtzehn Lebensjahren war sie noch nie auf eigenen Füßen gestanden. Schon der Gedanke, sich allein durchs Leben schlagen zu müssen,
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