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Verzehrende Leidenschaft

Verzehrende Leidenschaft

Titel: Verzehrende Leidenschaft
Autoren: Hannah Howell
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erfüllte sie mit Angst und Schrecken. Einen längeren Zeitraum, in dem sie zwangsläufig auf sich allein gestellt war, würde sie wohl kaum überstehen.
    Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihre mangelnden Fertigkeiten nicht allein ihre Schuld waren; denn ihre Eltern, ihre Ammen und Mägde hatten sie kaum einen Handgriff tun lassen. Das hatte sich allerdings drastisch geändert, als sie zu Sir Bearnard Robertson und seiner Familie gezogen war. Dort hatte man sie unverzüglich damit beauftragt, sich ans Nähen und Weben zu machen. Aber diese Fertigkeiten würden ihr jetzt nicht viel nützen. Die krumme Annie, die sie vor zwei Jahren unter ihre alternden Fittiche genommen hatte, hatte sich zwar angeschickt, ihr ein paar nützlichere Dinge beizubringen, doch die Zeit hatte nicht gereicht, um sehr viel mehr zu lernen als den einigermaßen geschickten Umgang mit einem Messer.
    Also kann ich mich immerhin ein bisschen verteidigen, sinnierte sie. Das war wenigstens etwas, auch wenn es beileibe nicht reichte. Dies wusste sie nur zu gut. Es würde ihr weder Kleidung noch Nahrung einbringen und sie auch nicht vor rauer Witterung schützen. Sie brauchte Tavig MacAlpin, wie sie sich zu ihrem großen Verdruss eingestehen musste. Finster funkelte sie die Schüssel mit dem Haferbrei an, die er ihr gereicht hatte.
    »Na kommt schon, Kleine, warum seid denn Ihr so trübe gestimmt?« Tavig setzte sich ihr gegenüber und begann zu essen.
    »Ihr meint wohl abgesehen von der Tatsache, dass ich gerade mehrere Stunden im eiskalten Meer herumgeworfen worden bin und dabei fast ertrunken wäre?« Sie musste zugeben, dass er es verstand, einen ausgezeichneten Haferbrei zu kochen, doch das trug kaum dazu bei, ihre Laune zu heben.
    »Aber Ihr habt überlebt. Ihr seid ein bisschen herumgeschleudert worden, aber die Wellen haben Euch lebend ans Ufer gespült.«
    »Und was ist mit der Tatsache, dass ich nichts anzuziehen habe bis auf ein zerrissenes Nachthemd und einen lädierten Umhang?«
    »Ich finde, dass Eure Kleidung die Strapazen recht gut überstanden hat.«
    »Ach ja? Und dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wo wir uns befinden, was ist damit? Ich sitze auf einer einsamen Heide fest und habe keine Ahnung, wohin ich unterwegs bin und wie ich dorthin gelangen soll.«
    »Zerbrecht Euch nicht Euer hübsches Köpfchen darüber. Ich bringe Euch in Sicherheit.«
    »Aye, und noch eines«, murrte sie und kratzte den Rest Haferbrei mit kurzen, heftigen Bewegungen aus der Schüssel.
    »Und das wäre?«, fragte er, als sie nicht weitersprach und nur verdrossen in die leere Schüssel starrte.
    »Ich kann nicht für mich sorgen. Ich kann nichts tun, was getan werden muss, um diese Strapaze zu überleben. Ich muss mich gänzlich darauf verlassen, dass Ihr mir helft und mich an einen sicheren Ort schafft.«
    »Es ist doch nicht so schlimm, wenn eine Frau sich auf ihren Mann verlassen muss.«
    Moria schlug mit dem Holzlöffel auf den Tisch. »Wenn wir schon zusammenbleiben müssen, dann könnt Ihr vielleicht wenigstens mit diesem albernen Geschwätz aufhören. Ich finde es überhaupt nicht lustig.«
    »Das freut mich. Die Ehe ist nichts, worüber man sich lustig machen sollte. Sie ist eine sehr ernste Angelegenheit.« Beinahe musste er lachen über den absolut angewiderten Blick, mit dem sie ihn bedachte.
    »Warum beharrt Ihr darauf?«
    Es musste ein Scherz sein, und dieser Scherz tat ihr weh. Sie hatte sich mehr oder weniger damit abgefunden, als alte Jungfer zu enden und sich vielleicht eines Tages um Unas Kinder zu kümmern. Da für sie keine Ehe vereinbart, ja nicht einmal erwogen worden war, ging sie davon aus, dass sie keine Mitgift besaß. Dieser Mangel und noch dazu ihr rotes Haar, etwas, was viele als schreckliche Farbe betrachteten, wenn nicht sogar als Zeichen des Teufels, rückte die Ehe für sie in unerreichbare Ferne. Und dann war da noch ihre Gabe – ihre heilenden Hände –, doch die hielt sie streng geheim, denn auch so etwas erregte nur Furcht bei den Leuten; aber vor einem Ehemann würde sie sie wohl kaum auf Dauer verbergen können. Aus all diesen Gründen war sie zu dem Schluss gekommen, dass es wahrscheinlich am besten für sie war, Jungfrau zu bleiben und auf die Ehe zu verzichten. Und jetzt neckte dieser Kerl sie ständig damit. Es kam ihr ziemlich grausam vor.
    »Ihr wisst nicht einmal, wer ich bin«, fuhr sie fort. »Wir kennen uns wahrhaftig nicht lange genug, um eine dauerhafte Partnerschaft in Erwägung zu ziehen.
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