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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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er in seinen Aufzeichnungen und Briefen angespielt hat. Aus seiner Sicht
war sie unendlich viel wertvoller als Gold oder Edelsteine.«
    Die vergilbten Seiten waren in der peniblen Handschrift des Alchemisten mit kryptischem Latein gefüllt.
    Caleb beugte sich vor und betrachtete das scheinbar sinnlose Gewirr aus Buchstaben, Zahlen, Symbolen und Worten auf der ersten Seite.
    »Es ist in einem weiteren seiner vermaledeiten persönlichen Codes geschrieben«, erklärte er kopfschüttelnd.
    Gabriel blätterte die Seite um. »Die Liebe zu Geheimnissen und Codes ist eine Tradition, der die Mitglieder der Arcane Society zweihundert Jahre lang begeistert gefrönt haben.«
    »Mir ist in meinem ganzen Leben kein größerer Haufen von geheimniskrämerischen Exzentrikern untergekommen als die Mitglieder der Arcane Society.«
    Gabriel klappte das Notizbuch behutsam zu und sah Caleb an. »So mancher würde behaupten, dass du und ich ganz genauso exzentrisch wie die anderen Mitglieder der Arcane Society sind, wenn nicht gar exzentrischer.«
    »Exzentrisch ist wohl nicht das richtige Wort für uns.« Caleb schaute grimmig drein. »Aber ich verzichte lieber darauf, einen treffenderen Begriff zu finden.«
    Gabriel widersprach ihm nicht. Als sie jünger waren, hatten sie in ihren Exzentrizitäten geschwelgt, hatten sie ihre besonderen Begabungen als etwas Selbstverständliches betrachtet. Doch mit zunehmender Reife waren sie zu einer anderen, bedeutend verhalteneren Sichtweise gelangt.
    Und nur um sein Leben noch komplizierter zu gestalten, musste er sich jetzt auch noch mit einem ausgesprochen fortschrittlich denkenden Vater herumplagen, der sich als
ein begeisterter Anhänger von Mr. Darwins Theorien entpuppt hatte, ging es Gabriel durch den Sinn. Hippolyte Jones war eisern entschlossen, seinen Erben und Thronfolger schnellstmöglich zu verheiraten. Gabriel war zu dem Schluss gekommen, dass sein Erzeuger insgeheim herausfinden wollte, ob die außergewöhnliche paranormale Begabung seines Sohnes sich vererbte.
    Der Teufel sollte ihn holen, wenn er sich zur Teilnahme an einem Experiment zur Evolutionstheorie erpressen ließ, wütete Gabriel im Stillen. Wenn es darum ging, eine Ehefrau für sich zu finden, dann zog er es vor, höchstselbst auf die Jagd zu gehen.
    Er sah Caleb an. »Stört es dich eigentlich manchmal, dass wir einer Gesellschaft angehören, deren Mitglieder allesamt geheimniskrämerische, eigenbrödlerische Exzentriker sind, die besessen sind von allem, was esoterisch und okkult ist?«
    »Wir haben es uns nicht ausgesucht«, erwiderte Caleb und beugte sich vor, um eins der alten Instrumente auf dem Arbeitstisch zu betrachten. »Wir haben nur unsere Kindespflicht erfüllt, als wir zustimmten, uns in die Gesellschaft aufnehmen zu lassen. Du weißt ebenso gut wie ich, dass unsere beiden Väter außer sich gewesen wären, wenn wir uns geweigert hätten, ihrer heiß geliebten Gesellschaft beizutreten. Außerdem hast du nun wirklich keinen Grund, dich zu beschweren. Schließlich hast du mich überredet, überhaupt bei der verfluchten Zeremonie mitzumachen.«
    Gabriels Blick wanderte zu dem mit einem schwarzen Onyx besetzten Goldring an seiner rechten Hand. In den Stein war das alchemistische Symbol für Feuer eingraviert.
    »Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst«, sagte er.
    Caleb seufzte tief. »Ich weiß, dass du, so wie die Umstände
nun mal waren, der Gesellschaft unter großem Druck beigetreten bist.«
    »Ja.« Gabriel klappte den schweren Deckel der Truhe zu und betrachtete die kryptischen Worte, die in das Goldblech geätzt waren. »Ich hoffe doch inständig, dass das hier kein alchemistischer Fluch ist. Wer es wagt, diese Truhe zu öffnen, soll noch vor Morgengrauen eines grausamen Todes sterben oder was es da sonst so alles gibt. Aber du und ich sind Männer der modernen Zeit, stimmt’s? Wir glauben nicht an solchen Unfug.«
     
    Der Erste starb drei Tage später.
    Sein Name war Riggs. Er gehörte zu den Dorfbewohnern, die Gabriel und Caleb angeheuert hatten, um das alchemistische Labor auszuräumen und die Kisten sorgfältig zum Abtransport auf die Wagen zu laden.
    Die Leiche wurde in einer heruntergekommenen Gasse nahe dem Hafen gefunden. Riggs war mit zwei Messerstichen ins Jenseits befördert worden. Beim ersten Stich hatte sich die Klinge in seine Brust gebohrt. Beim zweiten hatte die Klinge seine Kehle durchschnitten. Eine große Blutlache hatte sich auf den abgewetzten Pflastersteinen gesammelt und war dort
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