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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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er.
    »Wunderbar.«
    Er schaute sie an. Im Mondschein konnte sie sehen, dass wie so oft ein geheimnisvolles Lächeln um seine Lippen spielte.
    Meine Güte, amüsierte ihn ihr hilfloser Versuch, ihn zu verführen? Der Gedanke war noch bestürzender als die Angst, er könnte sie zurückweisen.
    Sie schlang ihre Arme fester um sich und stellte sich die Porträtaufnahme vor, die sie von ihm gemacht hätte, wenn er ihr die Gelegenheit dazu gegeben hätte. Es hätte Bereiche tiefer, kräftiger Schatten im fertigen Bild gegeben, überlegte sie, eine Widerspiegelung der unsichtbaren dunklen Energie, die er ausstrahlte.

    Diese Erkenntnis erschreckte sie nicht. Sie wusste, dass die metaphysische Dunkelheit, die Gabriel umgab, Beweis seines starken Willens und seiner Selbstbeherrschung war. Es war nicht die schockierende Energie, die von einem kranken Hirn ausging. Venetia hatte jene sonderbaren, schrecklichen Farbtöne gelegentlich bei jenen, die sich von ihr fotografieren ließen, gesehen. Diese schaurigen Erlebnisse erfüllten sie jedes Mal mit Abscheu und Furcht.
    Bei Gabriel Jones war es eine gänzlich, gänzlich andere Sache.
    Gedankenverloren schaute sie in die Nacht hinus und sann über ihren fehlgeschlagenen Verführungsversuch nach. Es hatte keinen Zweck, bibbernd vor Kälte hier draußen zu stehen. Sie konnte sich ebenso gut ihre Niederlage eingestehen und den Rückzug in die warme Bibliothek antreten.
    »Ihnen ist kalt«, sagte Gabriel. »Erlauben Sie mir.«
    Zu ihrer Überraschung knöpfte er die Jacke seines eleganten Abendanzugs auf, zog sie aus und legte sie ihr mit einer ebenso schwungvollen wie anmutig männlichen Bewegung um die Schultern.
    Die Schurwolle des schweren Kleidungsstücks hatte seine Körperwärme gespeichert und wärmte Venetia augenblicklich. Sie atmete einen Hauch seines Dufts ein.
    Lass dich nicht von seiner Ritterlichkeit täuschen , ermahnte sie sich im Stillen. Er spielte nur den Gentleman.
    Nichtsdestotrotz war die Intimität der Situation unbeschreiblich erregend. Am liebsten hätte sie sich an das Jackett geklammert und es nie wieder losgelassen.
    »Ich muss gestehen, dass ich diesen Auftrag höchst interessant gefunden habe«, sagte sie und schmiegte sich in seine
Jacke. »Er war ebenso künstlerisch herausfordernd wie lehrreich. Ich hatte noch nie von der Arcane Society gehört, bevor ich hierhergekommen bin.«
    »Die Mitglieder der Gesellschaft scheuen gemeinhin das Licht der Öffentlichkeit.«
    »Das haben Sie sehr deutlich gemacht«, erwiderte sie. »Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber ich muss mich doch fragen, warum die Gesellschaft ein solches Geheimnis aus ihrer Existenz macht.«
    »Das gehört zur Tradition.« Wieder lächelte Gabriel. »Die Gesellschaft wurde vor rund zweihundert Jahren von einem Alchemisten gegründet, der für seine Geheimniskrämerei berüchtigt war. Die nachfolgenden Mitglieder haben das beibehalten.«
    »Ja, aber wir leben in der modernen Zeit. Heutzutage nimmt niemand mehr die Alchemie ernst. Selbst Ende des siebzehnten Jahrhunderts galt sie als eine der schwarzen Künste, nicht als echte Wissenschaft.«
    »Die Wissenschaft ist an ihren Rändern immer schwarz gewesen, Miss Milton. Die Grenze zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten ist sehr verschwommen, um es freundlich auszudrücken. Heutzutage nennen jene, die diese obskuren Randgebiete ergründen, ihre Forschungen Parapsychologie oder Spiritismus. Doch in Wahrheit sind sie nichts weiter als moderne Alchemisten in neuem Gewand.«
    »Die Arcane Society beschäftigt sich also mit der Erforschung des Übersinnlichen?«, fragte sie verblüfft.
    Einen Moment lang dachte sie, er würde die Frage nicht beantworten. Doch schließlich nickte er einmal kurz.
    »So ist es«, bestätigte er.
    Venetia runzelte die Stirn. »Verzeihen Sie mir, aber in
dem Fall ist diese besessene Geheimhaltung wirklich sehr sonderbar. Schließlich ist die Parapsychologie heutzutage ein durchaus angesehenes Forschungsgebiet. Heißt es nicht, dass man in London an jedem Abend der Woche an einer Séance teilnehmen kann? Und jeden Monat erscheint eine Vielzahl von wissenschaftlichen Journalen, die sich der Erforschung paranormaler Phänomene widmen.«
    »Die Mitglieder der Arcane Society betrachten die meisten jener, die behaupten, übersinnliche Kräfte zu besitzen, als Betrüger und Scharlatane.«
    »Oh.«
    »Die Forscher und Wissenschaftler der Arcane Society nehmen ihre Arbeit sehr ernst«, fuhr Gabriel fort. »Sie
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