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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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geworden.«
    Caleb schnitt eine Grimasse. »Der Fluch von Sylvester dem Alchemisten?«
    »Das klingt doch recht spannend, findest du nicht?«

1
    Zwei Monate später …
     
    Er war der Mann, auf den sie gewartet hatte, der Liebhaber, der vom Schicksal bestimmt war, sie zu entehren. Doch vorher wollte sie ihn erst noch fotografieren.
    »Nein«, sagte Gabriel Jones. Er durchquerte die elegant eingerichtete Bibliothek, griff die Brandykaraffe und schenkte daraus großzügig zwei Gläser ein. »Ich habe Sie nicht hierher nach Arcane House geholt, damit Sie mich fotografieren, Miss Milton. Ich habe Sie engagiert, um die Raritätensammlung der Gesellschaft zu fotografieren. Ich mag Ihnen greisenhaft erscheinen, aber ich persönlich betrachte mich nur ungern bereits als Antiquität.«
    Gabriel war beileibe kein altes Relikt, dachte Venetia. Um genau zu sein, strahlte er die Kraft und das Selbstvertrauen eines Mannes in der Blüte seiner Jahre aus. Er wirkte wie geschaffen dafür, ihr Herz im Sturm zu erobern und in ihr das lodernde Feuer verbotener Leidenschaft zu entfachen.
    Sie hatte lange genug gewartet, um den richtigen Mann für diese Aufgabe zu finden, fand sie. In den Augen der besseren Gesellschaft hatte sie bereits die Altersgrenze überschritten, in der sich eine Lady berechtigterweise Hoffnungen machen konnte, einen Heiratsantrag zu erhalten. Die
Verpflichtungen, die ihr vor anderthalb Jahren aufgebürdet worden waren, nachdem ihre Eltern bei einem Eisenbahnunglück ums Leben gekommen waren, hatten ihr Schicksal besiegelt. Nur wenige ehrenwerte Gentlemen waren erpicht darauf, eine Frau Ende zwanzig zur Gemahlin zu nehmen, noch dazu eine Frau, die für den Lebensunterhalt von zwei Geschwistern und einer unverheirateten Tante aufkommen musste. Doch angesichts der Umtriebe ihres Vaters zweifelte sie sowieso stark an der Institution der Ehe.
    Allerdings wollte sie nicht irgendwann ihren letzten Atemzug tun, ohne je echte körperliche Leidenschaft erlebt zu haben. Eine Lady in ihrer Situation hatte das Recht, ihre eigene Entehrung zu arrangieren, fand Venetia.
    Das Unterfangen, Gabriel zu verführen, hatte sich als eine ausgesprochene Herausforderung erwiesen, da sie über keinerlei praktische Erfahrung in diesen Angelegenheiten verfügte. Selbstverständlich hatte es über die Jahre hier und da ein paar unbedeutende Flirts gegeben, doch keiner davon hatte zu mehr als ein paar harmlosen Küssen geführt.
    Um ehrlich zu sein, war ihr noch kein Mann begegnet, der das Risiko einer verbotenen Romanze wert gewesen wäre. Nach dem Tod ihrer Eltern war die Notwendigkeit, jeden Skandal zu vermeiden, sogar noch zwingender geworden. Die finanzielle Sicherheit ihrer Familie hing einzig und allein von ihrer Karriere als Fotografin ab. Die durfte sie um keinen Preis in Gefahr bringen.
    Doch diese verzauberten zwei Wochen in Arcane House waren ihr buchstäblich in den Schoß gefallen; ein gänzlich unerwartetes Geschenk.
    Es war ganz zufällig dazu gekommen, erinnerte sie sich.
Ein Mitglied der geheimnisvollen Arcane Society hatte in Bath ihre Fotoarbeiten gesehen und sie dem offiziellen Vorstand empfohlen. Der Rat hatte offenkundig beschlossen, den Inhalt des Museums der Gesellschaft fotografisch zu dokumentieren.
    Dieser lukrative Auftrag hatte ihr die beispiellose Gelegenheit gegeben, ihre geheimsten romantischen Phantasien auszuleben.
    »Ich würde für eine Porträtaufnahme von Ihnen nichts berechnen«, versicherte sie rasch. »Das Honorar, das ich bereits erhalten habe, deckt alle Kosten.«
    Und noch eine Menge mehr, dachte sie und hoffte dabei, dass man ihr ihre Befriedigung nicht ansehen konnte. Sie war noch immer wie benommen von der stattlichen Summe, die die Arcane Society auf ihr Bankkonto überwiesen hatte. Dieser unverhoffte Glücksfall würde ihr und ihrer kleinen Familie wortwörtlich eine neue Zukunft ermöglichen. Doch sie hielt es nicht für angeraten, dies Gabriel zu erzählen.
    Prestige war in ihrem Beruf das A und O, wie Tante Beatrice oft und gern betonte. Sie musste ihren Kunden den Eindruck vermitteln, dass ihre Arbeit jeden Penny des enormen Vorabhonorars wert war.
    Gabriel lächelte sein kühles, geheimnisvolles Lächeln und reichte ihr eins der Brandygläser. Als seine Finger die ihren streiften, lief ihr ein leiser, erregender Schauder über den Rücken. Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Kitzel spürte.
    Sie war noch nie einem Mann wie Gabriel Jones begegnet. Er hatte die Augen eines uralten
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