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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen
Autoren: Amanda Quick
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zu wahren, besonders wenn es profitabel für sie war. Und die Arcane Society konnte es sich leisten, sich das Schweigen des Dorfes zu erkaufen, überlegte Gabriel.
    Der entlegene Standort an der Küste, den der Alchemist für sein kleines festungsgleiches Laboratorium ausgewählt hatte, war selbst dieser Tage noch abgeschieden. Vor zweihundert Jahren musste es hier noch unwirtlicher und trostloser gewesen sein, ging es Gabriel durch den Sinn. Das Labor war unter der Erde erbaut worden, verborgen unter den Ruinen einer alten Burg.
    Als Caleb und er kurz zuvor die Tür des Laboratoriums geöffnet hatten, war ihnen ein solch fauliger, von Tod geschwängerter Luftzug entgegengeschlagen, dass sie hustend und prustend rücklings getaumelt waren.
    Sie waren übereingekommen, abzuwarten, bis die Luft in der Kammer von der Seebrise aufgefrischt worden war, bevor sie eintraten.
    Als es schließlich so weit war, fanden sie sich in einem Raum wieder, der ganz als wissenschaftliches Studierzimmer eingerichtet war. Uralte ledergebundene Bände, abgegriffen und mit gebrochenen Rücken, füllten das Bücherregal. Zwei Kerzenständer warteten auf Talglichter und Schwefelhölzer.
    Die zweihundert Jahre alten Gerätschaften, mit denen der Alchemist seine Experimente durchgeführt hatte, standen sorgsam aufgereiht auf einem langen Tisch. Die Glasbecher waren schmutzverkrustet. Die metallenen Werkzeuge, Brenner und Blasebälge waren verrostet.

    »Wenn es hier irgendetwas von Wert gibt, dann befindet es sich zweifelsohne in jener Truhe«, sagte Caleb. »Aber ich sehe nirgends einen Schlüssel. Sollen wir das Schloss hier und jetzt aufbrechen, oder sollen wir warten, bis wir wieder in Arcane House sind?«
    »Wir sollten besser bald herausfinden, womit wir es zu tun haben«, antwortete Gabriel. Er ging neben der massiven Kiste in die Hocke und nahm das Eisenschloss in Augenschein. »Wenn in der Truhe tatsächlich ein Vermögen an Edelsteinen oder Gold wartet, müssten wir für die Heimreise zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
    »Wir brauchen Werkzeug, um den Deckel aufzustemmen.«
    Gabriel sah zu dem Skelett. Halb verborgen unter einer behandschuhten Knochenhand lugte ein Gegenstand aus Eisen hervor.
    »Ich glaube, ich habe den Schlüssel gefunden«, verkündete er.
    Er hob behutsam die Finger hoch, um den Schlüssel darunter hervorzuziehen. Ein leises Rascheln ertönte. Die Hand löste sich vom Handgelenk, und Gabriel hielt einen mit losen Knochen gefüllten Handschuh in seinen Fingern.
    »Verflucht«, entfuhr es Caleb. »Da läuft es einem doch kalt den Rücken herunter. Ich dachte immer, so etwas gäbe es nur in Schauerromanen.«
    »Es ist doch bloß ein Skelett«, erwiderte Gabriel und legte den Handschuh mit seinem gruseligen Inhalt auf das alte Bett. »Ein zweihundert Jahre altes Skelett noch dazu.«
    »Ah, aber zufällig ist es das Skelett von Sylvester Jones, dem Alchemisten, unserem Vorfahren und dem Gründer der Arcane Society«, erwiderte Caleb. »Nach allem, was
man so hört, war der Mann nicht nur sehr klug, sondern auch sehr gefährlich. Vielleicht gefällt es ihm nicht, dass sein Labor nach all den Jahren entdeckt wurde.«
    Gabriel ging wieder neben der Truhe in die Hocke. »Wenn ihm seine Privatsphäre tatsächlich so wichtig gewesen wäre, dann hätte er in den Briefen, die er vor seinem Tod geschrieben hat, keine Hinweise auf diesen Ort hinterlassen sollen.«
    Die Briefe hatten unbeachtet im Archiv der Arcane Society vor sich hin geschimmelt, bis Gabriel sie vor einigen Monaten ausgegraben hatte und es ihm gelungen war, den persönlichen Code des Alchemisten zu entschlüsseln.
    Er versuchte, den Schlüssel in das Schloss zu stecken, erkannte jedoch sofort, dass es nicht funktionieren würde.
    »Zu verrostet«, erklärte er. »Hol uns Werkzeug.«
    Zehn Minuten später gelang es ihnen mit vereinter Kraft, die Truhe aufzubrechen. Der Deckel öffnete sich widerstrebend. Die Scharniere ächzten und quietschten lautstark. Doch es gab keine Explosionen, keine züngelnden Flammen oder andere unangenehme Überraschungen.
    Gabriel und Caleb spähten in die Truhe.
    »So viel zu dem Schatz aus Gold und Juwelen«, feixte Caleb.
    »Zum Glück haben wir diese Expedition nicht in der Hoffnung auf Reichtümer unternommen«, pflichtete Gabriel bei.
    Der einzige Gegenstand in der Truhe war ein kleines, in Leder gebundenes Notizbuch.
    Gabriel holte es heraus und schlug es vorsichtig auf. »Ich vermute, es enthält die Formel, auf die
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