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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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die –«
    »Ach ja, richtig. Sie sind die Schauspielerin, die das gute Stück zertrümmert hat.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von seiner Frau.«
    »Natürlich.«
    »Ich mag Frauen mit Temperament. Haben Sie Freitagabend Zeit?«
    »Das hoffe ich nicht. Also … zu der Zeit sollte ich auf der Bühne stehen.«
    »Und danach?«
    »Äh … Sie verschlagen mir den Atem.«
    »Ich habe immer diese Wirkung auf Frauen.« Er schmachtete mich an.
    »Oder es liegt am Staub.« Ich nieste.
    »Das müssen Sie entschuldigen.«
    »Putzen Sie hier jemals?«
    »Ich hatte eine Putzfrau, aber die hat sich in Luft aufgelöst.«
    »Das ist nicht witzig«, sagte ich. »Offensichtlich haben Sie das von Golly Gee also schon gehört?«
    Er nickte. »Joe hat mich zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet.«
    »Wir versuchen, schlechte Presse zu vermeiden.«
    »Die offizielle Version lautet, dass sie abgehauen ist?«
    Ich zuckte mit den Schultern und beugte mich vor. »Was glauben Sie denn?«
    Magnus zuckte ebenfalls mit den Schultern und ließ seine Tattoos tanzen. »Wer weiß. Wenn wir uns in den Bereich der magischen Künste wagen … Falls es Ihnen Freitag nicht passt, wie wäre es dann Samstag?«
    »Magische Künste, so ein Quatsch! Bei dem Ganzen geht es nur um Technik, Timing und Geschicklichkeit. Ich bin Gollys Zweitbesetzung. Ich weiß über jeden Zaubertrick Bescheid, bei dem sie mitgemacht hat.«
    »Trick?« Er wirkte entrüstet. »Bitte, meine Liebe, sprechen Sie wenigstens von Illusion.«
    Genau das sagte Joe auch immer. Ich fand es anmaßend. »Trick, Illusion, wo ist der Unterschied?«
    »Der Unterschied liegt in der Wahrnehmung.« Magnus wedelte mit der Hand und ein kleiner Vogel tauchte auf, der sich an seine Finger kuschelte. Ich sah ihn überrascht an. »Was ist denn letzten Endes ein Trick, meine schöne Blondine?«
    »Ich bin brünett.«
    »Ein Trick, das ist eine Täuschung. Eine Fälschung, ein Schwindel, eine Narretei.« Er schloss behutsam die Finger um das Vögelchen und legte ein Taschentuch über seine Hand. »Aber eine Illusion – ah, das ist Phantasie, Einbildungskraft, etwas Wundersames. Eine Illusion ist die Grenze zu einem Traum, der für uns unerreichbar ist. Sie ist das Wesen der Imagination, genau jene Eigenschaft, die den Menschen vom Tier unterscheidet.« Er zog das Taschentuch fort und öffnete die Faust. Der Vogel war verschwunden. An seinem Platz lag ein hübscher Kristall in einer silbernen Fassung, die an einer silbernen Kette baumelte. »Die Illusion ist der Schatten der Welt, wie sie sein könnte, wenn Sie nur daran glauben.«
    Mein Mund war ganz trocken. Magnus war um Längen besser als Joe. »Weshalb treten Sie nicht auf?«, fragte ich.
    »Bin ich. Zu viele Reisen.« Er hängte mir die Kette um den Hals.
    »Oh, das kann ich nicht annehmen. Ich –«
    »Ich bestehe darauf. Tragen Sie es und denken Sie an Magnus und die Magie.«
    »Aber …«
    »Überlegen Sie es sich wenigstens. Wenn Sie es dann nicht behalten wollen, können Sie es mir zurückgeben. Vielleicht Samstag beim Dinner?«
    Ich hörte Schritte über uns und mir fiel ein, weshalb ich eigentlich hergekommen war. »Ich, äh … Vielleicht sollten wir besser Joes Kiste holen.«
    »Sie möchten sicher einen Blick darauf werfen. Die Kiste ist oben. Ich will nur schnell –« Das Telefon klingelte. Er lächelte. »Das dauert nur eine Minute. Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Er zog sich auf konventionelle Weise zurück, indem er den schweren roten Vorhang zur Seite schob und ihn hinter sich zufallen ließ.
    Das Telefonat dauerte länger als eine Minute. Nach fünfen begann ich mich zu langweilen und rief: »Magnus? Ist es in Ordnung, wenn ich schon nach oben gehe?«
    Keine Reaktion. Nachdem mein Rufen ein weiteres Mal unbeantwortet blieb, ging ich zu der Treppe am Ende des Raums. Schließlich brauchte ich seine Hilfe nicht, um mir die Kiste anzusehen. Ich wusste, wie das Teil funktionieren sollte. Während Magnus telefonierte, würde ich es kurz überprüfen. Anschließend musste ich vermutlich nur irgendein Formular unterschreiben, und dann ab nach Hause.
    Im ersten Stock war es noch staubiger, dunkler und chaotischer als im Verkaufsraum. Weshalb hatte Magnus sämtliche Fenster abgeklebt? War seine Arbeit so geheim? Nachdem ich mich in der Dunkelheit an den schemenhaft erkennbaren Gegenständen vorbeigetastet hatte, entdeckte ich die Kordel einer Deckenlampe und zog daran. Im schummerigen Licht begutachtete ich das Durcheinander von
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