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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert
Autoren: Laura Resnick
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Kisten und Kartons und fragte mich, wie ich die Glaskiste hier finden sollte.
    Wo waren Magnus’ Mitarbeiter? Ich hatte eindeutig Schritte gehört. Ein Geschäft dieser Größe brauchte sicher einiges an Personal, vor allem bei dem ganzen Kram, den sie offenbar selbst anfertigten und reparierten. Ich schaute auf meine Uhr: Na ja, es war schon nach sechs. Wahrscheinlich hatte Magnus’ Belegschaft für heute bereits Feierabend gemacht.
    Als ich mich gerade an einem hölzernen Verschlag vorbeiquetschte, hörte ich erneut Schritte. Sie schienen direkt über mir zu sein, im zweiten Stock. Wer immer dort oben war, konnte mir bestimmt helfen, die Kiste zu finden. Ich ging zur Treppe zurück und rief: »Hallo? Ist da oben jemand? Hallo? Können Sie mir vielleicht helfen?«
    Schritte näherten sich der Treppe. Ich ging einige Stufen nach oben. Über mir tauchte eine asiatisch aussehende Frau auf, die mich ängstlich ansah. Sie war klein und trug ein enges Outfit mit Leopardenmuster. »Ähm, hallo«, sagte ich. »Ich bin eine Kundin. Magnus telefoniert gerade und ich –«
    »Esther?«, dröhnte Magnus’ Stimme von unten herauf. »Esther, sind Sie da oben?«
    »Ja!«
    Er schien die Treppe mit einem Satz zu nehmen. »Was tun Sie hier?« Er war ein wenig außer Atem.
    »Ich dachte, ich sehe mir die Kiste schon mal an, während Sie beschäftigt sind. Ich wollte gerade eine Ihrer Angestellten bitten, mir behilflich zu sein.« Ich schaute nach oben. »Oh, sie ist weg.«
    Er legte seine große Hand auf meine Schulter, drehte mich von der Treppe weg und führte mich zurück in das Labyrinth aus Kartons und Gerätschaften. »Sie sollten niemals allein hier raufgehen«, sagte er. »Man kann leicht die Orientierung verlieren.«
    »Deshalb habe ich auch diese Frau gefragt –«
    »Aber jetzt bin ich ja hier. Dort drüben ist die Kiste. So gut wie neu.«
    Sie war tatsächlich so gut wie neu – und das sollte sie verdammt noch mal auch sein, dachte ich wenige Minuten später, als ich Magnus’ Rechnung sah. »Wow. Kein Wunder, dass Matilda sauer auf mich ist.«
    »Sie haben ganze Arbeit geleistet«, erwiderte er.
    »Woher sollte ich wissen, dass Golly nicht mehr drin ist?« Mir fiel die mysteriöse Nachricht ein, die ich bekommen hatte. »Halten Sie das Ding für sicher genug, dass ich ohne Gefahr hineinsteigen kann?« Gespannt erwartete ich seine Reaktion.
    »Absolut!«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Sie haben meine persönliche Garantie. Abgesehen davon wird Sie der Kristall, den ich Ihnen gegeben habe …« – er benutzte seine Worte als Vorwand, um mich am Hals zu berühren – »… vor allem Bösen beschützen.«
    »Allem Bösen?« Ich stutzte. »Wie kommen Sie darauf?«
    Er zwinkerte mir zu. »Nur so eine Redewendung.«
    »Magnus, denken Sie …?«
    »Was, meine Liebe?«
    »Ach nichts. Laden Sie die Kiste bitte einfach in den Transporter.«
    Erst als wir bereits unten waren, dachte ich daran, wie sperrig und unhandlich die Kiste war und dass Magnus vielleicht Hilfe hätte gebrauchen können. Doch nachdem er das Ding in den Transporter geladen hatte, war er nicht einmal außer Puste. Im Gegenteil. Er besaß noch genug Luft, um mich ein weiteres Mal zum Abendessen einzuladen.
     
    Als ich am nächsten Morgen zur Probe kam, war Joe im Theater. Ich war bereits geschminkt und in vollem Kostüm, da sprach mich eine der Nymphen an: »Ich habe letzte Nacht in der Garderobe geschlafen.« Sie ließ die Schultern hängen. »Riesenkrach mit meinem frischgebackenen Ex.«
    »Oh, tut mir leid.«
    »Wie dem auch sei, jedenfalls hat jemand das hier mitten in der Nacht unter der Tür durchgeschoben.«
    »Hier drin? Das ganze Gebäude ist doch angeblich abgeschlossen.«
    »Ich weiß. Ich habe mich auch zu Tode gefürchtet. Bevor die Sonne aufging, habe ich nicht gewagt, aufzustehen und nachzuschauen.« Sie reichte mir einen Umschlag. »Er ist für dich.«
    Mir gefror das Blut in den Adern. Meine Hände zitterten. Auf dem Umschlag war mein Name in einer eleganten, altmodischen Handschrift geschrieben. Erschrocken erkannte ich sie wieder.
    Darunter stand nur ein einziger Satz:
    Gehen Sie das Risiko nicht ein.
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich den Umschlag öffnete. Er war leer, bis auf einen Zeitungsausschnitt.
    Doch der genügte.

[home]
2
    D ie ganze Situation war mir ziemlich peinlich. Ich musste albern aussehen. Virtues flatterndes Gewand in Gelb und Gold, der kunstvolle Kopfschmuck und das glitzernde Make-up
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