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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert!
Autoren: Nancy Madore
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Glücklicherweise stieß mich der Vorfall nicht ab. Es war etwas, das ich noch nie zuvor versucht und von dem ich nicht vermutet hatte, dass es meinen Mann reizen könnte. Andererseits war es etwas, was ein Mann nicht ohne Weiteres an eine Lady wie mich herantragen würde. Wie merkwürdig, dass der bloße Gedanke daran Wellen der Erregung durch meinen Körper sandte. Ja, diese Strategie war genau die Richtige gewesen! Nun wusste ich, auf wessen Spuren ich meiner Wirklichkeit entfliehen würde, um die Freuden einer gänzlich anderen Existenz auszukosten.
    Ich stellte meinem Mann viele Fragen. Und nach einer Weile, vor allem nachdem er gesehen hatte, dass ich weder enttäuscht noch abgestoßen war, fühlte er sich wieder sicherer. Er beantwortete alles zu meiner Zufriedenheit. Er berichtete alles, was er von jener Frau wusste, was allerdings nicht viel war, weil er ihr nur dieses eine Mal begegnet war. Wie eng die Grenzen für solche Frauen doch sein können! Ich wäre fast eifersüchtig auf sie geworden, wenn nicht – trotz des unvergesslichen Vergnügens, das sie meinem Mann bereitet hatte – sein Interesse an ihr eine einmalige Sache geblieben wäre.
    Von meinen Beweggründen ahnte mein Mann nicht das Geringste, und ich hütete mich, sie ihm mitzuteilen. Ich wollte ihn überraschen.
    Tagelang bereitete ich mich vor. Und selbst als alles bis ins Detail arrangiert war, schob ich die Umsetzung weiter hinaus, weil ich zugegebenermaßen ausgesprochen nervös war.
    Aber dann war ich eines Tages endlich so weit. Eigentlich passierte es eher zufällig. Aus reiner Neugierde trug ich die blonde Perücke, die ich eigens für diesen Anlass gekauft hatte, und betrachtete mich im Spiegel. Schon im nächsten Moment begann mein Herz zu rasen. In meinem Bauch flatterten Schmetterlinge wild durcheinander. Ja, ich war ganz offensichtlich so weit.
    Langsam und sorgfältig trug ich das neue Make-up auf, das ich gekauft hatte. Zuerst verteilte ich den dunkleren Kohlstift um meine Augen, der sie viel größer aussehen ließ, als sie waren. Dann folgte der Lippenstift. Es musste mindestens zehn Jahre her sein, seitdem ich zum letzten Mal Lippenstift getragen hatte, aber dieses besondere Rot hatte ich ganz sicher noch nie verwendet. Ich konnte kaum aufhören zu kichern, während ich ihn auftrug. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen, das in fremde Kleider schlüpft.
    Als Nächstes kamen die Seidenstrümpfe. Schwer zu glauben, dass sich Frauen mit denen hatten begnügen müssen, bevor die Feinstrumpfhose erfunden wurde. Aber was war es für ein wunderbares Gefühl, sie ohne Höschen zu tragen! Wie leicht einen die Luft umspielte. Wunderbar. Und wieder konnte ich ein Kichern nicht unterdrücken. Ich hoffte nur, ich würde mein Vorhaben nicht ruinieren, weil ich die ganze Zeit über lachen musste.
    Ein Drink wäre ein gutes Mittel gewesen, aber ich wollte damit bis zum letzten Moment warten und mir dann nur einen genehmigen. Schließlich wollte ich nicht beschwipst sein. All meine Sinne sollten reibungslos arbeiten, damit ich jede Gefühlsnote bis ins Letzte auskosten konnte.
    Als ich Perücke, Make-up und Strümpfe trug, war ich fertig. Ich kam mir unvollständig vor, denn ich fühlte mich ohne Kleidung immer etwas unbehaglich, aber nun gab es kein Zurück mehr.
    So entschieden, stellte ich mich mit großen Augen vor den Spiegel. Die Frau, die mich aus dem Spiegelbild anschaute, sah merkwürdig verwundbar aus. Sie war schön, von einer anrührenden, einsamen Schönheit, wie sie Frauen eigen ist, die sich in Spitze und Seide zeigen und sich dabei so gut wie möglich kleiden, in der Hoffnung auf Liebe, Ruhm, Geld oder Glück. Und da dachte ich: Aber das kann doch jede Frau. Das ist doch so einfach wie ein Kostüm zu kaufen! Mein leuchtend roter Mund lächelte mir zu.
    Plötzlich fiel mir noch etwas ein. Ich durchwühlte meine Schminksachen und zog einen braunen Eyeliner heraus. Und dann drückte ich sehr sorgfältig einen hübschen kleinen Schönheitsfleck direkt über meine Oberlippe. Perfekt! Ich gestattete mir ein weiteres nervöses Kichern.
    Wie immer kam mein Mann pünktlich nach Hause. Ich versteckte mich im Dunkel unseres Esszimmers, bis der richtige Moment gekommen war. Fast lächerlich, wie sehr mir das Herz im Leib pochte. Versteckte ich mich da gerade vor meinem eigenen, so vertrauten Gatten? Wie immer kam er durch die Vordertür und rief nach mir. Aber diesmal antwortete ich ihm nicht. Ich wollte, dass jede
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