Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert!
Autoren: Nancy Madore
Vom Netzwerk:
berufliche Chancen vorüberziehen, verleugnet sexuelle Bedürfnisse, sie kleidet sich manchmal sogar prüde. So werden die Gelegenheiten, die sich ihr in sexueller oder beruflicher Natur bieten, immer seltener, bis sie auf jeden, der keine Windeln trägt, langweilig und nichtssagend wirkt.
    Dann gibt es natürlich auch die Frau, die ihr Leben nach ihrem Beruf ausrichtet. Sie befindet sich ständig auf gefährlichem Terrain. Sie kann sich ihres guten Rufs wegen nicht den weniger kultivierten Seiten ihrer Persönlichkeit hingeben; möglicherweise würde sie sonst verlieren, wofür sie so hart gearbeitet hat. Sie muss jederzeit darauf achten, wie sie sich kleidet und wie sie sich benimmt. Hat sie Kinder, so wird sie immer Schuldgefühle haben, denn meist geht der berufliche Erfolg damit einher, dass sie ihre mütterlichen Instinkte hintanstellt, um von ihren Zeitgenossen nicht als schwach und unprofessionell angesehen zu werden.
    Aber das schlimmste Schicksal erleidet ohne Zweifel die Frau, die ihre Sexualität zum Lebensinhalt macht – im Allgemeinen eine Wahl, die mit mangelndem Widerstand einhergeht oder sich weniger als Wahl denn als bloßer Ausweg darstellt. Diese Frau erfährt zwar offenbar männliche Bewunderung, ist jedoch eher einsam, denn sie wird benutzt. Sie zeigt sich in knapper Kleidung, greift nach dem erstbesten Strohhalm, den sie in Reichweite wähnt, und verliert damit ihre einzige Chance auf Liebe und Sicherheit. Am Ende steht sie oft ohne etwas da, denn sie befremdet andere Frauen und entbindet Männer von jeglicher Verantwortung.
    Männer dagegen kennen dergleichen nicht – dabei sind es doch ausgerechnet sie, die das größte Interesse daran zeigen, diese Grenzen aufrechtzuerhalten. Ich weiß nicht recht, warum das der Fall ist, denn sie machen damit die Dinge für sich selbst fast ebenso unangenehm wie für die Frauen. Aber offenbar geben diese Beschränkungen ihnen eine gewisse Sicherheit, denn sie ermöglichen, Frauen in ihrer Lebensart zu definieren. Das funktioniert so weit gut und dürfte in den Augen der Männer die Nachteile einigermaßen ausgleichen.
    Wie ich bereits sagte, habe ich nie meine Entscheidung bereut, sondern eher, dass ich mich überhaupt entscheiden musste. Und auch wenn ich innerhalb meiner Grenzen eine ausgesprochen glückliche Frau bin, habe ich doch dann und wann darüber gegrübelt, wie es wohl wäre, vorübergehend in eine andere Wirklichkeit zu entfliehen.
    Aber wie sollte ich eine solche Flucht, selbst eine kurze, bewerkstelligen, ohne alles, was ich erreicht hatte, leichtfertig aufs Spiel zu setzen?
    Darüber hatte ich ausgiebig nachgedacht, vor allem in den letzten Jahren, und war zu dem Ergebnis gelangt, dass es nur eine mögliche Antwort darauf gab: Ich musste für eine Weile jemand anderes werden. Aber wer?
    Das war eine wichtige Frage. Denn wenn ich ein solches Experiment tatsächlich unternehmen wollte, musste ich doch sicher sein, den größtmöglichen Genuss zu erlangen. Daher sah ich nur einen einzigen Weg, dieses Ziel zu erreichen.
    Eines Abends ging ich meinen Gatten wegen der Angelegenheit an. Selbstverständlich tat ich das nicht direkt, denn das wäre in der Tat töricht gewesen, und selbstverständlich wollte ich nichts tun, was ihn hätte ängstigen oder befremden können. Trotzdem bedurfte ich seiner unwissenden Unterstützung und wollte von seiner Erfahrung profitieren. Die Ironie dessen entging mir nicht, und ich gebe zu, es missfiel mir, aber dies war nicht der geeignete Moment, um meinem Gatten vorzuwerfen, dass er ein Mann war und vermutlich Erfahrungen gesammelt hatte, die mir vorenthalten waren.
    Im Allgemeinen fällt es mir nicht besonders schwer, von meinem Mann zu bekommen, was ich möchte – ich habe über die Jahre meine Methode verfeinert, und er ist so lieb und sanftmütig, wie es ein Ehemann nur sein kann. Es mag zwar ein reichlich umständlicher Weg sein, das gebe ich freimütig zu, und er ist sicher auch ein wenig kindisch. Aber dennoch hat er sich als so wirkungsvoll erwiesen, dass ich meine Strategie hier kurz darlegen werde. Vielleicht ist die werte Leserin geneigt, es selber einmal auszuprobieren.
    Wenn ich etwas von meinem Mann will, stelle ich als Erstes seine Liebe zu mir infrage. Das bereitet die Sache vor, denn er muss eine Erklärung abgeben, auf die ich ihn kurz darauf festnageln werde. Mit einem so vorteilhaften Start kann man eigentlich gar nicht scheitern. Abgesehen davon liebe ich es über alles, wenn er es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher