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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zurück.
    »Der Hausgnom von Grand Myrna«, ergänzte Mona, die sich an den Namen erinnerte, den Kylah genannt hatte.
    »Nein, kein Gnom«, wies der Magische sie heftig zurecht. »Ich bin ein Kobold, noch genauer gesagt, Hauskobold der O’Connors.«
    »Ach, der unsere Grandma die Treppe hinuntergestoßen hat?«, mischte sich Patrick in aggressivem Tonfall ein.
    Das zartbraune Gesicht nahm einen Rotton an. »Nein, das war Finola!«, verteidigte sich der Kobold. »Ich bin ein ehrlicher und fleißiger Hauskobold und würde meiner Herrschaft nie etwas zuleide tun.«
    Kylah nickte. »Ja, das glaube ich. Finola ist nicht nur äußerlich ein Feuerschopf. Sie hat ein mörderisches Temperament. Dennoch hätte sie das nicht tun dürfen.«
    »Wer ist nun wieder Finola?«, unterbrach Patrick.
    »Eure Koboldin, die ebenfalls im Haus eurer Großmutter lebt«, gab Kylah zurück, ehe sie sich wieder an Brock wandte. »Sie hätte das als Kobold des Hauses nicht tun dürfen«, wiederholte sie.
    »Und dennoch kann ich ihr keinen allzu großen Vorwurf machen«, entgegnete Brock mit einem traurigen Kopfschütteln. »Unsere Herrin hat uns enttäuscht. Ja, mehr als das. Sie hat uns verraten und verkauft. Uns alle! Nicht nur Finola und mich.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, widersprach Mona leise. Ihre Grand Myrna? Das passte alles nicht zusammen. Doch Kylah verlangte keine Erklärung. Sie wischte Brocks Worte mit einer energischen Bewegung ihrer gefesselten Hände weg.
    »Was geht es uns an, was zwischen den Magischen und Mrs O’Connor vorgefallen ist? Wir haben euch nichts getan und deshalb dürft ihr uns hier auch nicht gefangen halten.«
    »Jeder ist Teil seiner Familie und für die Taten aller mit verantwortlich!«, mischte sich der Gnom ein.
    Brock sah ihn an. »Ich weiß nicht so recht«, sagte er unsicher.
    »Das hat Sainúil gesagt«, bekräftigte Carraig. »Und er ist immerhin Seine Fürstlichkeit.«
    Der Wicht wiegte den Kopf hin und her. »Mag sein. Dennoch weiß er nicht alles und auch er kann sich irren.«
    Carraig nickte. »Das hat Gleoite auch gesagt. Sie ist eine kluge Elfe und hat vorgeschlagen …« Er verstummte und sah sich furchtsam um.
    »Was hat sie vorgeschlagen?«, drängte Brock, und auch die Kinder spitzten die Ohren, um nichts zu verpassen. Schließlich ging es hier um ihr Schicksal.
    Als Carraig weitersprach, senkte er die Stimme zu einem heiseren Flüstern, dass die drei ihn kaum verstehen konnten. »Sie hat vorgeschlagen, die Banshee zu befragen, und der Fürst hat ihr zugestimmt.«
    Während Brock und Kylah zurückschraken, sahen sich die Zwillinge nur fragend an.
    »Ihr wisst nicht, wer die Banshee ist?«, erkundigte sich Brock, der ihre ratlosen Mienen richtig deutete. Die beiden schüttelten einmütig die Köpfe.
    »Sie ist die älteste und mächtigste Fee in ganz Irland. Sie streicht bei Tag und bei Nacht draußen durch die Moore, bis sie gerufen wird.« Er machte eine kleine Pause. »Die Banshee ist die Todesfee.«
    Mona spürte, wie ihr ein kalter Schauder über den Rücken rann. »Und diese Fee soll über unser Schicksal entscheiden?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    Brock hob die Schultern. »So hat es Fürst Sainúil anscheinend beschlossen.«
    Die Zwillinge schwiegen bedrückt, doch Kylah ließ sich nicht so schnell unterkriegen.
    »Das ist nicht recht, Brock, und das weißt du auch. Du bist uns etwas schuldig! Mona und Patrick sind die Enkel deiner Herrin, und ich habe dich gerettet, hast du das vergessen? Es tut mir leid, dass ich dich daran erinnern muss, aber du bist auch mir verpflichtet.«
    Brock verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann mit gesenktem Kopf auf und ab zu laufen. »Ja, ich weiß«, murmelte er. »Aber ich bin auch ein Magischer und meinem Volk verpflichtet.«
    »Entscheide dich!«, drängte ihn Kylah, und Mona wunderte sich, wie entschlossen sie klang.
    »Ja, bitte hilf uns!«, stieß sie hervor. »Du hast selbst gesagt, dass du unserer Grandma treu ergeben bist!«
    Brock stöhnte auf. Sie sahen, wie er sich quälte, und konnten nur abwarten und hoffen, dass die Entscheidung, die ihm so schwerfiel, zu ihren Gunsten ausfallen würde.
    »Ich mach es!«, stieß Brock hervor und hielt unvermittelt in seinem Lauf inne. »Und wenn mich die Banshee persönlich dafür bestraft.«



D ie Kinder atmeten erleichtert auf. Als Mona allerdings Kylahs Gesichtsausdruck sah, wollte sie lieber nicht so genau wissen, mit was für einer Bestrafung man bei dieser Todesfee
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