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Verwunschen

Verwunschen

Titel: Verwunschen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die Lanze um und näherte die glänzende Metallspitze Patricks Gesicht. Mit Panik im Blick rutschte der so weit wie möglich zurück. Ein bösartiges Grinsen überzog das Gesicht des Gnoms.
    »Du hast Angst?«, freute er sich. »Das solltest du auch. Ich könnte dir die Augen ausstechen und dich hierbehalten, als meinen blinden Sklaven, der mir für alle Zeiten zu dienen hat.«
    Mona biss sich auf die Lippen, um nicht vor Entsetzen aufzuschreien.
    »Gnome halten sich keine Menschen als Sklaven«, widersprach Kylah tapfer. Der Gnom ließ von Patrick ab und richtete seinen Spieß nun auf sie. »Was weißt du davon?«
    »Eine ganze Menge. Ich habe Freunde unter den Kobolden!«
    »Kobolde«, wiederholte der Gnom abfällig und spuckte aus. Dann grinste er noch hinterhältiger. »Wenn du so viel über uns weißt, dann ist dir ja auch sicher bekannt, dass wir über viele Gifte verfügen. Wie streichen sie auf unsere Lanzen.«
    Er stieß den Spieß in Kylahs Richtung. Mona schrie auf, als sich die Spitze durch den Stoff von Kylahs Jacke bohrte.
    »Gift, das einen Menschen tötet, wenn man auch nur seine Haut ritzt, oder welches, das ihn zu Stein erstarren lässt. Er ist dann nicht tot. Er sieht und spürt und leidet, Tag für Tag, Jahr für Jahr, ohne sich auch nur regen zu können. Oder eines, das einen Menschen schrumpfen lässt. Er wird ganz klein und schrumplig. Solche Winzlinge halten wir uns gern, um unsere Schlafhöhlen sauber zu halten«, zählte der Gnom genüsslich auf. Mona spürte, wie ihr bei der Vorstellung schlecht wurde. Kylah dagegen tat so, als würden sie die Drohungen nicht beeindrucken.
    »Warum habt ihr uns gefangen?«, erkundigte sie sich mit fester Stimme, während Mona sich vergewisserte, dass Patrick keinen größeren Schaden von dem Stoß genommen hatte. »Wir hatten nichts Böses im Sinn. Es hat uns niemand gesagt, dass man nicht aus der Quelle trinken darf.«
    »Es ist Krieg, und da werden Gefangene gemacht«, antwortete der Gnom. Die Kinder warfen sich Blicke zu. Also doch. Das Todeszeichen auf ihrer Schwelle.
    »Krieg? Was für ein Krieg? Warum?«, bohrte Kylah weiter.
    Der Gnom stieß das Ende seiner Lanze auf den Boden. »Weil die Menschen böse Verräter sind!«
    Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen. Kylah versuchte ihn weiter auszufragen, doch er zog ein störrisches Gesicht und hüllte sich in Schweigen. Allerdings ließ er die Gefangenen auch nicht mehr aus den Augen, sodass sie es nicht wagen konnten, sich weiter an dem gelockerten Knoten von Monas Handfesseln zu schaffen zu machen. So schienen Stunden dahinzuschleichen. Irgendwann kam ein anderer Gnom und löste ihren Wächter ab. Auch er machte einen grimmigen Eindruck und war mit einer Lanze bewaffnet.
    Mona fühlte, wie sie zunehmend Durst bekam. Außerdem musste sie auf die Toilette. Sie hörte Patricks Magen knurren. Wie lange sie wohl schon hier unten waren? War die Nacht schon vorbei und ein neuer Tag angebrochen? Wurden sie bereits vermisst und suchte man nach ihnen?
    Was war mit Cera? Sie litt bestimmt schrecklich. Und zu fressen hatte sie auch seit Stunden nichts mehr bekommen. Zumindest hatte Mona ihr noch zwei Schalen mit frischem Wasser gefüllt, ehe sie aufgebrochen waren.
    »Was überlegst du?«, fragte ihr Bruder leise, der ihr Mienenspiel beobachtet hatte.
    »Ob sie nach uns suchen«, gab Mona ebenso leise zurück. »Es müssen schon viele Stunden vergangen sein, so durstig und hungrig wie ich mich fühle.«
    Patrick nickte mit einem unterdrückten Stöhnen. »Ich bin am Verhungern. Wenn wir wenigstens an die Brote in unserem Rucksack rankommen würden, aber den haben sie mir abgenommen. Er ist dort drüben.«
    Mona kniff die Augen zusammen. Richtig, an der gegenüberliegenden Wand lag ihr kleiner grüner Rucksack und er schien noch immer wohlgefüllt. Der Gedanke an die Flasche Wasser darin ließ sie trocken schlucken und gab ihr den Mut, ihren Wächter anzusprechen. »Herr Gnom, hören Sie? Wir haben Hunger und Durst! Geben Sie uns etwas zu essen und zu trinken. In unserem Rucksack sind Brote und eine Flasche Wasser.«
    Der Magische kniff die Augen zusammen. »Herr Gnom? Ich heiße Carraig und ihr braucht nichts zu essen.«
    »Doch, das brauchen wir sehr wohl«, mischte sich nun Kylah ein. »Und das steht uns als Gefangenen auch zu!«
    »Davon weiß ich nichts. Das hat niemand zu mir gesagt«, wehrte der Gnom ab.
    »Das ist aber so«, beharrte Kylah. »Wenn du uns nichts gibst, werden wir irgendwann verdursten, und
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