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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung
Autoren: T. J. MacGregor
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wir uns getroffen haben, wie du uns geholfen hast, die Bank auszurauben, einfach alles.«
    Dillard begann, sich zu winden. Ace streckte sein langes Bein aus, er drückte seinen großen Fuß in Dillards Magen und riss ihm das Klebeband vom Mund. »Rede, Arschloch.«
    Dillard starrte Franklin an. »Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Er ist verrückt.«
    »Zwei Millionen«, platzte Crystal plötzlich heraus und starrte Franklin an. »Da sind die zwei Millionen hin, zu ihm. « Sie deutete mit einem Finger auf Dillard.
    Sheppard packte Franklin vorn an seinem nassen, dreckigen Hemd. »Wo ist Mira? In welche Richtung ist Lopez mit ihr abgehauen?«
    »Durch die Bäume, dicht beim Hummer, das ist alles, was ich gesehen habe. Ich schwör’s.«
    Sheppard knallte die Türen zu und rannte auf die Bäume zu.
    Sie liefen zwischen den Bäumen hindurch, aber Mira war nicht sicher, ob sie vor Franklin flohen, vor dem Sturm, oder vor etwas ganz anderem. Sie versuchte, es herauszubekommen, doch das gelang ihr nicht. Obwohl Tias und ihr Hirn noch in Verbindung standen wie siamesische Zwillinge, konnte sie nicht sehen, was sie sehen wollte.
    Tia, wo wollen wir hin?
    Lauf weiter.
    Aber wohin?
    Weg.
    Vor was?
    Penner.
    Mira blieb stehen. »Nein«, sagte sie laut. »Der verfolgt uns jetzt nicht.«
    Tia blieb stehen, den Kopf geneigt, sie lauschte. Im Schein ihrer Taschenlampe sah sie aus wie der Flüchtling, der sie war, verzweifelt, ihr Gesicht glänzte vor Schweiß und Regen. »Das wissen wir nicht sicher.«
    »Ich weiß es ganz sicher. Ich kann ihn nicht hinter uns fühlen.«
    »Was fühlst du dann?«
    »Dass wir zurückgehen müssen.«
    »Zurück zu was? Was zum Teufel ist zurück für mich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie zum Teufel kannst du das nicht wissen? Du bist doch die, die Sachen sieht. Du bist die … die …«
    Und sie packte Miras Arme, und die Bäume, der Sturm, die Dunkelheit, alles verschwand abrupt …
    Sie lebt irgendwo im Nordwesten, in Seattle oder Sacramento, an einem Ort, der mit S anfängt, und sie ist eine Ehefrau, sie ist Mutter von zwei Kindern, ein Junge und ein Mädchen, und sie berät missbrauchte Frauen. Sie ist Tia, aber nicht Tia, eine Frau, die einen anderen Weg gewählt hat, die einen Weg gefunden hat, den sie in einer anderen Version ihrer Geschichte nicht genommen haben würde …
    Aber wenn sie keine Gelegenheit bekäme, diesen Weg zu wählen, würde sie in der Todeszelle enden. »Lauf, Tia. Du musst laufen. Du musst laufen, bis du die Insel verlassen kannst.«
    »Und wie zum Teufel soll ich das anstellen?«
    Sie standen zwischen den Bäumen, die beiden Frauen, eine schwarz, eine weiß, ihr Leben und ihre Seelen auf eine Weise verbunden, die keine von ihnen ganz verstand. Mira nahm die Malachit-Halskette, die Nadine ihr überlassen hatte, und drückte sie Tia in die Hand. »Versteck dich bis zur Dämmerung im Wald. Dann geh zum Hafen am südwestlichen Ende der Insel. Ein großer Schwarzer namens Ace wird dich dort treffen. Er wird dich von der Insel schaffen und …«
    »Bleib stehen, wo du bist, Lopez«, rief Sheppard.
    Mira wirbelte herum, ihre Hände flogen hoch, als wären sie ein Schild. »Zurück, Shep«, rief sie. »Es geht mir gut.«
    Er ließ die Pistole nicht sinken, aber er schoss auch nicht. Er kam langsam auf sie zu, unentschieden, die Pistole in der einen Hand, seine Taschenlampe in der anderen, und Teile von Miras Leben stießen zusammen wie Autoskooter auf dem Jahrmarkt, bloß dass diese Autoskooter ein Bild ergaben. Und es gefiel ihr gar nicht, was sie sah, was sie fühlte. Da war eine Grenze gezogen worden mit Sheppard als Sinnbild der Autorität auf der einen Seite und Tia – Überläuferin, Mörderin – auf der anderen. Und sie stand in der Mitte.
    »Sie hat mein Leben gerettet«, sagte Mira. »Lass sie gehen.«
    »Sie ist angeklagt des Mordes an vier Männern, Mira. Sie ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, Kollegen sind gestorben, ich kann sie nicht gehen lassen.«
    »Lass es sein. Du bist nicht Elliot Ness. Warst es nie. Wirst es nie sein.« Mira hielt die Hände vor sich erhoben, sie bewegte sie durch die feuchte, schreckliche Luft und ging auf Sheppard zu. Sie berührte seine Pistole, drückte sie herunter. »Sie hat Annies Leben gerettet, sie hat mein Leben gerettet und Nadines. Wenn du sie verhaftest, Shep, dann verhaftest du auch mich.«
    Seine Taschenlampe war immer noch auf sie gerichtet – nicht auf ihre Augen, sondern auf ihre Brust –, und in ihrem Schein sah
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