Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung
Autoren: T. J. MacGregor
Vom Netzwerk:
der Lage, ihr oder Franklin mit den gefesselten Füßen gegen den Hinterkopf zu treten.
    Sie ließ die Beine auf den Boden des Hummers sinken und stützte sich mit den Füßen als Hebel hoch auf die Ellbogen, dann in eine sitzende Position, aber der Abstand zwischen dem Rücksitz und den Vordersitzen war zu groß. Ihre Beine würden nicht dorthin reichen.
    Dann und wann erreichten einige Informationsstückchen über die Männer, die zuvor diesem Wagen gefahren waren, ihr Bewusstsein, sie umkreisten sie wie störende Planeten ihres ganz persönlichen Sonnensystems. Sie wollte gar nichts über sie wissen – beides waren junge Männer mit Familien, und sie waren jetzt tot, ein Teil der steigenden Anzahl Toter, die hätten vermieden werden können, wenn sie sich geweigert hätte, den Tatort für Dillard zu lesen.
    Sie wackelte weiter mit den Händen, plagte sich ab, sie von dem Klebeband zu befreien. Aber Franklin hatte sie so schnell und effizient gefesselt wie ein Cowboy, der einem Ochsen ein Brandzeichen beibringen wollte. Tia, rief sie im Kopf. Habe ich mir das eingebildet, oder bist du in der Nähe?
    Stille.
    Crystal und Franklin stritten wieder, sie schrien einander an, und der Hummer zuckte nach rechts, links, rechts, der Weg formte ein S auf der Straße, hin und her durch den schrecklichen Regen und Wind. Mira schloss die Augen und versuchte verzweifelt, genau jene übersinnlichen Informationen zu erhalten, von denen sie auch jetzt abgeschnitten war. Sie konnte alle möglichen Kleinigkeiten über die toten Männer wahrnehmen, die in diesem Hummer gefahren waren, aber ihre Fähigkeiten versagten, wenn es darum ging, was sie selbst tun sollte.
    Sie schob ihre Hüfte an den Rand des Sitzes und wusste, wenn sie die Beine ganz ausstreckte, würde sie vielleicht den Vordersitz erwischen. Aber wenn sie Crystal gegen den Schädel trat, fuhr die den Hummer wahrscheinlich gegen einen Baum oder in einen Abgrund. Und wenn sie Franklin trat und nicht komplett ausschaltete, würde er sie vermutlich erschießen.
    Kaum hatte sie daran gedacht, wusste sie, dass er sie nicht töten würde, weil er zu glauben schien, dass er sie brauchte, um von der Insel herunterzukommen. Aber er würde ihr Dinge antun, bei denen sie sich wünschte, sie wäre tot.
    Dann hörte sie Tia mit einer gleichermaßen sonoren und unheimlichen Stimme nach ihr rufen, einer Geisterstimme, die kaum ein Flüstern in ihrem Kopf war. Mira konzentrierte sich darauf, sie vertrieb das Rauschen aus ihrem Kopf, sie lauschte mit größerer Aufmerksamkeit.
    Hey, Spukfrau, bist du da? Hörst du mich?
    Ich höre dich. Wo bist du?
    Es war nicht so, als könnte sie Tias Stimme so deutlich wahrnehmen wie aus einem Radio oder dem Fernsehen oder persönlich. Bestenfalls war dies eine Annäherung, ihr Hirn übersetzte die Erfahrung und formte, als sie nach Tias Aufenthaltsort fragte, ein Bild in ihrem Geist: Ihr Körper klebte auf dem Dach des Hummers, ausgebreitet wie für ein Menschenopfer.
    Tu etwas. Und schnell.
    Lass mich sehen und hören, was abgeht.
    Mira konzentrierte ihre Sinne auf Empfang und spürte augenblicklich, wie Tias Bewusstsein sich in ihr eigenes hineinschob, die Kraft passte perfekt und exakt, wie Cinderellas Schuh. Doch diesmal war es kein Transfer von Gefühlen oder Erinnerungen, sondern nur der Download von Informationen. Tia nutzte Miras Augen und Ohren.
    Leg dich flach hin, sagte Tia.
    Und Mira rollte sich vom Sitz auf den Boden …
    Franklin kaute auf seiner Unterlippe und rutschte auf seinem Sitz nach vorn, wie besessen fuhr er mit der Hand über die Windschutzscheibe, um sie zu säubern. Der Regen trommelte auf das Glas, der Wind verrieb ihn wie Spucke, die Scheibenwischer waren nicht schnell genug. Mit jedem Windstoß zitterte der Hummer, rutschte, schleuderte. Franklin tat der Kopf weh, sein Körper tat ihm weh, seine Knochen schmerzten.
    »Pass auf den Wagen auf, meine Güte«, brüllte Franklin.
    »Hör auf, mich anzuschreien«, schrie sie zurück. »Das war deine Idee. Wir hätten in dem Haus bleiben sollen. Du bist der Wettermann, und du weißt nicht mal, ob es das Auge oder das Ende des Hurrikans ist. Wieso weißt du das nicht? Und wenn es die Rückseite des Sturms ist und wir sind hier draußen … Herrgott, ich hätte nie auf dich hören sollen. Und wo zum Teufel sollen wir hin? Wir können nicht von der Insel runter. Wir …«
    »Halt die Schnauze, halt einfach die Schnauze und halt den Wagen an. Ich fahre.«
    »Alles, was du gemacht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher