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Verwandte Seelen

Verwandte Seelen

Titel: Verwandte Seelen
Autoren: Nica Stevens
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Zwillinge halten können. Mit ihren roten Haaren, den grünen Augen und den feinen Gesichtszügen, sahen sie sich unglaublich ähnlich. Umso verschiedener waren dafür ihre Charaktere. Conner war schon immer ein Draufgänger. Er sagte und tat alles, wie es ihm in den Sinn kam, was ihm ständig irgendwelchen Ärger einbrachte. Sally dagegen war sehr humorvoll und verträumt. Vielleicht verbrachte ich gerade deshalb so viel Zeit mit ihr.
    Matt war so alt wie Sally, aber viel schwieriger. Er hatte die Gabe, einen tot zu quatschen. Den ganzen Tag teilte er allen und jedem seine Gedanken, Ideen und Ansichten mit. Wenn du Pech hattest, wiederholte er sich dann auch noch. Seine braunen langen Haare hatte er immer zusammen gebunden. Conner drohte ihm, seinen Mund damit zu stopfen, wenn er nicht endlich die Klappe halten würde.
    Ich war mit neunzehn Jahren die Jüngste unserer Gruppe. Mit meinen blonden Haaren stellte ich mit den anderen ein abwechslungsreiches Quartett dar. Meine Augenfarbe konnte man nicht so leicht definieren. Sally zog mich immer damit auf, dass sie aus ihnen lesen konnte wie aus einem Buch. War ich wütend oder aufgeregt, schienen sie blau zu sein, wobei sie sonst eher grünlich wirkten.
    „Sam!“ Matt hatte seinen Kopf leicht gehoben und flüsterte mir zu. „Geht es dir gut? Wo sind die anderen?“
    Noch bevor ich ihm antworten konnte, packte mich jemand von hinten im Nacken und zog mich brutal nach oben. „Schluss jetzt mit der Plauderei! Wenn dir langweilig ist, kann ich mich gern ein wenig mit dir beschäftigen.“ Der Mann presste sich gegen mich und legte seinen Kopf an mein Gesicht. Hätte ich nicht vor Schmerz aufgeschrien, wäre es anderen wohl so vorgekommen, als wollte er mich von hinten umarmen.
    In diesem Moment kam Stimmengewirr auf und zwei weitere Männer betraten im Schein ihrer Fackeln die Höhle.
    „Es wird Zeit, dass du kommst, Grimmt! Marlon wollte sich gerade mit der Kleinen das Warten versüßen“, rief ein etwas untersetzter Mann den Neuankömmlingen entgegen.
    Marlon schnaubte verächtlich hinter mir, machte dann aber Anstalten, mich loszulassen.
    Grimmt kam auf mich zu und musterte mich eine Weile. Er war mindestens einen Kopf größer als die anderen, was ihm augenscheinlich den benötigten Respekt zu sichern schien. Aber das war nicht alles. Dieser Mann sah mit seinem durchdringenden Blick und dem dichten dunklen Vollbart so finster und angsteinflößend aus, dass man schon vor ihm in die Knie ging, bevor er auch nur ein Wort gesprochen hatte. Er war eindeutig ihr Anführer. Seine raue, kehlige Stimme duldete keinen Widerspruch.
    „Bringt sie alle raus! Es dürfen keine Spuren von uns zurückbleiben! Wenn alles gepackt ist, brechen wir so schnell wie möglich auf.“
    „Was machen wir mit dem anderen Jungen?“, fragte der untersetzte Kerl.
    „Dexter kümmert sich gerade um ihn. Falls er zu schwer verletzt ist, lassen wir ihn hier.“ Er wandte sich ab und ging voran. Alle folgten ihm.
    Sally wurde getragen.
    Ich entzog mich schnell dem erneuten Zugriff dieses abstoßenden Marlons und half Matt auf die Beine, um ihn zu stützen. Da ich mich damit nützlich machte, lies er mich gewähren.
    Matt stöhnte auf: „Sam, sie haben Conner hier irgendwo!“
    „Ja, das habe ich auch mitbekommen. Er muss schwer verwundet sein. Wir müssen eine Möglichkeit finden, ihn zu sehen!“
    Wir stolperten hinter den anderen her und hielten uns nur mühsam auf den Beinen. Marlon trieb uns weiter vorwärts.
    „Wie willst du das anstellen, Sam? Die haben keinen Grund, uns zu ihm zu lassen.“
    Die Höhle mündete jetzt in einen Gang, an dessen Ende uns Tageslicht entgegen schien. Es wurde merklich wärmer und ich sog gierig die frische Luft ein. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie stickig es in unserem Gefängnis gewesen war.
    Endlich draußen . . . Um uns herum befand sich dicht bewachsener Wald. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren.
    Etwa zwanzig Männer packten ihre Habseligkeiten zusammen und machten die Pferde zum Aufbruch bereit. Ihre Kleidung war verdreckt und zerschlissen. Sie mussten schon seit Wochen unterwegs sein.
    Ihre Kleidung . . . Erst jetzt, da sich meine anfängliche Benommenheit gelegt hatte, bemerkte ich es. Das hier waren nicht die Männer, die uns verfolgt hatten. Sie waren keine Unsterblichen, sondern zerbrechliche, verletzbare Menschen wie Conner, Matt, Sally und ich.
    Matt schien es auch bemerkt zu haben. „Wer sind die?“ Er sah mich ungläubig an.
    „Seht zu,
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