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Vertraue mir (German Edition)

Vertraue mir (German Edition)

Titel: Vertraue mir (German Edition)
Autoren: Mona Nebl
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„Ich habe nicht studiert, ich bin Anwaltsgehilfin.“
„Wo?“
Sie zögerte wieder und seufzte: „Ich weiß es nicht. Verdammt! Ich sehe nicht mal eine Stadt vor mir. Das gibt es doch nicht! Immer wenn ich an mein aktuelles tägliches Leben denke, bleibt es vor meinem inneren Auge dunkel.“
„Machen wir in der Vergangenheit weiter. Sie sind in Irland geboren?“
„Nein, meine Eltern sind als Jugendliche hierher gekommen. Nach..., ich glaube...Portland, Oregon. Dort hatte sich schon ein Teil unserer Familie niedergelassen. Ich kann mich an unser Haus erinnern, an meine Freunde dort. An meine Schule und auch an meine Ausbildung bei einer Anwaltskanzlei, den Namen weiß ich noch, aber dort bin ich weggegangen. Ja, ich bin weggezogen...“ Sie schwieg in Gedanken versunken. Als er weiterfragte, schreckte sie auf.
„Nach San Francisco?“
„Keine Ahnung! Danach hört die Erinnerung auf. Ich sehe mich als ungefähr Zwanzigjährige mit langen Haaren in einem Spiegel und meine Mutter steht hinter mir. Sie war sehr schön, lange dunkle Locken und grüne Augen. Ich bin blond, nicht wahr?“
Wortlos stand er auf und brachte ihr einen kleinen Handspiegel.
Sie nahm ihn nach einem kurzen Zögern und schielte fast ängstlich hinein, dann atmete sie erleichtert aus.
Gabriel musste lachen. „Haben Sie Schlimmes befürchtet?“
Sie kicherte leicht und nickte, während sie rot wurde.
Dann sah sie ihn bittend an:“ Mr. Bennett...“
Spöttisch grinsend unterbrach er sie: „Für meine Attentäter... Gabe.“
Sie wurde wieder rot. „Dann also Gabe! Ich weiß nicht, was Sie mit mir vorhaben. Aber wenn es doch noch länger dauert, bis Sie mich verhaften lassen können, denken Sie, ich könnte etwas zu essen bekommen?“
Gabe zuckte zusammen. Er hatte die letzten Tage immer nur Kleinigkeiten aus dem Kühlschrank zu sich genommen, so sehr hatte ihn die Erwartung, Antworten zu bekommen, abgelenkt. Aber nun verspürte er selbst gewaltigen Hunger. Er sah sie zerknirscht an.
„Oh, es tut mir leid. Sie müssen ja wirklich halb verhungert sein. Zwei Tage ohne Essen und Trinken. Vor allem haben Sie Ihre heutige Antibiotika-Ration noch nicht bekommen. Das machen wir zuerst, o.k.? Dann koche ich uns etwas.“
Er sprang auf und eilte in ein Nebenzimmer.
    Sie schüttelte den Kopf. Was für ein seltsamer Mann! Sie versuchte ihn zu erschießen, er operierte eine Kugel aus ihr heraus und versorgte sie mit Antibiotikum.
Dann sah sie sich mit neuem Interesse um. Die Hütte war eigentlich keine Hütte, sondern ein großes Blockhaus. Einfach, aber geschmackvoll eingerichtet.
Ein großer Sessel stand vor dem offenen Feuer. Ein Schreibtisch direkt daneben vor dem riesigen Panoramafenster, welches sich über die Hälfte der Wand erstreckte. Draußen war es dunkel, man sah nur eine weiß verschneite Tanne direkt vor dem Fenster. Deren Äste bogen sich in dem Sturm, von welchem ihr Gastgeber gesprochen hatte. Sie selbst lag auf einem urbequemen Diwan und war mit einer dicken Felldecke zugedeckt. Sie spürte die Decke direkt auf ihrer Haut und hob sie leicht hoch.
Sie trug am Oberkörper nichts außer einem Verband. Fast wäre sie verlegen geworden, weil Gabriel Bennett sie ausgezogen und nackt gesehen hatte. Dann schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Wie hätte er denn die Kugel sonst rausgeholt? Und ihr danach noch mal etwas anziehen, wäre auch Unsinn gewesen. Am Unterkörper war sie mit einer langen Männerunterhose bekleidet, die Füße waren nackt.
Sie hörte Gabe zurückkommen und ließ rasch die Decke fallen.
Er setzte sich neben sie und zog eine Spritze aus einer Einwegverpackung. Sie reichte ihm widerspruchslos ihren linken Arm, an dem zwei blaue Flecken zu sehen waren. Er schüttelte verlegen den Kopf.
„Nehmen wir besser den anderen. Tut mir leid, aber wie gesagt, ich bin kein Profi und seit der Army etwas aus der Übung.“
Sie lächelte ihn sanft an und gab ihm vorsichtig den rechten Arm. Sie spürte wieder einen Schmerz durch die Schulter schießen, gab aber keinen Laut von sich.
Er beobachtete sie besorgt. Als sie es bemerkte, konnte sie den Blick nicht abwenden. Seine Augen, zuvor noch kalt und dunkel, wirkten nun im Schein des Feuers fast goldfarben und warm. Versonnen verlor sie sich in seinem Blick, bis ihr auffiel, dass seine Augen schmäler geworden waren. Er lachte sie tatsächlich aus. Sie überwand ihren Ärger darüber und sage ruhig: „Ich finde, Sie haben schon sehr viel für mich getan, in
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