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Vertraue mir (German Edition)

Vertraue mir (German Edition)

Titel: Vertraue mir (German Edition)
Autoren: Mona Nebl
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das war ihm lieber als die Tränen. Aber sie wagte keine Erwiderung. Was hätte sie auch sagen sollen?
    Gabriel grinste, als er ihre Wut sah.
Angst hatte sie wohl nicht mehr vor ihm. Aber er sollte vielleicht nicht zu schnell sorglos mit seiner eigenen Sicherheit umgehen!
„Also, dann fangen wir anders an: Wie heißen Ihre Eltern?“
Es kam wie aus der Pistole geschossen:
„Fiona und Colin Ferguson. O Gott, ich weiß etwas! Daran kann man doch bei der Polizei bestimmt herausfinden, wer ich bin, oder?“
Sie strahlte ihn an, als hätte er ihr die Welt zu Füßen gelegt.
Gabriel musste lachen. Anscheinend sprach sie wirklich die Wahrheit, aber sie hatte dennoch versucht auf ihn zu schießen! Derselbe Gedanke kam ihr auch soeben und das Strahlen verschwand.
„Ja, kann man vermutlich. Wo leben Ihre Eltern?“
Sie erstarrte. „Sie sind tot. Mit einem Flugzeug abgestürzt, 1995 auf dem Weg nach Irland. Sie wollten dort einen Besuch bei unserer Familie machen.“
„Das tut mir leid. Warum waren Sie nicht dabei?“
Sie runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht.“
„Sind Sie verheiratet?“
„Ich glaube nicht.“, sagte sie unsicher. Er nahm ihre zierliche Hand und beide starrten auf den schlanken Ringfinger, an dem deutlich eine weiße Spur von einem wohl kürzlich entfernten Ring zu sehen war. Er überlegte.
„Sie wären an Ihrem Trauring wahrscheinlich zu identifizieren gewesen, denn alle anderen Ringe sind noch an den Händen. Sie hatten also wirklich vor mich zu töten!“
Sie schluckte und meinte dann mit wackliger Stimme: „Vielleicht habe ich mich auch erst kürzlich scheiden lassen?“
„Wissen Sie es? Oder vielmehr, glauben Sie es?“
Sie sahen sich wieder schweigend an. Dann schüttelte sie resigniert den Kopf und schluckte schwer.
„Nein, Sie haben wahrscheinlich Recht! Ich muss aufhören, den Kopf in den Sand zu stecken. Aber warum sollte ich Sie töten? Es muss doch einen Grund geben oder glauben Sie wirklich, ich bin ein Profi und jemand hat mich engagiert?“
Er grinste. „Auf jeden Fall hätten Sie größere Erfolgsaussichten an Opfer heranzukommen als der übliche pockennarbige Gangstertyp mit dem Schlapphut.“
Sie lächelte leicht und nickte, sich für das Kompliment bedankend.
„Nein, eigentlich glaube ich es nicht.“, meinte er. „Aber ich wüsste auch keinen Grund, warum Sie mich töten wollten. Ich kenne Sie persönlich gar nicht! Ich bin mir auch sonst nicht bewusst, irgendjemandem so geschadet zu haben, dass er mich deswegen tot sehen wollte.
Ich erzähle Ihnen am Besten etwas über mich, vielleicht kommt Ihnen plötzlich etwas bekannt vor. Ich heiße, wie bereits gesagt, Gabriel Jordan Bennett, von meinen Freunden werden ich Gabe genannt. Ich bin 38 Jahre alt und lebe in San Francisco. Ich bin Unternehmer in Sachen Bergbau. Meine Mutter lebt auf Hawaii, mein Vater ist leider letztes Jahr gestorben. Ich fahre gern Ski, reite, habe aber zu beidem wenig Zeit. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen.“
Sie lachte ihn an und er sah, dass sie in jeder Wange ein kleines Grübchen hatte. Bis jetzt war es ein perfektes Gesicht gewesen. Feine Züge, zarte Haut, eine Schönheit.
Die Grübchen gaben ihr etwas liebenswert Verschmitztes, nahmen aber die Perfektion aus diesem ebenmäßig geformten Gesicht.
Er dachte: „Sie lacht gerne und oft, das merkt man. So schlecht kann sie nicht sein, wie es momentan den Anschein hat!“ Dies freute ihn, trotz der immer noch unerklärbaren Situation.
Sie erwiderte sanft: „Das glaube ich nicht, dass es nicht mehr zu sagen gibt. Wie viele Leute beschäftigen Sie? War ich vielleicht bei Ihnen angestellt und Sie haben mich schlecht behandelt oder gefeuert?“
Gabriel lachte nun auch. „Das wüsste ich! Ich habe etwa 620 Angestellte und Arbeiter in meinen Bergwerken, beziehungsweise in Produktion und Vertrieb. Ich kenne sicher nicht alle, aber die meisten. Schlechte Behandlungen gibt es bei mir nicht und Kündigungen gehen auch immer erst über meinen Schreibtisch.“
Die junge Frau war still geworden und sah ihn mit großen Augen an.
„So viele Leute? Was bauen Sie ab?“
„Erz! Diesseits und jenseits der Rockies befinden sich insgesamt drei Schürfgebiete. Meine Eltern haben das Ganze aufgebaut und sich vor vier Jahren zur Ruhe gesetzt. Ich habe Bergbau und Wirtschaftswissenschaften studiert und das Unternehmen übernommen. Welchen Beruf haben Sie gelernt?“
Ganz unbefangen stellte er die Frage und sie antwortete ohne Zögern.
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