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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir
Autoren: Julia Arden
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bleiben? So manch ein Mitglied ist verbittert und wütend.«
    Der Fortgang des Gespräches gestaltete sich zäh: Ja, es gab wohl auch radikale Tierschützer in der Umgebung. Aber so weit bekannt nicht unter den Mitgliedern. Diese Radikalen arbeiteten in eigenen kleinen Gruppen, hatten keinen Kontakt zum Verband. Sie wussten, dass ihre Vorgehensweise von den anderen abgelehnt wurde.
    Maike vermutete, dass das nur die halbe Wahrheit war. Man hieß die Methoden der Radikalen nicht gut, aber im Grunde genommen sympathisierte man mit ihnen. Das waren welche, die sich trauten, außerhalb der Regeln zu kämpfen. Und eigentlich wussten alle, dass nur auf diesem Weg wirklich ein Vorankommen möglich war. Nur sagte das niemand offen.
    Schließlich bekam Maike aber doch eine Auskunft: »Ich kenne da jemanden, der Ihnen vielleicht helfen kann. Eine Frau, sie heißt Anna Ravensburg. So weit ich weiß, war sie mal die Anführerin einer autonomen Zelle. Aber sie hat sich aus der Szene zurückgezogen. Nach einer mehrjährigen Haft wegen Brandstiftung – und in Verbindung damit Körperverletzung mit Todesfolge. Heute leitet sie eine Außenpflegestelle unseres Tierheimes.« Lassen nannte die Adresse, ein kleiner Ort im Umland der Stadt. Maike fuhr hinaus.
    Der Bauernhof sah sehr renovierungsbedürftig aus, fand Maike, als sie durch die Einfahrt fuhr. Um so mehr überraschte sie die idyllische Atmosphäre im Hof. Entlang den Gebäuden führten kopfsteingepflasterte, schmale Wege. Sie grenzten eine Wiese ein, in deren Mitte ein alter Baum mit weit ausladender Krone als Zeuge vieler Jahre wuchs. Maike parkte ihren Wagen auf der kleinen Stellfläche neben der Einfahrt und ging zum dem, was sie für das Haupt- und Wohnhaus hielt. Sie fand keine Klingel, also klopfte sie. Nichts tat sich.
    »Hallo?« rief Maike laut und ging unschlüssig am Haus entlang.
    Und noch einmal: »Hallo?!«
    Immer noch keinerlei Bewegung. Sie ging zum Wagen, hupte dreimal. Die Stalltür eines der Seitengebäude wurde geöffnet. Eine Frau um die vierzig, in grauem Wollpullover, Jeans und Gummistiefeln erschien. Neben ihr zwei große Hunde, die jetzt auf Maike zuliefen.
    »Cico, Cica, bei Fuß«, rief die Frau. Die Hunde drehten um und trotteten zu ihr zurück.
    »Guten Tag. Mein Name ist Roloff, Polizeikommissarin Maike Roloff«, stellte Maike sich vor.
    »Geht Ihnen die Arbeit aus, dass Sie hier gleich zwei Mal am Tag auftauchen?« begrüßte sie die Frau, von der Maike annahm, das es Anna Ravensburg war. Die Frau blieb vor ihr stehen, die beiden Labradors an ihrer Seite. »Vor einer halben Stunde war schon mal jemand hier.«
    Maike konnte nur vermuten, dass das Grewe gewesen sein musste, der die Liste der Vorbestraften abarbeitete.
    »Er fragte mich, was ich in der Nacht zum 19. Juli gemacht habe, erwähnte aber mit keiner Silbe, was passiert ist. Es ist immer dasselbe: Ihr fragt einen Löcher in den Bauch, selbst seid ihr jedoch das geheimnisvolle Schweigen in Person.« Deutlicher Vorwurf lag in ihrer Stimme.
    »Zwei Manager eines Pharmakonzerns wurden entführt«, erklärte Maike. »Wir bekamen das Bekennerschreiben einer anarchistischen Tierschützergruppe, einer Gruppe, wie Sie sie früher angeführt haben. Sie sind doch Anna Ravensburg?« versicherte Maike sich nachdrücklich.
    Anna hörte am Klang der Stimme ihres ungebetenen Gastes, dass sie in deren Augen damit ganz automatisch eine Mitverantwortung an der Entführung trug. Sie musterte Maike Roloff. »Ja, das bin ich«, bestätigte sie ruhig. »Und wissen Sie, wie oft ich nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis schon Besuch von Leuten wie Ihnen hatte? Jedes Mal, wenn irgendwo eine Tierbefreiungsaktion stattfand oder eine Geflügelzuchtfarm sabotiert wurde. Und ich sage Ihnen jedes Mal das Gleiche: Ich bin nicht mehr aktiv! Ob Sie es nun glauben oder nicht.«
    Zu ihrer eigenen Verwunderung glaubte Maike der Frau sofort. Sie wusste nicht, warum. Vielleicht, weil Anna Ravensburg auf sie so gar nicht radikal wirkte. Im Gegenteil. Trotz ihrer Arbeitskleidung wirkte sie irgendwie – aristokratisch. Es gab keinen Ausdruck, der besser geeignet wäre, Anna Ravensburgs Erscheinung zu beschreiben. Vielleicht war es die Ruhe, die sie ausstrahlte, die Gelassenheit, die, wie Maike gerade feststellte, provokante Äußerungen einfach abprallen ließ. »Was hat Ihre Einstellung geändert?« fragte Maike. Eine Spur Skepsis verblieb trotzdem in ihrer Stimme. Von Berufs wegen.
    Anna Ravensburg lächelte mild. »Sie
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