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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen
Autoren: S Wiggs
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die Stimmen des Volkes gesichert hatte. Der Präsident und die Krankenhausverwalterin trennten sich von der Gruppe. Darnelle Jefferson führte den mächtigsten Mann der Welt in den Raum, in dem der Neuankömmling lag.
    Verdammt, dachte Sergeant Harris, Zeit zu verschwinden. Schnell – aber nicht zu schnell – schlüpfte er in einen Raum, der durch grüne Schwingtüren mit der Abteilung verbunden war. Durch die runden Fenster in der Tür konnte er durch die gläsernen Trennscheiben von zwei Zimmern hindurchschauen. Er konzentrierte sich auf den neuen Patienten und erwartete, ihn ganz alleine und ruhig in seinem Bett liegen zu sehen. Bestimmt war er zu Tode verängstigt und sich der Anwesenheit des Präsidenten nur wenige Meter entfernt gar nicht bewusst.
    Nur: Der Patient war nicht ruhig. Für einen Herzpatienten schien er sogar ausgesprochen aktiv zu sein. Jetzt setzte er sich in seinem Bett auf und riss sich die Sauerstoffmaske vom Gesicht.
    Sergeant Harris studierte noch einmal die Patientenakte, die er sich von der Tür geschnappt hatte. Terence Lee Muldoon. Ein Kriegsveteran, der vom Militärkrankenhaus in Landstuhl in Deutschland hierher überführt worden war. Die Akte wies ihn als fünfundzwanzig Jahre alt aus. Verdammt jung für Herzprobleme.
    In seiner Zeit hier hatte Sergeant Harris Tausende von Herzpatienten gesehen. Die Krankheit wurde immer von einer gräulichen Haut und einem offensichtlichen Ausdruck von Müdigkeit im Gesicht begleitet.
    Nicht so bei diesem Patienten. Sogar aus der Entfernung und durch zwei Glasscheiben hindurch konnte Sergeant Harris sehen, dass sein Gesicht eine gesunde rosafarbene Tönung hatte und seine Bewegungen effizient und sicher waren.
    In dem Moment hielt die Entourage im Flur an, und der Präsident und Mrs Jefferson betraten Muldoons Zimmer. Der Glaskubus war zu klein, um mehr Besucher zu erlauben, und so blieben die Bodyguards vor der Tür stehen und reckten die Köpfe, ließen ihre Blick hin und her schweifen und murmelte in ihre Mikrofone. Ein paar Fotografen drückten ihre Kameras gegen das Glas. Der Präsident schüttelte Muldoon zur Begrüßung die Hand, dann trat er für das obligatorische Foto ans Kopfteil des Bettes.
    Es gab keinen bestimmten Augenblick, in dem Sergeant Harris entschied, dass irgendetwas nicht stimmte. Er sah kein manisches Glitzern in den Augen des Angreifers, hörte kein hämisches Lachen wie im Film. Das wirklich Böse verhielt sich nicht so. Es war alles irgendwie ... gewöhnlich.
    Es gab auch keinen besonderen Moment, in dem Sergeant Harris sich entschied zu handeln. Eine Entscheidung zu treffen beinhaltet einen Gedankenprozess, der einfach nicht passierte. Sergeant Harris – und der überraschte Präsident – hatte dafür einfach keine Zeit. Mit einem Druck auf den Knopf des stummen Alarms auf seinem Funkgerät schlüpfte er in den angrenzenden Raum. Er war jetzt nur noch ein Zimmer vom Präsidenten entfernt. Jede seiner Bewegungen wurde von Kameras aufgenommen, das wusste er. Doch weder der Präsident noch der Patient hatten ihn bisher bemerkt.
    Sergeant Harris schrie nicht und machte auch keine schnellen Bewegungen. Der Patient war sich seiner Anwesenheit noch nicht bewusst, und er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Trotzdem musste er schnell sein, denn für die Überwachungskameras würde sein Verhalten sehr suspekt aussehen. Diejenigen, die ihn beobachteten, würden denken, er wäre ein Irrer – oder schlimmer noch, ein Attentäter.
    Der Lauf der Ereignisse entfaltete sich mit seltsamer Unausweichlichkeit. Später – viel, viel später – würde Sergeant Harris sich die Videos der Überwachungskameras und der Presseleute ansehen und sich an nichts davon erinnern.
    Nur Sekunden bevor die Mitarbeiter im Flur auf seinen stummen Alarm reagierten, riss der Patient die Thermodecke von sich und zerrte das Krankenhausnachthemd beiseite. Da runter waren mehrere Stangen Dynamit mit Tape an eine eng anliegende Weste geklebt.
    „Wenn mich jemand angreift“, schrie er, „gehe ich hoch wie ein Feuerwerk. Und dabei nehme ich das gesamte Gebäude mit.“ Er sprang auf den Boden und starrte die entsetzte Menge auf der anderen Seite der Scheibe an. Seine Finger schlössen sich um den Zünder, bereit, den Sprengstoff explodieren zu lassen.
    Der Präsident stand stocksteif da. Darnelle Jefferson stieß einen markerschütternden Schrei aus. Sergeant Harris erstarrte; er war zu erfahren, um sich von Angst beeinflussen zu lassen. Er erkannte
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