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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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Jugendjahre.
    „Aber Reiseführer sind viel cooler.“
    Er will mir ein Kompliment machen, aber es will ihm nicht so recht gelingen. Verschämt sieht er weg, als auch er bemerkt, wie komisch sein Satz klingt. Aber ich nehme das Kompliment trotzdem heimlich an und freue mich ein bisschen.
    „Und wohin sollte dich dein Flieger heute bringen?“
    Da er leider doch keinen weiteren Umgarnungsversuch unternimmt, versuche ich zumindest, das Gespräch nicht ins Leere laufen zu lassen.
    „Nach Hamburg. Nach Hause.“
    „Ich war noch nie in Hamburg.“
    Ich war noch nie irgendwo, aber das behalte ich erneut für mich. Allerdings sieht er wieder zu mir.
    „Vermutlich wird das ein weiterer Name auf der Liste mit Städten, die ich nie sehen werde.“
    Es soll wie ein Witz klingen. Er soll noch immer denken, dass ich lustig und unterhaltsam auf eine clevere Art und Weise bin, aber irgendwie klingt das sehr niedergeschlagen. Ich überspiele es mit einem breiten Grinsen. Wenn ich so weitermache, gehe ich als Kinderschreck durch. Das kleine Mädchen der Großfamilie schaut mich schon unsicher an. Weniger Zähne zeigen, Pippa. Ob Cola wirklich hilft, um mich zu beruhigen? Ich nehme zur Sicherheit noch einen großen Schluck.
    „Aha. Du hast also schon einen festen Plan für dein Leben. Welche Stadt wirst du noch nicht sehen?“
    Komisch, meine Mutter hat mir mal die gleiche Frage gestellt. Und ja, ich habe tatsächlich eine Liste. Es geht nicht darum, dass ich diese Städte nicht sehen will, ich werde sie einfach nie sehen. Soviel zu meinem Selbstbewusstsein und meinem Job mit den Reiseführern. Ich reise mit dem Finger auf der Karte um die Welt.
    „New York, Rom, Venedig, Los Angeles, Paris, Barcelona – und natürlich Hamburg.
    „Natürlich Hamburg. Das will jeder sehen. Aber wieso willst du es nicht sehen?“
    „Oh, ich will die Stadt schon sehen, ich werde sie nur nicht sehen. Das ist ein Unterschied.“
    Und wieso erzähle ich einem Wildfremden meine Lebensgeschichte? Es scheint keine gute Idee gewesen zu sein, ihn hier neben mich zu bitten. Jetzt rede ich mich um Kopf und Kragen. Das ist keine Cola auf der ganzen Welt wert, auch wenn er wirklich süß ist und ich mich in seinen blauen Augen verlieren könnte. Es geht ihn nichts an.
    „So pessimistisch? Bis eben hielt ich dich für optimistisch. Wieso solltest du Paris nicht sehen? Kauf dir ein Ticket und flieg für eine Woche hin.“
    Ich muss fast lachen. Weiß er denn nicht, dass man da erstmal einen Plan aufschreiben muss? Urlaub einreichen? Impfungen? Sprache? Flugangst? Hotel? Um nur einige Steine zu nennen, die auf dem Weg liegen. Aber auch nachdem ich ihn eine kleine Weile studiere, scheint er der Meinung, die Idee wäre brillant.
    „Sicher. Klar. Alleine oder was?”
    „Suche dir einen Reisepartner.”
    Der Kerl hat vielleicht Nerven.
    „Ich buche also mal eben so Paris. Ich bin ja so unendlich spontan. Klasse Idee, Lukas.“
    „Du bist nicht spontan? Oh, dann ist heute wirklich dein Glückstag. Ehrlich.“
    Ich kann ihm nicht folgen. Ich sitze im Flughafen fest und verpasse das beste Weihnachtsessen der ganzen Republik, teile mir eine Sitzfläche auf dem Boden neben einem fast Fremden und könnte heulen. Und er spricht von Glückstag? So süß er auch sein mag, ich kann mich ausgesprochen gut einige Stunden selbst bemitleiden. Wieso macht er mir das jetzt kaputt? Spielverderber.
    „Glückstag, weil du mich getroffen hast. Meine Freunde, davon gibt es genug, sind der festen Überzeugung, dass ich die Spontaneität in Person bin.“
    Ich möchte das bezweifeln, denn unter spontanem Verhalten stelle ich mir etwas anderes vor.
    „Was hast du denn schon so Spontanes gemacht? Mir erst einmal fast zwei Stunden spontan nachgestellt, bevor du mich spontan angesprochen hast?“
    Touché. Er zuckt sogar einen kurzen Moment zusammen, bevor seine Hand an die Brille wandert und er sie wieder in Position bringt.
    „Das ist etwas anderes. Ich musste erst mal die richtigen Wörter finden.“
    „Du schreibst hauptberuflich Werbetexte, oder?“
    „Frauen ansprechen war nicht Teil der Ausbildung.“
    „Schockierend!“
    Da ist es wieder. Verbales Pingpong. Können wir es nicht dabei belassen? Davon bekomme ich ein Kribbeln im Bauch und muss lächeln. Ganz anders, als wenn er mich zu einem Spontankauf von irgendwelchen Flugticktes überreden will.
    „Weißt du, wieso ich zum Beispiel in Stuttgart bin?“
    „Wegen den Spätzle?“
    „Wohl kaum! Ich hatte einfach Lust,
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