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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus
Autoren: Petra Schier
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gefunden.»

    «Adelina, nun beruhige dich endlich», sagte Neklas am späten Nachmittag. Adelina und er hatten sich den ganzen Tag bereits über kaum etwas anderes als Tilmanns Verwundung und den Besuch des Vogtes unterhalten. Neklas deutete auf die Ofenbank in der Küche. «Setz dich. Du machst mich ganz nervös!»
    «Nein, ich beruhige mich nicht!», widersprach sie erregt. «Wie sollte ich auch? Der Mord an Clais van Dalen ist Stadtgespräch, und Tilmann liegt halb tot in Vitus’ Kammer. Aber ich weigere mich zu glauben, dass er ein Mörder ist.»
    «Man hat nun einmal seinen Dolch bei dem Opfer gefunden. Und dass Tilmann offenbar bei einem Kampf schwer verletzt wurde, ist auch nicht ganz unverdächtig», wandte Neklas ein.
    «Und wenn schon. Er hat Clais nicht ermordet. Es muss eine andere Erklärung für all das geben.» Adelina setzte sich nun tatsächlich auf die Bank und verschränkte die Arme vor der Brust. «Wenn er doch nur aus seiner Bewusstlosigkeit erwachen würde, dann könnte er bestimmt alles erklären.»
    «Adelina …» Neklas seufzte und ließ sich neben ihr nieder. «Ich behaupte doch gar nicht, dass er schuldig ist. Aber irgendetwas ist vorgefallen, das steht fest. Tilmann war daran beteiligt, in welcher Form auch immer.»
    «Vielleicht sind sie überfallen worden!» Erregt sprang sie wieder auf und ging in der Küche auf und ab. «Der Vogt hat ja nicht gesagt, was genau passiert ist. Es kann ja sein, dass sich alles ganz anders zugetragen hat, als er denkt. Bestimmt sogar! Wir müssen unbedingt herausfinden, was da wirklich geschehen ist. Ich gehe gleich morgen zum Gewaltrichter Reese und frage ihn, was er über die Sache weiß.»
    Neklas neigte zustimmend den Kopf, dann lächelte er. «Es gab mal eine Zeit, da hast du dem Hauptmann der Stadtsoldaten die Pestilenz an den Hals gewünscht.»
    «Ja, aber das war, bevor ich wusste, dass wir dieselbe Mutter hatten.» Zögernd ließ Adelina sich wieder auf die Bank sinken. «Ich kann nicht behaupten, dass wir ein Herz und eine Seele sind, aber er ist mein Bruder. Erinnere dich, wie er uns beigestanden hat, als man dich fälschlicherweise wegen des Mordes an der Schustersfrau in den Turm sperrte! Es ist das Mindeste, dass wir nun auch zu ihm stehen. Er wollte mir etwas Wichtiges mitteilen und hat gebeten, dass ich seine Anwesenheit hier im Haus geheim halte. Er ist ein Mann von Ehre und würde bestimmt nicht verlangen, dass ich ihn decke, wenn er einen Mord begangen hat. Ganz gleich, was man ihm vorwirft: Ich glaube kein Wort davon.»
    «Wir erkundigen uns morgen», versprach Neklas und erhob sich. «Ich muss mich jetzt leider schon wieder auf den Weg zur Ulrepforte machen. Der Wachdienst fängt bald an.» Er verließ die Küche, doch nur Augenblicke später erschien er wieder in der Tür. In der rechten Hand hielt er seinen leichten Helm, über dem linken Arm trug er ein Kettenhemd und den Gürtel mit seinem Dolch.
    Adelina half ihm, beides anzulegen, dann reichte sie ihm seinen Mantel und einen Schal. «Es wird gewiss wieder eisig kalt heute Nacht. Nicht, dass du dich erkältest.»
    «Wenn es sich einrichten lässt, verrichte ich meinen Dienst in der oberen Wachstube. Dort bin ich vor Zugluft geschützt.» Er zog sie an sich und küsste sie auf die Lippen. «Viel lieber allerdings würde ich hierbleiben und mit dir gemeinsam unser Bett wärmen.»
    Adelina lächelte verlegen. «Das hättest du wohl gern. Ist dir unsere Familie nicht bereits groß genug?»
    Erneut küsste er sie und ließ seine Lippen dann sachte bis zu ihrem linken Ohrläppchen wandern. «Hat uns das bisher abgehalten?», murmelte er an ihrem Hals.
    Adelina erschauerte. «Nicht, dass ich wüsste.» Dann machte sie sich jedoch entschlossen los. «So gern ich dies hier auch fortführen würde – ich fürchte, damit müssen wir warten, bis die Woche um und dein Wachdienst beendet ist.»
    Neklas seufzte übertrieben. «Weiß der Stadtrat eigentlich, was ich hier opfere? Na gut, vermutlich wäre das sowieso nicht ganz passend, jetzt, da wir einen Verletzten im Haus verstecken.» Er klemmte sich den Helm unter den Arm, dann gingen sie gemeinsam zur Haustür. «Schließ hinter mir ab.»
    «Natürlich.»
    «Ich werde mich unter den Wachleuten umhören. Vielleicht erfahre ich ja etwas über den Mord oder über Tilmann.»
    Adelina nickte und sah ihm mit gemischten Gefühlen nach, als er hinaus auf den Alter Markt trat. Er nahm eine der beiden brennenden Kienspäne, die den Eingang
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