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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus
Autoren: Petra Schier
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Griet am Ende ihres langen, schwarzen Zopfes. «Ich gehe immer ganz planvoll und vorsichtig vor, so wie Vater es mir beigebracht hat.»
    «Das weiß ich, aber trotzdem möchte ich, dass er dabei ist, wenn du da unten herumwerkelst. Abgesehen davon brauche ich dich heute in der Apotheke. Bei diesem Wetter werden wir bestimmt …» Sie brach ab, als ein kurzes, aber lautes Pochen am Hintereingang zu vernehmen war. «Nanu, wer ist das denn so früh?»
    Ehe sie reagieren konnte, erschien Ludowig aus seiner und Franziskas Kammer. «Ich geh schon, Herrin. Bestimmt ist das der Karl mit einer neuen Fuhre Holz. Hat gesagt, er käm heute ganz früh.» Während er sprach, war er bereits zur Tür gegangen und hatte sie geöffnet.
    Adelina nickte und wandte sich dem Tisch zu, hielt aber inne, als sie Ludowig einen erschrockenen Laut ausstoßen hörte. «Herrin? Herrje, kommt schnell!»
    «Was ist denn?» Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte zur Hintertür. Wie angewurzelt blieb sie stehen, als sie ihren Bruder Tilmann erkannte, der sich mit beiden Händen am Türstock festklammerte und sich offenbar kaum aufrecht halten konnte. Ludowig versuchte, ihn zu stützen, doch in dem engen Flur hatten die beiden großen Männer kaum Platz.
    «Heilige Muttergottes, was ist denn passiert?», rief Adelina und drängte sich an Ludowig vorbei. «Tilmann, warum …?»
    «Verletzt», röchelte ihr Bruder mit fast tonloser Stimme. «Du musst … ich kann nicht …» Seine Stimme brach, er machte taumelnd einen Schritt auf sie zu. Im nächsten Moment ging er in die Knie und fiel besinnungslos zu Boden.
    «Um Himmels willen!» Adelina hockte sich neben ihm nieder und tastete zuerst über sein Gesicht und den Hals. An der Schlagader spürte sie seinen flachen Puls.
    «Ludowig, hilf mir. Wir müssen ihn irgendwo auf ein Bett legen.»
    «Vitus’ Kammer liegt am nächsten», stimmte der Knecht zu. «Ich muss nur –»
    «O nein!», rief Adelina entsetzt. Sie hatte Tilmanns Mantel geöffnet und starrte nun auf einen riesigen Blutfleck, der sich über Hemd und Wams ihres Bruders ausgebreitet hatte. Offenbar hatte er versucht, die Blutung zu stillen, denn unter dem Wams beulte sich etwas, das Adelina für ein Stück verknäuelten Stoff hielt.
    Rasch blickte sie sich um. «Magda, frisches Wasser, schnell! Mira, Griet – wo steckt ihr?»
    Angezogen von dem Aufruhr waren die beiden Mädchen bereits aus der Küche gekommen und starrten sprachlos auf den bewusstlosen Mann.
    «Holt saubere Tücher. Griet, geh zu Jupp und Marie. Jupp soll dir Bandagen geben und Wundsalbe und … am besten kommt er gleich mit herüber.»
    «Sofort, Mutter.» Griet war ganz blass geworden, machte sich aber umgehend auf den Weg nach nebenan. Mira hingegen beugte sich über Tilmann.
    «Was ist ihm geschehen? Wurde er überfallen?»
    «Ich weiß es nicht. Nun lauf schon und hol mir Tücher!»
    «Ja, natürlich.» Mira nickte hastig und rannte davon.
    «Vitus, komm mal aus deiner Kammer», hörte Adelina ihre Magd Franziska sagen. «Ludowig muss den Hauptmann auf dein Bett legen.»
    «Warum?», fragte Vitus erstaunt. «Er wohnt doch gar nicht hier. Ui!» Er war in den Flur getreten und entdeckte nun den Verwundeten. «Der blutet ja!»
    «Ja, Vitus, der Hauptmann ist verletzt», sagte Franziska. «Nun komm, wir müssen Ludowig Platz machen. Geh schon mal in die Küche und fang mit deinem Frühstück an.»
    Nachdem die Magd Vitus in die Küche geschoben hatte, half sie Ludowig und Adelina, den Hauptmann der Stadtsoldaten so vorsichtig wie nur möglich zu Vitus’ Bett zu transportieren.
    «Was um alles in der Welt ist geschehen?», fragte sie, schien aber keine Antwort zu erwarten, denn sie eilte gleich wieder hinaus. «Ich kümmere mich um Colin und Katharina. Die beiden müssen Euch jetzt nicht auch noch zwischen den Füßen herumlaufen.»
    Adelina war ihr von Herzen dankbar dafür. Vorsichtig versuchte sie, ihrem Bruder den Mantel auszuziehen. Dann blickte sie ratlos auf das blutige Wams.
    Schritte wurden im Flur laut, und einen Moment später traten Jupp und Marie ein, dicht gefolgt von Griet, die ein Bündel Bandagen im Arm trug. Auch Mira tauchte mit den geforderten Leintüchern auf, und hinter ihr kam noch Magda mit einem Eimer Wasser dazu. Die kleine Kammer war heillos überfüllt.
    Adelina richtete sich auf und griff zunächst nach den Bandagen. «Danke, Griet. Bitte geht jetzt alle hinaus. Nur Jupp und Marie nicht. Wir müssen feststellen, was Tilmann zugestoßen
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