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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus
Autoren: Petra Schier
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selbst wenn er meine beiden guten Knechte töten würde, was ich nicht glaube, würde er dennoch zu spät kommen, um Euch zu retten. Denn in dem Moment, da er oder seine Männer dieses Haus betreten, werdet Ihr sterben.»
    Mira starrte auf die Klinge und schluckte krampfhaft. Damit hatte sie nicht gerechnet. Offenbar hatte sich Beede diese neue Taktik eben erst zurechtgelegt, und es war fraglich, ob sie sich davon ablenken lassen würde. Vermutlich war ihr klar, dass sie in der Falle saß und es mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Ausweg für sie gab. Die einzige Möglichkeit für Beede und die Ihren, aus dieser Sache unbehelligt wieder herauszukommen, wäre, nicht nur sie – Mira –, sondern auch ihre Retter allesamt zu töten. Gebe Gott, dass Adelina und Tilmann genügend Verstärkung mitgebracht hatten, um das zu verhindern.
    «Was ich nicht verstehe», setzte Mira erneut laut an, «warum habt Ihr auch Clais van Dalen umbringen lassen? Er hat Euch doch keinerlei Schaden zugefügt, oder etwa doch?»
    Beede stieß zischend die Luft aus und senkte den Dolch eine Winzigkeit. Dennoch war er Miras Hals noch immer gefährlich nahe. «Das hätte er aber, wenn Tilmann tot gewesen wäre.»
    «Wie das?»
    Trotzig schob Beede das Kinn vor. «Weil er dann Stimmeister geworden wäre.»
    «Und was hat das mit Euch zu tun?» Mira runzelte irritiert die Stirn, doch dann begriff sie. «Du meine Güte! Wollt Ihr etwa andeuten …»
    Beede kräuselte die Lippen. «Dieser Posten hätte meinem Gemahl zugestanden. Das habe ich verdient, nicht wahr? Wenn ich schon mit einem Schwächling wie ihm gestraft bin, muss er wenigstens ein hohes städtisches Amt bekleiden. Die Gelegenheit war günstig, findet Ihr nicht? Clais hat nicht den geringsten Argwohn gegen Harro gehegt, als er ins Zeughaus kam. Warum auch, er hat seinem Knecht vertraut.» Beedes Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. «Hein und sein Söldner-Freund sollten sich Tilmanns annehmen, denn Harro und Bodo mussten sich ja um Clais’ Leiche kümmern.»
    «Bodo?», fragte Mira überrascht. «Ist das der Mann, mit dem zusammen Harro unsere Magda überfallen hat?»
    Beede nickte. «Ja, ja, das … Nun ja, das war doch ein hübsches Ablenkungsmanöver, nicht wahr? Obwohl ich gleich nicht geglaubt habe, dass es Euch oder Adelina dazu verleiten würde, Tilmann zu verraten. Dummerweise wurde Bodo ein bisschen zu gierig. Er war nicht mit seiner Entlohnung zufrieden und wollte mehr. Da hat sich Harro um ihn gekümmert.» Ihr liebevoller Blick glitt zu dem Knecht, der sich daraufhin ergeben verbeugte.
    Mira fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, die sich noch verstärkte, als sie Beede weitersprechen hörte.
    «Hätte Tilmann die Leiche entdeckt, wäre unser Plan natürlich sofort dahin gewesen. Aber Harro hat sie gut versteckt, sodass er keinen Verdacht schöpfen konnte. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Nun ja, fast. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich Tilmann tatsächlich gegen zwei Gegner durchsetzen würde. Aber das ist nun einerlei, denn bald wird mein Plan vollendet sein.»
    «Tatsächlich?», drang wie aus dem Nichts plötzlich Adelinas Stimme in den Raum. Beede erschrak und blickte wild um sich, um herauszufinden, woher die Stimme gekommen war. Auch Dora war verschreckt aufgesprungen. Die beiden Knechte an der Tür gingen in Habtachtstellung und zogen ihre Schwerter.
    Im nächsten Moment flogen die Fensterläden weit auf und ließen einen Schwall eisiger Luft und Schneeflocken herein. Beede fuhr mit erhobenem Dolch zum Fenster herum. Diesen Moment nutzte Mira aus, sprang auf und warf sich auf sie.
    Die beiden Frauen stürzten. Beede schrie wutentbrannt auf, da ihr der Dolch entglitt und die Haube vom Kopf rutschte.
    Mira versuchte, nach der Waffe zu greifen, erwischte sie jedoch nicht und rang verbissen mit ihrer Gegnerin.
    Mit einem Ohr vernahm sie, wie gleichzeitig die Türen vorn und hinten aufflogen. Männer stürmten die Gerberei – wie viele, konnte Mira nicht ausmachen. Sie hörte gebrüllte Befehle und das Klirren von Schwertern, die aufeinandertrafen.
    Verbissen kämpfte sie mit Beede, die erstaunliche Kräfte entwickelte und wie ein wildgewordenes Tier versuchte, Mira die Augen auszukratzen oder sie zu würgen. Sie gewann die Oberhand über Mira und setzte sich rittlings auf sie. Doch schon im nächsten Moment erschlaffte sie und brach zusammen.
    Mira war für einen Moment verdutzt, bis sie über sich Adelina stehen sah, die ein altes, verrostetes
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