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Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Verschwoerung gegen Baron Wildenstein

Titel: Verschwoerung gegen Baron Wildenstein
Autoren: Alfred Bekker
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über dem Kopf. Im nächsten Moment senkte sich die Schlinge über den Oberkörper des Burgmanns. Als er sich aufzurappeln versuchte, brachte Ansgar ihn sofort wieder mit einem Ruck des Seils zu Fall. Doch da war Baron Norbert schon bei ihm. Die Schwertspitze richtete er auf den Hals des Übeltäters. “Ergib dich!”, forderte Norbert.
    Erich von Wendlingen erging es nicht besser. Wolframs Schlinge fesselte ihn. Der Junge zerrte mit aller Kraft und schaffte es gerade noch, den Ritter aus dem Sattel zu ziehen, auf den er sich schon halb geschwungen hatte. Ein Fuß verfing sich im Steigbügel und der Ritter wurde in seiner schweren Rüstung ein Stück über den Boden geschleift, bevor das Tier anhielt. Dabei verlor Erich von Wendlingen sein Schwert.
    Graf Gernot hatte ihn erreicht, bevor er sich aufrappeln konnte.
    “Gebt mir mein Schwert!”, rief Erich. “Tragen wir die Sache in einem Zweikampf aus!”
    Aber Graf Gernot dachte gar nicht daran, sich darauf einzulassen. “Ihr seid es nicht wert, dass man mit Euch einen ehrenhaften Zweikampf austrägt!” Erich atmete tief durch. “Ich habe Euch in vielen Schlachten treu gedient”, presste er schließlich zwischen den Zähnen hervor. “Vergesst das nicht!”
    “Keine Sorge, das werde ich Euch nie vergessen, Erich. Aber das, was ihr meinem Gefolgsmann Baron Norbert antun wolltet, werde ich Euch ebenfalls niemals vergessen.”
    Erich schluckte. “Nach all den Diensten, die ich Euch erwiesen habe, hätte mir genauso ein Lehen zugestanden wie diesem dahergelaufenen Baron!”, knurrte er. “Es war eine große Ungerechtigkeit von Euch, mich zu übergehen!”
    “Die Intrige, mit der Ihr versuchtet, Euch Burg Wildenstein anzueignen, beweist mir, dass Ihr völlig ungeeignet dafür seid, eine solche Verantwortung zu tragen!”
    “Alles Gewäsch!”, zischte Erich.
    Graf Gernots Augen wurden schmal. “Euer Spiel ist aus, Erich. Ihr seid des Ritterstandes nicht würdig!” Er wandte sich an Wolfram. “Fessel ihn!”, wies der Graf ihn an.
    “Ist mir ein Vergnügen!”, erwiderte der Page.
    *
    Erich von Wendlingen und der Burgmann Gregor wurden zunächst zur Burg gebracht und in den Kerker geworfen, bis schließlich Gericht über sie gesprochen wurde. Dies geschah durch Graf Gernot selbst.
    Das Urteil lautete bei beiden auf Verbannung. Manche fanden das zu milde.
    Andererseits hob Graf Gernot in seiner Begründung hervor, dass Erich von Wendlingen ihm tatsächlich in vielen Schlachten und Kämpfen treu zur Seite gestanden hatte. Das sollte mit dem relativ milden Urteil gewürdigt werden. Erich und Gregor durften nie wieder nach Wildenstein zurückkehren und Erich verlor darüber hinaus seine Vorrechte als Ritter.
    Der Abortreiniger Reinhard ging wie versprochen straffrei aus, weil der Anstifter der Tat nur durch seine Mithilfe hatte überführt werden können. Es wurde ihm allerdings aufgegeben, für die Dauer eines Jahres täglich das Kloster aufzusuchen und in der dortigen Kapelle für anderthalb Stunden Bußgebete zu sprechen. Außerdem hatte er die Aborte des Klosters zukünftig nicht ein- sondern zweimal die Woche zu reinigen, wobei er für das zweite Mal keinen Lohn verlangen durfte.
    Die Kunde von den Geschehnissen um Erich und Gregor verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Es wurde auch bekannt, dass Wolfram, Ansgar und Maria bei der Ergreifung der wahren Schuldigen eine entscheidende Rolle gespielt hatten. Nicht zu vergessen Kaspar, dem nun vom Burgherrn persönlich zugestanden wurde, dass er sich auf Lebenszeit von Küchenabfällen ernähren durfte.
    “Auf jeden Fall wird die Burgherrin es schwer haben, jetzt noch Argumente zu finden, die dagegen sprechen, dass wir uns treffen”, sagte Wolfram später zu Maria.
    Sie hatten sich im Turmzimmer getroffen, da es zum einen in diesem Fall eine so wichtige Rolle gespielt hatte und zum anderen in Friedenszeiten so gut wie nie benutzt wurde. Hier waren sie ungestört.
    Nachdem Graf Gernot und sein Gefolge Burg Wildenstein verlassen hatten, bewohnte Burgherrin Margarete auch wieder die Kemenate, sodass Wolfram und Maria nicht mehr an ihrer Tür vorbeimussten, um hinauf ins Turmzimmer zu gelangen.
    “Es wird wohl noch lange dauern, bis es nicht mehr wichtig ist, welchem Stand man angehört. Ob man nun Adeliger oder irgendein einfacher Untertan ist”, seufzte das Mädchen.
    “Schon der Unterschied zwischen Knappe und Page wird von manchen als sehr wesentlich angesehen!”, lachte Wolfram.
    Maria sah ihn fragend an.
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