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Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Verschwörung auf Burg Schreckenstein

Titel: Verschwörung auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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übergegriffen.“
    „Vieles ist verkohlt!“ fügte Stephan noch hinzu.
    „Aber ich lasse mich von euch nicht verkohlen! Frechheit!“ herrschte sie ihn an. „Wer hat die Tür aufgebrochen?“
    „Höhere Gewalt“, antwortete Mücke. „Uns wurde der Boden zu heiß. Und den Mädchen offenbar auch.“
    „Wir haben sie nur ganz kurz gesehen“, fügte Werner hinzu.
    „Nur im Vorübergehen“, bestätigte Strehlau. „Das Feuer hat sich strikt an die Hausordnung gehalten.“
    „Halt den Mund!“ herrschte Fräulein Doktor Horn ihn an. „Ich lasse mich von euch doch nicht zum Narren halten!“
    „Wir halten Sie nicht zum Narren, Fräulein Doktor Horn“, sagte Stephan ruhig und deutlich. „Es war eine Feuerwehrübung.“
    Ihre Kinnlade klapperte im Leerlauf. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder zu Worten fand: „Übung! Übung! Schöne Übung. Ihr habt die Tür aufgebrochen und die Mädchen unter einem Vorwand hinübergelockt. Die berühmte Schreckensteiner Ehrlichkeit! Aber das wird Folgen haben! Das verspreche ich euch. Ich bekomme raus, wer da dahintersteckt und — darauf könnt ihr Gift nehmen — der fliegt!“ Schnaubend, wie der Drache im Märchen, lief sie hinaus. Die elf sahen einander an.
    „Gehen wir“, sagte Rolf.
    Doch Mücke winkte ab: „Durchhalten! Wir haben offiziell keinen Schlüssel.“
    „Ich fürchte, das bringt jetzt auch nichts mehr“, meinte Stephan.
    „Da hat er recht. Wir haben doch schwer überzogen“, fand Pummel und sah ihn an, als wolle er sich für immer verabschieden.
    Da hat er recht! dachte Stephan. Das war eins zu viel.
    Bevor sie ihn aber vor die Tür setzen würden, hatte er noch etwas zu erledigen: „Sperr hinter mir zu!“ sagte Stephan, gab Mücke den kleinen Schlüssel. „Einer weniger — das fällt nicht auf.“
    Drüben ging es lustig zu. Kassettenrecorder jaulten, Zimmertüren standen offen, Mädchen liefen raus und rein. Sophie hatte sich Dampfwalzes Lederhose angezogen und führte einen Schuhplattler vor.
    Im Nu war Stephan umringt und alle redeten gleichzeitig auf ihn ein: „Mensch habt ihr’s schön hier! Ist ja riesig!“
    „Niemand hat uns kontrolliert!“
    „Wie geht’s denn drüben?“
    „Hat die Horn endlich der Schlag getroffen?“
    „Wer hat eigentlich den Schlüssel gehabt?“ und so weiter.
    Beatrix sah Stephan nicht. Er antwortete auch nicht, bahnte sich seinen Weg durch den Westflügel, umschwirrt wie ein Imker.
    „Moment mal!“ An der kleinen Treppe schob er Esther und Konstanze beiseite, öffnete den Riegel am Kabuff und kroch hinein. Auf den Kissen lag Dampfwalze, noch immer zum Bogen gekrümmt. Stephan öffnete die Fesseln. Hinter ihm drängten die Mädchen, aber sie sahen nichts durch die kleine Tür. Stephan drehte Dampfwalze auf den Rücken. Keine Bewegung, kein Laut kam von dem Muskelprotz. Da faßte er ihn an den Armen, hob sie hoch und schlenkerte sie, wie ein Masseur.
    Endlich: Dampfwalze tat einen tiefen Atemzug und brummte: „Mann!“
    „So geht das, wenn wir gegeneinander sind!“ sagte Stephan, und es kam ihm wie eine dumme Entschuldigung vor. Er ließ ihn los, drückte sich rückwärts wieder hinaus, ruderte durch die Mädchen, zurück in den Nordflügel, rannte zum Portal hinaus, über die Freitreppe und den Burghof hinunter zur Folterkammer. Mit dem Fuß stieß er den „Piesel“ weg, drehte den Schlüssel um und drückte die schwere Tür auf. Drinnen lagen und kauerten sieben übernächtige Gestalten. Eine unmittelbar vor ihm auf der Streckbank: Ottokar.
    „Kommt zum Frühstück!“ sagte Stephan, dreht sich um und ging zurück.
    Jetzt stand die Tür zum Rittersaal offen. In Schlafanzügen oder Trainingsanzügen, jeder mit seiner Zahnbürste in der Hand, kamen die Ritter herüber und wurden von den Mädchen stürmisch begrüßt.
    Stephan sah dem Treiben zu. So hatte er sich’s vorgestellt. Zum erstenmal war Gemeinsamkeit, ja Zusammengehörigkeit zu spüren. Er empfand das um so deutlicher, als niemand ihn in seinen Gedanken störte. Fast unbemerkt ging er an den Rittern und Mädchen vorbei. Bei der kleinen Treppe stand Dampfwalze mit Ingrid, Sophie und Elke, die auf ihn einredeten, während er seine Muskeln schüttelte. Auch hier kam er vorbei, ohne daß jemand Notiz von ihm nahm.
    Ich bin anscheinend schon geflogen! dachte er und wollte gerade die Treppe hochspringen, da traf ihn ein Tritt, sauber gezielt, und er stolperte.
    „Du Flasche!“ polterte Dampfwalze, als Stephan sich umdrehte. „Mann, da
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