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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
Autoren: Ueberreuter
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reagierte und eher sterben würde, als aufzugeben. Wie ein verwundetes Tier kroch er durch den Schnee, bis er nicht mehr konnte und erschöpft liegen blieb. Er sank schluchzend mit dem Gesicht in den Schnee.
    Julie hielt den Schlitten an. »Wir wissen, was damals am Mount McKinley passiert ist«, rief sie ihm zu. »Nick Harmon hat Ihren Vater ermordet! Wir haben den Beweis, Scott. Ich habe das Tagebuch Ihres Vaters gefunden.«
    »Tagebuch?« Das Schluchzen verstummte, und er hob den Kopf.
    Julie zögerte Scott die ganze Wahrheit schonungslos zu berichten, vor allem da er sichtlich geschwächt war. Wie würde er darauf reagieren? Dass er unberechenbar handeln konnte, hatte sie schon erlebt. Dennoch spürte Julie, dass er ein Anrecht auf die Wahrheit hatte, vor allem, nachdem er sein Leben riskiert hatte, um sie zu erfahren. »Es lag bei seinem … bei seinen Überresten. Wir haben sein … sein Skelett in einer Höhle gefunden. Das Tagebuch lag daneben. Harmon hat ihn nicht am Berg, sondern erst nach dem Abstieg erschossen. Und dann hat er seine Leiche in der Höhle versteckt. Josh und ich sind durch Zufall drauf gestoßen, als wir nach Ihnen gesucht haben. Jetzt gibt es einen Beweis für den Mord, Scott. In seinem Schädel war ein Kugelloch. Harmon hat ihn erschossen.«
    Scott brauchte einige Zeit, um die Nachricht zu verdauen. Wie in Zeitlupe stemmte er sich vom Boden hoch und fiel noch einmal hin, bevor er sein Gleichgewicht erlangte und mit ungläubiger Miene auf sie zustapfte. »Er hat … er hat ihn erst nach dem Abstieg erschossen? Ich dachte, er hätte es in der Wand getan, und mein Vater … mein Vater wäre abgestürzt. Auf das Gletschereis.«
    »Dort wären Sie sowieso nicht hingekommen, Scott! Auf dem Gletschereis kommen nur erfahrene Bergsteiger voran.« Sie kramte die Thermoskanne mit dem heißen Tee aus ihrem Vorratsbeutel und reichte sie ihm. Während er trank, holte sie seinen Backpack und wuchtete ihn auf den Schlitten. »Sie waren sehr leichtsinnig, Scott. Das hätte auch ins Auge gehen können. Warum haben Sie denn nichts gesagt? Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Die Polizei?« Er lachte. »Die hat doch schon damals nichts getan! Alle glaubten, mein Vater wäre abgestürzt, und Harmon hätte alles darangesetzt, ihn zu retten. Harmon ist ein großartiger Lügner. Er ließ sich jahrelang als unerschrockenen Helden feiern, obwohl er ohne meinen Vater niemals den Gipfel erreicht hätte …« Er stutzte. »War … war mein Vater denn auch oben?«
    Julie legte eine Hand auf seine Schulter. »Die Ranger haben das Tagebuch, Scott, da steht alles drin. Er war mit Harmon auf dem Gipfel. Und er war sehr glücklich dort oben. Die Aussicht … sie muss einfach großartig gewesen sein. Aber misstrauisch war er schon damals. Er schreibt, dass Harmon sich seltsam benommen habe, als wäre er eifersüchtig auf ihn gewesen, und ein paar Seiten weiter denkt er sogar darüber nach, wie weit Harmon gehen würde, um den Ruhm für sich allein zu haben. Er hat seinen Tod geahnt.«
    »Dann hat Harmon alle gemeinsamen Fotos vernichtet«, sagte Scott. »Es existiert wohl nur das eine Foto, das Harmon angeblich mit einem Selbstauslöser von sich gemacht hat. Auch ich habe seine Version lange geglaubt, bis ich vor einigen Wochen ein Fernsehinterview mit ihm gesehen habe. ›Alte Helden‹ oder so ähnlich hieß die Sendung. Als sie die Bilder vom Mount McKinley zeigten, kamen die ganzen Erinnerungen zurück, und als er meinen Vater kaum erwähnte, wurde ich misstrauisch, und mir wurde auf einmal klar, dass Nick Harmon beim Unfall meines Vaters nachgeholfen haben könnte. Ich wollte unbedingt seine Leiche finden, um einen Beweis gegen Harmon zu haben.«
    »Den haben Sie jetzt, Scott.« Julie kramte eine Decke aus ihrem Vorratsbeutel und legte sie auf die Ladefläche ihres Schlittens. »Machen Sie sich’s bequem. Ich bringe Sie zurück. Die Ranger sind schon dabei, den Leichnam Ihres Vaters zu bergen. Man wird Harmon verurteilen. Die Hubschrauber suchen bereits nach ihm, und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn …«
    »Nick Harmon ist hier?«, schnitt er ihr das Wort ab.
    Julie starrte ihn an. »Das wussten Sie nicht?«
    »Ich dachte, die Hubschrauber suchen nach mir! Woher wusste Harmon denn, dass ich am Mount McKinley bin? Ich habe doch gar nichts gesagt? Das heißt …« Er ließ sich auf den Schlitten fallen. »Nach der Sendung hat mich ein Redakteur angerufen und mich über meinen Vater ausgefragt, und ich
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