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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
Autoren: Ueberreuter
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Arm aus. »Gib mir deine Hand«, rief sie ihm zu, »ich ziehe dich hoch! Wenn du deine Stiefel fest in den Schnee rammst, kann gar nichts passieren!«
    »Das … das haut nicht hin! Du bist … bist ein Mädchen!«
    »Red nicht so ’n Quatsch und hilf mir! Hab keine Angst … es sind nur zwei, drei Schritte. Der Schnee ist fest genug! Das schaffst du doch locker!«
    Der junge Mann war anscheinend immer noch geschockt und brauchte eine ganze Weile, bis er seine linke Hand von dem Felsen nahm und sie ihr entgegenstreckte. Sie griff danach und zog ihn nach oben, konnte ihn kaum noch halten, als er endlich seine Beine bewegte und ihr half, ihn über die Böschung zu ziehen. Sie landeten beide im Schnee und blieben erschöpft liegen.
    »War nicht meine Schuld«, rechtfertigte er sich, »mir passiert so was nicht. Muss wohl ein Elch in der Nähe gewesen sein, der die Hunde beunruhigt hat. Bandit hat eine Heidenangst vor Elchen. Bandit ist mein Leithund. Er rannte plötzlich nach rechts, und wenn ich den Schlitten kurz vor dem Sturz nicht angeschoben hätte, wären die Hunde wohl auch über die Böschung gegangen.« Er drehte sich zu ihr um und lächelte etwas gequält. »Ich bin Josh Alexander. Danke, dass du mir geholfen hast.«
    »Julie Wilson«, antwortete sie. »Den Hunden und dem Schlitten ist nichts passiert. Sie warten unten auf dem Trail.« Sie stemmte sich vom Boden hoch und klopfte sich den Schnee vom Parka, anschließend half sie ihm auf die Beine. Sie blickte an ihm vorbei auf die Spuren im Schnee. »Den Trail kenne ich. Die Kurve ist besonders gefährlich, da wäre ich auch beinahe mal über Bord gegangen.« Sie blickte ihn fragend an. »Du bist doch nicht verletzt?«
    Er lächelte. »Nur ein paar blaue Flecken … nicht der Rede wert.«
    »Na, dann …«
    Sie betrachtete Josh genauer. Er war ziemlich attraktiv, das musste sie zugeben. Ungefähr ihr Alter, sportliche Figur, die auch sein Parka nicht verdecken konnte, ein etwas zu kantiges Gesicht mit energischem Kinn, und warme Augen, ob braun oder blau ließ sich in dem Halbdunkel nicht erkennen. Der helle Parka passte nicht zu ihm, an seiner Stelle hätte sie sich einen dunkelroten oder blauen zugelegt, aber was ging sie das an? Sie würde ihn vermutlich sowieso nicht wiedersehen. Außerdem erinnerte er Julie zu sehr an den Captain des Eishockeyteams an ihrem College, mit dem sie zum Abschlussball gegangen war. Der war wahnsinnig von sich selbst überzeugt und hielt sich auch für etwas Besseres, nur weil er ein paar Tore mehr als die anderen schoss. Sie zweifelte nämlich an Joshs Geschichte, dass er von einem Elch aus der Spur gebracht worden war. Elche blieben lieber in den Tälern und an den Flussufern. Wahrscheinlicher war, dass er die Kurve zu schnell angegangen und deshalb vom Schlitten gestürzt war. Aber das hätten wohl die wenigsten Männer zugegeben, schon gar nicht gegenüber einer Frau. Schlimm genug, dass Frauen das Iditarod gewannen, das legendäre Hundeschlittenrennen über tausend Meilen von Anchorage nach Nome.
    Sie kehrten zu ihren Schlitten zurück. Inzwischen war die letzte Helligkeit verschwunden, und ein samtschwarzer Himmel wölbte sich über dem Trail. Nur wenige Wolken waren zu sehen, ein sicheres Zeichen dafür, dass eine kalte Nacht bevorstand. Der Wind rauschte leise in den Baumkronen. Der Trail verlief in einiger Entfernung parallel zur asphaltierten Straße nach Chena Hot Springs, doch um diese Jahreszeit gab es kaum Touristen, und es waren nur wenige Autos unterwegs. Die Stille war fast zu greifen und wurde erst durch das laute Jaulen der Huskys gestört, die sich über ihr Kommen freuten.
    Julie begrüßte ihre Hunde mit ein paar freundlichen Worten und sah Josh zu, der sich ebenfalls zu seinem Leithund hinabbeugte und ihn ausgiebig zwischen den Ohren kraulte. Er mochte ein wenig eingebildet sein und sie vielleicht sogar beschwindelt haben, aber was machte das schon, wenn man so ausdrucksvolle Augen wie er besaß. Sie waren braun, glaubte sie inzwischen. »Treue Hundeaugen«, hätte ihre Freundin Brandy wohl gesagt. Brandy hielt sich für eine Expertin, was Männer betraf, obwohl sie keinen Freund länger als ein paar Wochen halten konnte und ständig Ärger mit ihren Lovern hatte.
    Josh drehte sich zu ihr um. Jetzt war wieder dieser leicht überhebliche Ausdruck in seinen Augen, und ihr Herz klopfte wesentlich langsamer. Er deutete auf ihre Hunde. »Ein gutes Gespann. Trainierst du für ein Rennen?«
    Sie schüttelte
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