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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
Autoren: Ueberreuter
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auch wenig Gelegenheit.«
    Jacobsen lächelte, und für einen Moment verschwand sogar die Entschlossenheit aus seinen Augen. »Die Frauen in Chicago sind auch nicht gerade zimperlich, weder im Büro noch im Einkaufscenter, aber wenn es um Sport geht, klettern sie auf Laufbänder oder Ergometer oder joggen am See entlang. Mit Hundeschlitten haben die wenig im Sinn. Obwohl wir Schnee genug hätten.«
    »Fitnesscenter brauchen wir hier nicht«, erwiderte Julie, »wir haben Natur genug. Jedes Mal, wenn ich mit meinen Hunden losziehe, denke ich, wir sind im Paradies gelandet. Wer hier nicht vor die Tür geht, ist selbst schuld.«
    »Bei vierzig Grad minus?«
    »So kalt wird es nur an wenigen Tagen. Im Winter sind es meist zwischen zwanzig und dreißig Grad minus, aber wenn man sich richtig anzieht, können die einem wenig anhaben. Ich bin auch im Winter die meiste Zeit draußen.«
    Er nahm einen Schluck von seiner Limonade und blickte sie forschend an. Plötzlich war auch wieder dieser seltsame Ausdruck in seinen Augen, als würde er von irgendetwas getrieben. Um seinen Mund zuckte es nervös. »Ist es eigentlich schwer, auf Schneeschuhen zu laufen?«, fragte er unvermittelt.
    »Ein wenig Übung braucht man dazu schon«, antwortete sie. »Das ist so wie beim Radfahren. Ein paarmal fällt jeder hin, bevor es einigermaßen klappt.« Sie wusste nicht so recht, was sie von dem Mann halten sollte. »Sind Sie deswegen nach Alaska gekommen? Um auf Schneeschuhen zu laufen?«
    Er lächelte wieder. »Langlaufen kann ich nicht, mit einem Hundeschlitten kann ich auch nicht umgehen, und Snowmobile sind im Nationalpark nicht erlaubt, also werde ich mir wohl oder übel Schneeschuhe anschnallen müssen, wenn ich den Mount McKinley aus der Nähe sehen will. Ich habe mich für eine Schneeschuhwanderung angemeldet, am kommenden Wochenende.«
    »Sie wollen nach Denali?« Elizabeth war mit dem Eintopf im Zimmer erschienen und hatte die Antwort von Jacobsen mitbekommen. »Dann wird Ihnen wohl Julie das Schneeschuhlaufen beibringen. Sie fängt morgen als Rangerin in Denali an.« Sie stellte die Schüssel mit dem Eintopf auf den Tisch. »So, und jetzt setzen Sie sich bitte! Es gibt Elcheintopf mit Kartoffeln.«
    Jacobsen staunte. »Sie arbeiten als Rangerin? Am Mount McKinley?«
    »Wir nennen ihn Denali«, verbesserte ihn Julie, während sie sich setzte, »wie die Indianer. Sogar den Nationalpark haben sie umbenannt, schließlich gehörte das ganze Land mal den Indianern.« Sie schob ihm die Schüssel hin. »Ich mache ein Praktikum im Park. Ob ich dauerhaft dort arbeiten kann, wird sich noch klären. Denali ist ein begehrter Park, da wollen viele Ranger hin.«
    »Kommt man auf der Wanderung nahe an den Berg ran?«
    Julie wartete, bis sich Elizabeth genommen hatte, und griff nach der Schüssel. »So richtig nahe kommen nur Bergsteiger an den Denali ran«, erklärte sie, »und auch die tun sich schwer. Der Berg mag nicht so hoch wie der Mount Everest sein, aber er kommt einem wesentlich größer vor, sagen die Bergsteiger, die am Himalaya gewesen sind, weil er wie ein einsamer Riese über der Alaska Range thront. ›Wie ein König im weißen Mantel‹, hat mal jemand geschrieben. Das Wetter dort oben ist unberechenbar, und selbst unterhalb des Berges wechselt es so schnell, dass man sogar im Sommer jederzeit von einem Schneesturm überrascht werden kann. Dann bleibt wenig Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen.« Sie kam sich plötzlich wie eine Lehrmeisterin vor. »Nein, auf einer Wanderung halten wir Abstand zum Berg. Viel wichtiger ist, ob man ihn überhaupt sehen kann. Zurzeit sieht das Wetter gut aus.«
    »Und bleibt hoffentlich so bis Samstag.« Er aß von dem Eintopf und nickte der Wirtin anerkennend zu, wandte sich aber gleich wieder an Julie. »Ich habe gelesen, die Wickersham Wall wäre die schwierigste Route auf den Berg.«
    Julie kaute genüsslich. »Sie haben sich gut informiert, Mister Jacobsen. Ich habe in letzter Zeit auch viel über den Berg gelesen. Die Nordroute über die Wickersham Wall ist tatsächlich am gefährlichsten. Dort sind schon etliche Bergsteiger gescheitert, und manche sind in der Wand sogar tödlich verunglückt. Aber keine Angst, auf der Wanderung kommen Sie der Wand nicht allzu nahe. Auch ich habe sie nur einmal aus einem Hubschrauber gesehen.«
    »Dann bin ich beruhigt«, erwiderte Jacobsen. Sein Lächeln wirkte diesmal aufgesetzt, als würde er Julie nur etwas vormachen, und sie fragte sich unwillkürlich, was
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