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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
Autoren: Ueberreuter
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einen Mann aus Chicago so am Mount McKinley interessierte. Hatte er geglaubt, die Wanderung würde auf den Gipfel führen? So naiv konnte er doch nicht sein, obwohl sie erst kürzlich einen Film über den Mount Everest gesehen hatte. Inzwischen stiegen sogar blutige Anfänger auf den Berg, auch weil Veranstalter mit dem falschen Ehrgeiz dieser Leute ihre Geschäfte machten, und im Fernsehen wurde alle paar Monate über den Tod eines dieser leichtsinnigen Abenteurers berichtet. Am Mount McKinley sorgten die Ranger dafür, dass nur erfahrene Bergsteiger auf den Gipfel stiegen.
    »Warum interessieren Sie sich so für den Berg?«, fragte sie.
    »Ich?« Die Frage schien ihn zu verwirren. »Ich hab mich schon immer für die Berge interessiert. Bevor meine Eltern nach Chicago zogen, wohnten sie in Montana an der kanadischen Grenze. Da gab es einige Berge, an denen man sich beweisen konnte. Mein Vater war ein begeisterter Bergsteiger, keiner, der sich an einen Achttausender wagte, aber auch kein Leichtgewicht. Leider kam er später bei einem Unfall ums Leben. Seitdem arbeite ich mich durch seine Bibliothek. Bei meiner Mutter stehen über hundert Bergsteigerbücher in den Regalen. Die Bücher über Alaska haben mir besonders gefallen. Der Mount McKinley wäre der gewaltigste Berg der Erde, steht in einem der Bücher, deshalb wollte ich ihn unbedingt aus der Nähe betrachten.«
    Nach dem Essen rettete sich Julie, indem sie der Wirtin beim Abräumen half, und atmete erleichtert auf, als Jacobsen sich verabschiedete und in seinem Zimmer verschwand. »Ich dachte schon, der hört gar nicht mehr auf«, sagte sie leise. »Der klingt ja fast so, als wollte er den Denali besteigen. Das fehlte uns noch … ein Greenhorn aus Chicago, der sich in den Bergen verirrt. Bin ich froh, dass ich auf der Wanderung nicht dabei bin. Um Kindermädchen für so einen zu spielen, hab ich mich bestimmt nicht zu den Rangern gemeldet. Da bleibe ich lieber im Tal und kümmere mich um die Huskys.«
    Um vier Uhr früh brach Julie auf. Sie stellte den Koffer mit den wenigen Habseligkeiten, die sie bei den Rangern brauchte, und die Plastikwanne mit den Lebensmitteln auf den Beifahrersitz ihres Pick-ups und blieb überrascht stehen, als Elizabeth im Morgenmantel aus ihrem Schlafzimmer kam und ihr eine Schachtel Pralinen und einen Umschlag in die Hand drückte. »Ich hab deinen Lohn nach oben aufgerundet, falls dich die Ranger an der kurzen Leine halten. Und die Pralinen sind aus der Schweiz … was ganz Besonderes.«
    »Sie waren sehr gut zu mir, Elizabeth.« Julie umarmte die Wirtin und bedankte sich noch einmal, dann verließ sie das Haus und band ihre Huskys los. Sie warteten bereits ungeduldig, spürten natürlich, dass heute ein ganz besonderer Tag war, auch für sie. Julie lud einen Hund nach dem anderen in die vergitterten Verschläge, die auf die Ladefläche ihres Pick-ups geschraubt waren und ihn wie einen Camper aussehen ließen, nur dass in dem Aufbau keine Menschen, sondern Tiere wohnten. Den Huskys machten die engen Verschläge nichts aus. Sie wussten ganz genau, dass Julie sie bald wieder herauslassen würde und in der Freiheit eine besondere Belohnung auf sie wartete. Den Schlitten hatte Julie bereits am Abend auf den Aufbau geschnallt.
    Auf der Straße nach Fairbanks begegnete sie keinem einzigen Wagen. Über Nacht waren einige dunkle Wolken aufgezogen, und es hatte leicht zu schneien begonnen, eher ein Vorteil für Julie, weil die Reifen ihres Pick-ups besseren Halt auf der ansonsten sehr glatten Straße fanden. Das Licht der Scheinwerfer spiegelte sich auf dem Schnee und vermischte sich mit dem blassen Licht des Vollmonds, der sich zwischen zwei Wolken geschoben hatte. Julie hatte kein Radio laufen, sie gehörte nicht zu denen, die ständig berieselt werden mussten, und konzentrierte sich lieber auf das Knarren der Scheibenwischer, das dumpfe Geräusch, das die Reifen im Neuschnee verursachten, und das Jaulen ihrer Huskys, die spürten, dass ein Ortswechsel bevorstand.
    Auch Fairbanks lag noch wie ausgestorben unter dem nächtlichen Himmel. Die Straßenlampen bildeten helle Tupfer in dem Schneetreiben und ließen die Flocken wie glitzerndes Konfetti aussehen, und selbst auf dem breiten Highway waren nur vereinzelte Wagen zu sehen. Ein Räumfahrzeug kam ihr entgegen und schleuderte nassen Schnee gegen ihre Windschutzscheibe, traf wohl auch einige der Hunde, ohne dass sich einer der Huskys beklagte. Die Scheibenwischer brauchten einige Takte,
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