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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
Autoren: Ueberreuter
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darfst du bestimmt bleiben. So eine wie dich brauchen wir.«
    Das Kompliment bedeutete Julie beinahe mehr als ein schriftliches Lob ihres Chefs. Auch wenn es schon etliche weibliche Superintendents und Ranger gab und die Vorurteile gegenüber weiblichen Rangern so gut wie abgebaut waren, fiel es manchen Machos noch immer schwer, Frauen im National Park Service zu akzeptieren. Im Denali National Park waren Männer dieser Art anscheinend in der Minderheit. »Ich hatte trotzdem Angst, als Harmon uns auf seinem Snowmobil entgegenkam«, räumte sie ein. »Der Mistkerl hätte uns sicher ohne zu zögern umgebracht.«
    Im Vorraum des Verwaltungsgebäudes wartete der Superintendent bereits. Auch die anderen Ranger, die während des Winters in den Park Headquarters stationiert waren, hatten sich versammelt, hielten Pappbecher in den Händen und unterhielten sich leise. Die Heizung im Gebäude lief auf vollen Touren.
    »Guten Morgen«, begrüßte Superintendent Green die anwesenden Ranger. Er war wie immer korrekt gekleidet und strahlte die Ruhe eines Mannes aus, der alles im Griff hatte. »Wie Sie alle wissen, stehen die Kollegen von Search & Rescue und Law Enforcement gerade vor einer großen Herausforderung. Bevor ich Sie kurz über die neuesten Entwicklungen informiere, möchte ich aber Ranger Julie Wilson, unserer neuen Praktikantin, ein großes Lob aussprechen. Sie hat in den Bergen außergewönlichen Mut bewiesen und einer Wanderin, die in eine Felsspalte gefallen war, das Leben gerettet. Wir haben leider keine Orden zu verteilen, Ranger Wilson, ich hoffe jedoch, dass Sie sich über unseren Beifall genauso freuen.« Alle Ranger klatschten und lächelten ihr zu.
    Julie errötete vor Verlegenheit und bedankte sich mit einem Kopfnicken. Sie hatte dieses öffentliche Lob nicht erwartet und freute sich sehr darüber, vor allem, weil es vielleicht im offiziellen Bericht auftauchte und ihr helfen würde, einen Dauerjob zu ergattern.
    »Vor einigen Minuten habe ich mit dem Krankenhaus telefoniert«, fuhr der Superintendent fort. »Carol … Ranger Schneider geht es schon sehr viel besser. Noch heute Morgen wird sie von der Intensivstation in ein normales Zimmer verlegt. In drei oder vier Tagen darf sie nach Hause. Der Wanderer mit der Schusswunde wird schon morgen entlassen. Er hat eingeräumt, den Schuss durch seinen Leichtsinn selbst verschuldet zu haben. Ranger Schneider hatte ihn davor gewarnt, in das Tal mit den Felsenhöhlen vorzudringen.«
    Der Superintendent legte eine kurze Pause ein und fuhr dann mit ernster Miene fort: »Leider ist es den Kollegen bisher weder gelungen, Nick Harmon festzunehmen, noch den vermissten Scott Jacobsen ausfindig zu machen. Search & Rescue vermutet, dass sich Harmon in den zerklüfteten Ausläufern des Mount McKinley versteckt oder sogar auf den Gletscher geflohen ist. Dort müsste er auf sein Snowmobil verzichten, dass er inzwischen wohl versteckt hat, weil ihn der Motorenlärm verraten könnte. Selbst mit den Suchscheinwerfern der Hubschrauber fällt es unseren Leuten sehr schwer, den Flüchtigen in der Dunkelheit auszumachen. Vielleicht haben wir nach Sonnenaufgang mehr Glück, obwohl das Wetter nicht so aussieht, als würden wir heute einen Sonnenstrahl sehen. Ich befürchte eher, wir bekommen einen neuen Sturm, vielleicht sogar einen Blizzard, und dann wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Suche vorerst einzustellen, und das wäre fatal.«
    »Was ist mit Scott Jacobsen?«, fragte eine Rangerin. »Hatten Sie gestern Abend nicht angedeutet, er könnte sich in unserer neuen Hütte aufhalten?«
    »Dort ist er nicht«, antwortete der Superintendent, »unsere Leute haben nachgesehen und die nähere Umgebung abgesucht. Wenn er in der Hütte gewesen ist, hat er sie noch während des Schneetreibens verlassen, sonst hätten wir seine Spuren gefunden. Mehr kann ich Ihnen zurzeit leider nicht sagen.«
    Nach der Ansprache holte Julie einen Eimer mit lauwarmem Wasser und ging zu den Hundezwingern. Schon von Weitem hörte sie das aufgeregte Bellen und Jaulen ihrer Huskys. »Hey, Chuck!«, rief sie, als sie die Senke mit dem Schuppen und den Hütten erreichte. »Hast du mich schon vermisst? Was ist mit euch, Bronco, Apache, Curly, Blacky, Nanuk?« Wie immer, wenn sie die Hunde länger nicht gesehen hatte, zählte sie alle Namen auf. »Ich hoffe, ihr seid gesund und munter. Hunger habt ihr doch sowieso, hab ich recht?«
    Natürlich hatten sie Hunger, aber zuerst musste sie den Eimer
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