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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Ostküste.« Sie hatte keine Lust, darüber zu reden oder auch nur daran zu denken. »Wer macht die Getränke?«
    »Die Bedienungen. Wenn wir total im Stress sind, darfst du auch zapfen. Wir servieren auch Wein und Bier. Aber wer trinken will, geht eher rüber ins Clancy’s. Das war’s im Großen und Ganzen. Wenn du sonst noch was wissen willst – sag einfach Bescheid. Ich muss eindecken, sonst bekomm ich Ärger mit Joanie. Willkommen an Bord.«
    »Danke.«
    Reece ging in die Küche und band sich eine Schürze um.
    Ein stabiles, großes Felsplateau, sagte sie sich. Ein guter Ort, um kurz zu verschnaufen, bevor es Zeit war weiterzuziehen.

2
     
    Linda-Gail hatte Recht, es war in der Tat viel los. Einheimische, Touristen, Wanderer und eine Gruppe vom nahegelegenen Campingplatz, die sich eine Mahlzeit im Warmen wünschte. Joanie und sie wechselten kaum ein Wort, während die Fritteusen dampften und der Grill fauchte.
    Irgendwann setzte Joanie Reece eine Schale vor die Nase.
    »Iss das.«
    »Oh danke, aber …«
    »Hast du was gegen meine Suppe?«
    »Nein.«
    »Dann setz dich an den Tresen und iss. Im Moment ist es gerade etwas ruhiger, und du hast eine Pause verdient. Ich setz sie dir auf die Rechnung.«
    »Gut, danke.« Jetzt, wo sie zum ersten Mal ans Essen statt an die Zubereitung dachte, merkte sie plötzlich, was für einen Riesenhunger sie hatte. Ein gutes Zeichen, beschloss Reece, und setzte sich an das eine Ende des Tresens.
    Auf diese Weise konnte sie das ganze Diner und die Tür im Blick behalten.
    Linda-Gail schob ihr einen Teller mit Sauerteigbrot und Butter hin. »Joanie sagt, du brauchst Kohlenhydrate. Möchtest du einen Tee dazu?«
    »Gern. Aber ich kann ihn mir auch selbst holen.«
    »Jetzt bin ich dran. Du bist ganz schön flott«, fügte sie hinzu, als sie mit einer Tasse zurückkehrte. Nach einem vorsichtigen Blick über ihre Schulter beugte sie sich grinsend vor. »Flotter als Joanie. Und du richtest das Essen sehr hübsch an. Einigen Gästen ist das schon aufgefallen.«
    »Oh.« Sie brauchte weder Komplimente noch unerwünschte Aufmerksamkeit. Nur ein Gehalt. »Ich hatte nicht die Absicht, irgendetwas zu verändern.«
    »Niemand hat sich beschwert.« Linda-Gail warf den Kopf zurück und lächelte, sodass ihre Grübchen zum Vorschein kamen. »Du bist ganz schön empfindlich, was?«
    »Kann schon sein.« Reece löffelte ihre Suppe, die angenehm scharf war. »Kein Wunder, dass es hier so zugeht. Diese Suppe kann locker mit einer aus dem Fünf-Sterne-Restaurant konkurrieren.«
    Linda-Gail warf wieder einen kurzen Blick in die Küche, um sich zu vergewissern, dass Joanie beschäftigt war. »Einige hier haben gewettet. Bebe denkt, dass du Probleme mit dem Gesetz hast – wahrscheinlich, weil sie den ganzen Tag fernsieht.
    Juanita glaubt, du seist auf der Flucht vor deinem gewalttätigen Ehemann. Und Matthew, der gerade mal siebzehn ist, denkt nur an Sex. Ich persönlich glaube ja, dass dir jemand an der Ostküste das Herz gebrochen hat. Und, wer von uns hat den Nagel auf den Kopf getroffen?«
    »Keiner, ich muss euch enttäuschen.« Die Vorstellung, dass die anderen über sie tratschten, war ihr unangenehm. Aber dann fiel ihr wieder ein, dass sich in jedem Restaurant kleine Dramen abspielen und viel geklatscht wird. »Ich weiß bloß nicht, was ich mit mir anfangen soll, und bin eine Weile unterwegs.«
    »Stille Wasser sind tief«, sagte Linda-Gail und schüttelte den Kopf. »Meiner Meinung nach hast du unglaublichen Liebeskummer. Apropos: Da kommt der absolute Herzensbrecher – groß, dunkelhaarig und gut aussehend.«
    Groß stimmte, dachte Reece, die Linda-Gails Blick folgte. Bestimmt an die 1 Meter 85. Dunkel passte auch, bei dem zerstrubbelten rabenschwarzen Haar und dem olivbraunen Teint. Aber gut aussehend?
    Für sie war das gleichbedeutend mit geschniegelt oder elegant, aber der hier war weder das eine noch das andere. Sein Dreitagebart in dem markanten Gesicht verlieh ihm etwas Raubeiniges, Schroffes, was zu dem harten Zug um Mund und Augen passte, die sofort das ganze Lokal abcheckten. Die abgenutzte Lederjacke, die verwaschenen Jeans und die abgetretenen Stiefel waren das Gegenteil von elegant.
    Kein Cowboytyp, entschied sie, aber einer, der draußen in der Wildnis gut zurechtzukommen schien. Er war muskulös und wirkte irgendwie verwegen.
    »Das ist Brody«, sagte Lina-Gail mit gedämpfter Stimme. »Ein Schriftsteller.«
    »Ach ja?« Sie entspannte sich ein wenig. So, wie er sich benahm
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