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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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schaute sie schon wieder weg. Doch bevor sie sich wieder dem Grill zuwandte, ging die Tür auf, und sie begann derart unerwartet zu strahlen, dass Brody wie geblendet war. Sie wirkte wie ausgewechselt, heiterer, gelöster, und er sah, dass sich hinter der Fassade zerbrechlicher Schönheit noch mehr zu verbergen schien.
    Als er nachsah, wer dieses Strahlen auf ihr Gesicht gezaubert hatte, entdeckte er Mac Drubber, der ihr freundlich zuwinkte.
    Vielleicht hatte er sich ja getäuscht und sie war doch mit einem Einheimischen verwandt.
    Mac setzte sich in die Nische gegenüber. »Wie läuft’s denn so?«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Ich hab einen Mordshunger auf irgendwas, was ich mir nicht selbst kochen muss. Was kannst du mir heute empfehlen?« Er machte eine kurze Pause, zog die Augenbrauen hoch und sagte: »Von der neuen Köchin mal abgesehen?«
    »Ich hab die Koteletts bestellt. Du kommst doch sonst nie Samstagabends hier her, Mac. Du bist ein Gewohnheitstier und das bedeutet Mittwoch, wenn Spaghetti-Tag ist.«
    »Ich hatte einfach keine Lust, mir eine Dose aufzumachen. Außerdem wollte ich sehen, wie das Mädel sich hier macht. Die kam heute mit einem kaputten Kühlerschlauch angetuckert.«
    Man musste höchstens fünf Minuten lang warten, dachte Brody, und schon wusste man über alles Bescheid. »Ach ja?«
    »Und jetzt arbeitet sie hier. So wie die strahlt, könnte man meinen, sie hätte das große Los gezogen. Sie stammt von der Ostküste. Boston. Sie hat sich im Hotel eingemietet und heißt Reece Gilmore.«
    Er hielt kurz inne, als Linda-Gail mit Brodys Essen ankam.
    »Hallo, Mr. Drubber. Wie geht’s? Was darf ich Ihnen heute Abend bringen?«
    Mac beugte sich vor, um Brodys Teller näher in Augenschein zu nehmen. »Das sieht verdammt gut aus.«
    »Die neue Köchin ist wirklich prima. Sagen Sie mir Bescheid, wie Ihnen die Koteletts schmecken, Brody. Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«
    »Noch ein Bier.«
    »Kommt sofort. Mr. Drubber?«
    »Ich nehm eine Cola, Schätzchen, und dasselbe, was mein Freund da gerade isst. Diese Koteletts sehen wirklich passabel aus.«
    Und ob, dachte Brody, außerdem gab es dazu noch eine großzügige Portion Kartoffelgratin und Limabohnen. Das Essen war liebevoll auf dem schlichten weißen Teller arrangiert worden – im Gegensatz zu den willkürlich aufgetürmten Essensbergen, die Joanie sonst servierte.
    »Ich hab dich neulich mit dem Boot draußen gesehen«, bemerkte Mac. »Irgendwas gefangen?«
    »Ich war nicht angeln.« Er schnitt ein Stück von dem Kotelett ab und probierte.
    »Das ist auch so was Merkwürdiges an dir, Brody. Du fährst ab und an auf den See raus, aber du angelst nicht. Du gehst ab und an in die Wälder, aber du jagst nicht.«
    »Wen ich was fangen oder schießen würde, müsste ich es zubereiten.«
    »Stimmt. Na und?«
    »Schmeckt gut.« Brody schnitt ein weiteres Stück Fleisch ab. »Verdammt gut.«
    Da Mac Drubber zu den wenigen gehörte, mit denen Brody gern mal einen Abend verbrachte, ließ er sich Zeit mit seinem Kaffee, während Mac noch sein Essen in sich hineinschaufelte. »Die Bohnen schmecken anders. Aufregender. Ich würde sogar sagen, besser. Aber wenn du das weitererzählst und Joanie davon erfährt, werde ich dich einen stinkenden Lügner nennen.«
    »Sie wohnt im Hotel, wahrscheinlich wird sie nicht lange bleiben.«
    »Sie hat sich für eine Woche eingemietet.« Mac wusste immer ganz genau, was im Ort los war. Ihm gehörte nicht nur der Gemischtwarenladen, sondern er war auch Bürgermeister. Klatsch, so fand er, gehörte einfach zu seinem Job. »Wenn du mich fragst, Brody, das Mädchen hat nicht sehr viel Geld.« Er zeigte mit der Gabel auf Brody, bevor er sie in die letzte Bohne bohrte. »Sie hat den Kühlerschlauch bar bezahlt und das Hotel auch, wie ich gehört habe.«
    Keine Kreditkarten, grübelte Brody und fragte sich, ob die Frau irgendwie untergetaucht war. »Vielleicht will sie keine Spuren hinterlassen.«
    »Du bist vielleicht misstrauisch.« Mac zerrte das letzte bisschen Fleisch vom Knochen. »Und wenn, gibt es bestimmt Gründe dafür. Sie hat ein ehrliches Gesicht.«
    »Und du hast eine romantische Ader. Apropos …« Brody wies mit dem Kinn zur Tür.
    Der Mann, der jetzt hereinkam, trug eine Levi’s und ein Baumwollhemd unter einer schwarzen Wachstuchjacke. Schlangenlederstiefel, ein Sam-Brown-Gürtel und ein steingrauer Stetson vervollständigten das Bild: ein Cowboy, wie er im Buche steht.
    Sandfarbenes, sonnengebleichtes
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