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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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strahlte Reece aus ihrem hübschen Gesicht an. »Das hat er dann auch, aber er war wie ein Jünger auf Crack. Sein Gelaber war unerträglich. Und dann fand er auch noch zum Alkohol, das war’s dann. Tja. Warum setzt du dich nicht direkt an den Tresen. Ich seh mal nach, ob Joanie einen Moment aus der Küche kommen kann. Wie wär’s mit einem Kaffee?«
    »Tee, wenn’s geht.«
    »Kommt sofort.«
    Sie musste den Job ja nicht nehmen, beruhigte sich Reece, während sie auf den verchromten, mit Leder bezogenen Hocker glitt und sich die feuchten Hände an ihrer Jeans abtrocknete. Selbst wenn sie das Angebot bekam, konnte sie immer noch Nein sagen. Sie konnte weiterhin als Zimmermädchen in Hotels arbeiten oder sich nach einer Ferienranch umsehen.
    Die Jukebox wechselte die Platte, und Shania Twain verkündete begeistert: »I Feel Like a Woman!«
    Die Kellnerin klopfte einer kleinen, robusten Frau am Grill auf die Schulter und beugte sich zu ihr. Kurz darauf drehte sich die Frau um, fing Reeces Blick auf und nickte ihr zu. Die Kellnerin kehrte mit einer weißen, mit heißem Wasser gefüllten Tasse zum Tresen zurück, auf deren Untertasse ein Lipton-Teebeutel lag.
    »Joanie kommt gleich. Möchtest du was zu Mittag essen? Heute gibt’s Hackbraten. Mit Kartoffelbrei, grünen Bohnen und Brot.«
    »Nein, danke, der Tee reicht mir.« Mehr würde sie sowieso nicht hinunterbekommen, weil ihr vor lauter Nervosität ganz schlecht war. Panik drohte erneut von ihr Besitz zu ergreifen, sie spürte schon dieses beklemmende Gefühl in der Brust.
    Ich sollte einfach gehen, dachte Reece. Jetzt sofort, zurück zum Wagen und schauen, dass der Kühlerschlauch ausgetauscht wird. Zum Teufel mit den Wegweisern!
    Joanie hatte ihr blondes Haar nachlässig hochgesteckt und sich eine weiße, fettbespritzte Metzgerschürze um die Taille gebunden. Dazu trug sie knöchelhohe rote Converse. Während sie aus der Küche kam, wischte sie sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. Sie musterte Reece mit einem stählernen Blick, ihre Augen waren eher grau als blau.
    »Kannst du kochen?« Ein Raucherhusten ließ die barsche Frage merkwürdig sinnlich klingen.
    »Ja.«
    »Hauptberuflich oder einfach nur, um was in den Magen zu kriegen?«
    »Dasselbe habe ich daheim in Boston gemacht – hauptberuflich.« Nervös riss Reece die Teebeutelverpackung auf. Joanie hatte volle Lippen, fast schon einen Amorbogen, die mit ihrem kühlen Blick kontrastierten. Außerdem bemerkte Reece eine alte, verblasste Narbe, die von ihrem linken Ohr den Kiefer entlang bis zum Kinn führte.
    »Boston.« Wie abwesend stopfte Joanie das Geschirrtuch unter das Schürzenband. »Nicht gerade der nächste Weg.«
    »Nein.«
    »Weiß nicht, ob ich eine Köchin von der Ostküste will, die keine fünf Minuten stillhalten kann.«
    Reece war erst einmal sprachlos. Dann sagte sie mit einem ironischen Lächeln: »Ich weiß, dass ich schrecklich nervös sein kann.«
    »Was willst du hier?«
    »Ich bin unterwegs. Mein Auto ist kaputt gegangen. Ich brauche einen Job.«
    »Irgendwelche Referenzen?«
    Ihr Herz zog sich zusammen, ballte sich schmerzhaft zu einem klebrigen Klumpen. »Ich kann welche besorgen.«
    Joanie rümpfte die Nase und deutete missbilligend in Richtung Küche. »Ab mit dir in die Schürze. Die nächste Bestellung ist ein Steaksandwich, medium, mit gebratenen Zwiebeln, Pilzen, Pommes und Krautsalat. Wenn Dick nicht tot umfällt, nachdem er dein Essen intus hat, hast du den Job.«
    »In Ordnung.« Reece erhob sich von ihrem Barhocker, bemühte sich, langsam und gleichmäßig weiterzuatmen, und ging durch die Schwingtüren am Ende des Tresens.
    Im Gegensatz zu Joanie hatte sie gar nicht bemerkt, dass sie die Teebeutelverpackung in lauter kleine Fetzen zerrissen hatte.
    Die Ausstattung war schlicht, aber effizient. Ein großer Grill, ein Profiherd, Kühlschrank, Gefriertruhe. Stauraum, Spülen, Arbeitsflächen, eine Doppelfritteuse, Dampfabzug. Während sie sich eine Schürze umband, stellte ihr Joanie die benötigten Zutaten hin.
    »Danke.« Reece schrubbte sich die Hände und ging an die Arbeit. Bloß nicht nachdenken, ermahnte sie sich. Locker bleiben. Sie brutzelte das Steak auf dem Grill, während sie Zwiebeln und Pilze klein hackte. Sie gab die vorgeschnittenen Kartoffeln in den Korb der Fritteuse und stellte die Uhr.
    Ihre Hände zitterten nicht, und obwohl sie einen Druck in der Brust spürte, sah sie sich nicht um, ob die Wände bereits näher gerückt waren.
    Sie lauschte auf
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