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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Autoren: Ian Rankin
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hätte Rebus ein paar Worte mit dem Organ Grinder gewechselt, doch in Gegenwart dieses Parkwächters und Gorillas, der lauernd herumstand, war das wohl kaum ratsam. Man konnte ja nie wissen, wie viel ein einohriger Mann mitbekam.
    »Hier, dieses Zeug sollte wohl passen.«
    Das »Zeug« bestand aus Sweatshirt, Joggingshorts, Socken und Turnschuhen … und einem Stirnband. Rebus würde den Teufel tun und ein Stirnband tragen. Doch als Cafferty aus der Kabine trat, hatte er eins um; dazu trug er ein weißes Joggingshirt und blütenweiße Shorts. Während Rebus in der Kabine verschwand, um sich umzuziehen, begann er bereits mit Lockerungsübungen.
    Was, zum Teufel, mache ich hier überhaupt?, fragte er sich. Er hatte sich alles Mögliche vorgestellt, aber nicht das. Im Leben mochte ja manches schmerzvoll sein, doch das hier, daran hatte er keinen Zweifel, würde eine Tortur werden.
    »Wohin?«, fragte er, als sie aus der überheizten Turnhalle hinaus in die kühle Abenddämmerung liefen. Er hatte das Stirnband nicht an. Außerdem trug er das Sweatshirt links herum. Auf der Vorderseite stand nämlich: »Tritt mich, wenn ich stehen bleibe.« Das fand Cafferty wohl witzig.
    »Manchmal laufe ich zum Duddingston Loch und manchmal auf den Arthur’s Seat. Sie dürfen wählen.« Big Ger trabte auf der Stelle.
    »Zum Loch.«
    »Okay«, sagte Big Ger, und sie rannten los.
    In den ersten Minuten beschäftigte Rebus allein die Sorge, ob sein Körper so etwas überhaupt aushalten würde, deshalb bemerkte er zunächst den Wagen nicht, der ihnen folgte. Es war der Jaguar, den der Parkwächter auf einer Geschwindigkeit zwischen null und fünfzehn Stundenkilometer hielt.
    »Erinnern Sie sich noch, wie Sie das letzte Mal gegen mich ausgesagt haben?«, fragte Big Ger. Als Gesprächseröffnung gar nicht so schlecht. Rebus nickte. Sie liefen nebeneinander her, die Bürgersteige waren fast menschenleer. Er fragte sich, ob irgendwelche Undercoverbeamten Fotos davon machten. »Das war drüben in Glasgow.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Nicht schuldig natürlich.« Big Ger grinste. Es sah so aus, als hätte er sich auch die Zähne sanieren lassen. Rebus hatte sie graugrün in Erinnerung. Nun waren sie strahlend weiß überkront. Und sein Haar … war es dichter als früher? Vielleicht so eine Haarimplantation? »Jedenfalls hab ich gehört, dass Sie danach wieder nach London gefahren sind und einen Heidenspaß hatten?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Sie liefen eine Minute lang schweigend. Das Tempo war gar nicht so hoch, aber Rebus hatte überhaupt keine Kondition. Seine Lungen machten sich bereits durch ein heftiges Brennen bemerkbar.
    »Sie werden langsam kahl am Hinterkopf«, bemerkte Cafferty. »Mit einer Haarimplantation kriegt man das wieder hin.«
    Nun war es an Rebus zu grinsen. »Sie wissen verdammt genau, dass ich mich da übel verbrannt hab.«
    »Aye, und ich weiß auch, wer daran schuld war.«
    Zumindest sah Rebus seine Vermutung mit der Haarimplantation bestätigt.
    »Ich wollte übrigens mit Ihnen über ein anderes Feuer reden.«
    »Oh, aye?«
    »Das im Central.«
    »Das Central Hotel?« Rebus stellte zufrieden fest, dass Big Ger mittlerweile die Worte auch nicht mehr so locker über die Lippen kamen. »Das ist ja prähistorisch.«
    »Für mich nicht.«
    »Aber was hab ich damit zu tun?«
    »Zwei von Ihren Männern waren an jenem Abend dort und haben Poker gespielt.«
    Cafferty schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich lasse keine Spieler für mich arbeiten. Das verstößt gegen die Bibel.«
    »Alles, was Sie tun, vom Aufwachen bis zum Einschlafen, verstößt gegen irgendjemandes Bibel, Cafferty.«
    »Bitte, Strawman, nennen Sie mich Mr Cafferty.«
    »Ich nenn Sie, wie ich will.«
    »Und ich nenn Sie Strawman.«
    Der Name tat Rebus in den Ohren weh … jedes Mal. Es war bei einem Prozess in Glasgow gewesen. Der Ankläger hatte versehentlich auf den falschen Notizzettel geguckt und Rebus mit dem einzigen anderen Zeugen, einem Pubwirt namens Stroman, durcheinander gebracht.
    »Also dann, Inspector Stroman …« In diesem Moment hatte Cafferty auf der Anklagebank angefangen zu lachen, und zwar so laut, dass er beinah wegen Missachtung des Gerichts verurteilt worden wäre. Seine Augen hatten Rebus förmlich durchbohrt, während er das Wort, so wie er es gehört hatte, ein letztes Mal mit den Lippen formulierte: Strawman, Strohmann.
    »Wie gesagt«, fuhr Rebus fort, »zwei von Ihren gedungenen Schafsköpfen. Eck und Tarn
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