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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt
Autoren: Petra Richartz
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attraktiver Mann. Das fiel Sara jedes Mal noch auf, wenn sie sich sahen. Er war sportlich, immer leicht gebräunt und mit seinen 33 Jahren ein durchtrainierter Mann. Surfen war sein Leben. Der Ozean war sein Hafen, sein Spielplatz, seine Zuflucht. Die Narbe an seinem Kinn, nur ein schwacher weißer Strich unter seiner Unterlippe, hatte er sich vor 15 Jahren beim Surfen zugezogen, als eine Welle ihn unsanft von seinem Brett wuchtete und dieses gegen sein Kinn hämmerte. Als Anwalt war er gezwungen, unter der Woche im Anzug rumzulaufen. Daher freute er sich umso mehr, dass er in seiner Freizeit nur Jeans, Turnschuhe und T-Shirt tragen durfte. Seine blondbraunen Haare hatte er unter einem Baseball-Cap verdeckt. Das machte er schon, seitdem sie sich kannten - mittlerweile seit 19 Jahren.

    „Daddy, Daddy!“ Noah erspähte seinen Vater und kam angestürmt und sprang ihm auf den Rücken. Seine Knie waren ganz schmutzig. „Na, du kleiner Profi. Hast du es allen gezeigt?“ Matt stand auf, wirbelte Noah durch die Luft und die zwei lachten. Coop sprang wie verrückt an beiden hoch und wollte Noah ein Begrüßungsküsschen geben. Noah hatte letzten Monat seinen 7. Geburtstag gefeiert und war ein richtiger kleiner Prachtkerl. Mit seinen blonden Strubbelhaaren und seinen blauen Augen kam er sehr nach seinem Dad. Sara beobachtete die zwei. Für einen Moment war alles wieder wie früher und sie verspürte etwas wie Glücklichsein.

    „Schatz, kommst du bitte. Wir müssen zu meiner Mutter.“ Hannah Caulfield, Matts Freundin, kam den Strand entlang und winkte allen fröhlich zu. „Oh nein, die kleine Schlampe“, flüsterte Kelly. Sara sah ihre Freundin ernst an und gab ihr einen Stups. Kelly lächelte. Hannah kam zu ihnen und gab als Erstes Noah einen Kuss und wuschelte ihm durch das blonde Haar. Seit knapp neun Monaten war Matt mit ihr zusammen. Mit ihren 20 Jahren war Hannah schon eine der älteren Damen, die Matt seit der Trennung als Freundin hatte. Seine Schwäche – junge hübsche Frauen, die ihm allesamt zu Füßen lagen. Keine dieser Beziehungen hielt lange. Sie waren Zwischenfreundinnen, wie es Matt nannte. Mit Hannah war es aber was anderes. Sie machte ihn glücklich und sie liebte Noah. Die drei wirkten wie eine kleine harmonische Familie und das versetzte Sara jedes Mal einen Stich. Aber sie konnte nichts gegen Hannah sagen. Anfangs versuchte sie, sie zu hassen, aber das gab sie schnell auf und mittlerweile akzeptierte sie Hannah an Matts Seite. „Schön, dich zu sehen, Sara. Hallo Kelly!“, sagte Hannah freundlich. Sara zog ihre Strickjacke enger zusammen und lächelte Hannah an, wogegen Kelly ihr konsequent ihre Abneigung entgegenbrachte. Sara wusste nicht, warum sie es tat. Wahrscheinlich, weil Kelly dachte, dass das eine gute Freundin tun muss. Sara fand es irgendwie süß. „Alles klar. Wir kommen. Los Champion. Pack deine Sachen.“ Matt gab Noah einen liebevollen Klaps. Sara und Kelly standen auf und wischten den Sand von sich. Noah suchte seinen Rucksack und seine Jacke. Sara nahm den Kleinen in den Arm. Noah hielt sich an ihr fest. „Bis bald Mommy, ich lieb dich! Mach’s gut, Tante Kelly.“ Kelly warf ihm einen Handkuss zu. Noah rannte mit Hannah los. „Wer zuerst am Pier ist.“

    Matt schaute den beiden hinterher, er wirkte zufrieden, soviel konnte Sara erkennen. Sie schaute schnell woanders hin und beobachtete kurz das Treiben an der Promenade oben. Die Leute schlenderten an den Geschäften vorbei, genossen die Aussicht und die letzten Sonnenstrahlen. Matt atmete tief ein, so dass es Sara hören konnte. Er musterte sie ernst. „Sara, ist alles in Ordnung? Du machst keinen guten Eindruck.“ Sara versuchte zu lachen, was ihr nicht wirklich gelang. „Ach, ich hab die letzten Nächte nicht so gut geschlafen, ansonsten geht es mir gut. Vielleicht eine anrückende Erkältung.“ Matt sah sie an und sie wusste, dass er ihr kein Wort glaubte. Er lächelte trotzdem und nahm sie in den Arm. Eine warme, beruhigende Geste. „Meldest du dich nächstes Wochenende? Noah vermisst dich sehr. Er würde sich freuen, wenn du wieder mehr Zeit mit ihm verbringst.“ Sara hielt Matt fest. „Ja, ich melde mich. Versprochen!“ Sie schloss die Augen, weil sie wusste, dass sie es wahrscheinlich nicht einhalten konnte. Matt wollte etwas sagen, doch da klingelte Saras Handy.

    Sara ließ ihn sofort los, ging aus Hörweite und war in einer anderen Welt – in ihrer Welt als Polizistin. Während sie aufgeregt in ihr
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